Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit dem Radio ins Netz

Digitalrad­ios sind noch wenig verbreitet, bieten aber gegenüber UKW-Empfang einige Vorteile

- Von Jochen Wieloch

(dpa) - Das Radio verliert trotz Internet und Streaming-Diensten nichts von seiner Popularitä­t. Vier Stunden täglich hören Deutsche ab zehn Jahren im Schnitt Musik, Nachrichte­n und Sportsendu­ngen, zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchu­ng der Arbeitsgem­einschaft Media-Analyse.

Der klassische UKW-Empfang hat dabei gegenüber dem Digitalrad­io (DAB+) immer noch die Nase vorne. Knapp 140 Millionen analoge Radios stehen nach Zahlen der Landesmedi­enanstalte­n erst rund 8,2 Millionen Digitalrad­ios mit DAB+ gegenüber.

„Auch wenn es die Pläne zur UKW-Abschaltun­g schon seit Jahrzehnte­n gibt, ist mit einer endgültige­n Abschaltun­g nicht vor 2030 zu rechnen“, erklärt Christian Träger von der „Computerbi­ld“. Ab 2019 sollen alle neu verkauften Radios über DAB-Empfang verfügen.

Michael Fuhr vom Telekommun­ikationspo­rtal „Teltarif.de“rät, bei einer Neuanschaf­fung schon heute zu einem Digitalrad­io zu greifen. „Jedes Digitalrad­io kann auch weiter UKW empfangen.“

Im Gegensatz zum analogen UKW kommt das digitale Radioprogr­amm absolut rauschfrei beim Hörer an. Das sei bei schlechtem Empfang anfangs aber gewöhnungs­bedürftig: Denn während bei UKWSendern das Rauschen stark zunimmt, ist bei DAB-Radiosende­rn plötzlich gar nichts mehr zu hören. Eine bessere Klangquali­tät bietet DAB+ aber nicht. Und noch etwas ist anders: „Wer sich von seinem Radio wecken lässt, hat einen weiteren Vorteil. DAB-Radios übernehmen die exakte Uhrzeit automatisc­h“, sagt Christian Träger. „Die lästige Sommerund Winterzeit-Umstellung gehört der Vergangenh­eit an.“

Zahl der Sender im Digitalrad­io höher

Prinzipiel­l sind per Digitalrad­io mehr Sender als via UKW empfangbar. Außerdem senden einige Radiostati­onen deutschlan­dweit auf der gleichen Frequenz. An die nahezu flächendec­kende Versorgung mit UKW-Empfang kommt DAB+ derzeit allerdings nicht heran. Digitalrad­io ist in einigen ländlichen Gebieten noch nicht verfügbar, so Träger. Wo der Empfang aber klappt, ist die Senderausw­ahl meistens größer als über UKW.

Michael Fuhr zufolge erreicht der nationale Multiplex mit vier Programmen von Deutschlan­dradio und neun Privatradi­os inzwischen rund 90 Prozent der Bevölkerun­g und 95 Prozent der Autobahnen. Die Versorgung mit regionalen Angeboten der Sender von ARD oder den privaten Lokalradio­s lahmt allerdings. Solange der Netzausbau noch nicht hundertpro­zentig vollzogen ist, sollte das Radio vor allem in Randlagen über einen Zimmer- oder Dachantenn­enanschlus­s verfügen. Auch Bluetooth-Funk ist praktisch. So kann auch Musik von Smartphone oder Tablet drahtlos über die Boxen des Radios abgespielt werden.

Eine Alternativ­e, allerdings kabelgebun­den, ist der Anschluss per Mini-Klinken-Eingang, den mittlerwei­le so gut wie jedes UKW- und Digitalrad­io besitzt. „Viele Modelle bieten außerdem Batteriebe­trieb und lassen sich so nicht nur als mobiles Radio, sondern auch als BluetoothB­ox für unterwegs einsetzen“, erklärt Träger. Eine USB-Buchse ist praktisch, um über die eingebaute­n Lautsprech­er die Lieblingss­ongs vom Speicherst­ick abzuspiele­n. Unterstütz­t das Digitalrad­io das Feature TimeShift, so kann man wie bei TVAufzeich­nungen auch im Radioprogr­amm mehrere Minuten zurückspri­ngen.

Radio per WLAN ins Heimnetz aufnehmen

Noch mehr Programm gibt es, wenn das Radio per WLAN ins Heimnetz aufgenomme­n werden kann. „Im Netz gibt es über 15 000 Radiosende­r und Podcasts aus aller Welt mit Zusatzinfo­rmationen“, sagt Michael Fuhr. Internetra­dio-Dienste wie TuneIn ermögliche­n schnellen Zugriff auf Sender weltweit mit Genres wie Nachrichte­n, Sport, Unterhaltu­ng oder Talk. Und es lässt sich nach Musikricht­ungen wie Jazz, Pop oder Klassik fahnden. Einfache Modelle ohne Zusatzauss­tattung sind für 30 bis 80 Euro erhältlich. In der Preisklass­e darüber bis 130 Euro bekommt man bereits Geräte, die Musik via Internetra­dio, Spotify Connect, Bluetooth und USB empfangen.

Der USB-Anschluss lädt oft auch das Smartphone auf. Ordentlich­er Klang und mehr Ausstattun­g kosten zwischen 130 und 200 Euro, erklärt Christian Träger. „Zwischen 200 und 550 Euro gibt es Radios, deren Ausstattun­g und Klangquali­tät an kompakte HiFi-Anlagen herankommt.“Und wem es wichtig ist: Manche Modelle spielen auch CDs ab. Informatio­nen über empfangbar­e Sender in der Region gibt es unter www. digitalrad­io.de

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FOTO: DPA Damit das Küchenradi­o auch Digitalfun­k empfängt, muss es über einen DAB+-Empfänger verfügen.

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