Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Klagen ist erlaubt, Jammern nicht
Landfrauennachmittag: Vom Meistern von Lebenskrisen – Gerd Steinwand gibt Tipps mit viel Humor
- Zum „Landfrauennachmittag“hat der Landfrauenverband Biberach-Sigmaringen alle interessierten Frauen eingeladen. In den Veranstaltungsraum im Dachgeschoss der Volksbank-Raiffeisenbank Riedlingen (VR-Bank) kamen etwa 100 von ihnen aus Riedlingen bis Bad Buchau, von Obermarchtal bis Langenenslingen. Vor dem beliebten Kaffee-und-Kuchen-Termin stand ein Vortrag auf dem Programm: „Und plötzlich ist alles anders …“– Wie gehe ich mit Lebenskrisen um? Diplomtheologe Gerd Steinwand aus Allmendingen hat sich auf vielfache Weise mit dem schwierigen Thema beschäftigt. Eine sehr unterhaltsame Stunde wurde dennoch daraus für die Zuhörer.
Einen provokanten Titel hatte Steinwand für seinen Vortrag gewählt. Dass jedoch Lebenskrisen so unterhaltsam und anregend dargeboten wurden, war nicht zu erwarten gewesen. „Jeder kann etwas für sein Leben mitnehmen“, war am Ende der Tenor unter den Frauen. Und: „Ein bissle was bleibt immer hängen.“Viel Energie und Lebensmut strahlte Steinwand aus. Die Geschichten und Episoden, mit denen er seine ernsten Gedanken garnierte, unterstrichen seine Aussagen, auch in problematischen Situationen den Humor nicht zu vergessen. Dazu möchte er seinen Zuhörern Ansätze geben zum Weiterdenken, Weiterleben, Weitersprechen. Zum Mit-einander-Umgehen.
Kurzweilig und in rasantem Tempo, mit angenehmer Stimme – die auch ohne Mikrophon die Frauen in der hintersten Reihe erreichte – und dennoch akzentuiert, erzählt Steinwand anschaulich und mit vielen Gesten. Schmunzeln, noch mehr lautes und anhaltendes Lachen erntet er. Spannung aufzubauen, auch mit theologischer Geschichte und Geschichten aus der Bibel, versteht er blendend. Und immer endet er mit eigenem knitzem Schmunzeln. „Mein Handwerk ist das Mundwerk“, sagt er von sich.
Aber er gibt auch ernsthafte Ratschläge, indem er darauf verweist, was er mit seinem Vortrag erreichen möchte: Wenn jemand etwas durchgemacht habe, könne er eventuell anderen den Weg weisen. Mit dem Blick über die Reihen seiner Zuhörerinnen rechnet er – bei der Altersstruktur – mit einiger Lebenserfahrung. Und „plötzlich“, wie es im Titel heißt, geschehe eigentlich kaum ein Ereignis; meist gebe es zahlreiche Vorboten. Auch sei danach nicht alles anders, obwohl es häufig so wirke. Ihm ist wichtig, dass in solch belastenden Situationen Tatsachen beachtet und formuliert würden.
Nicht das Jammern, sondern das Klagen sei erlaubt. „Jammern ist schrecklich!“, unterstreicht er durch selbsterlebte, für seine Zuhörer gut nachvollziehbare Beispiele – auch die in schmunzeln-machende Form verpackt. Beim Klagen dagegen werde genau formuliert und das Sich-imKreis-Drehen vermieden. Ein soziales Netz aus Freundinnen und Nachbarn, das vermutlich jede der Frauen habe, helfe beim Bewältigen einer Lebenskrise.
Andrea Huckle von den Landfrauen erinnerte in ihrer kleinen Begrüßung daran, dass eigentlich ein zweijähriger Turnus bestehe bei den Nachmittagen für die Frauen, ausgerichtet von der VR-Bank. Auf vielfachen Wunsch sei daraus jedoch seit drei Jahren eine jährliche Veranstaltung geworden.