Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Heeresmusikkorps Ulm bietet exzellente Blasmusik
Begeisterndes Benefizkonzert zugunsten des Höhenfreibads Zwiefalten
- Der Musikverein Zwiefalten feiert in diesem Jahr sein 110-jähriges Jubiläum. Aufgrund persönlicher Beziehungen ist es ihm gelungen, das Heeresmusikkorps Ulm zu einem der Höhepunkte des Jubiläumsjahrs einzuladen. In bestechender Vielfalt zeigte das Orchester die ganze Bandbreite seines Könnens.
„Das Höhenfreibad Zwiefalten ist auch für unsere vielen Nachwuchskräfte im Musikverein Zwiefalten eines der Hauptanziehungspunkte im Ort“war von Seiten des Musikvereins zu hören. Daher sollen alle Einnahmen aus diesem Benfizkonzert, das deutlich mehr Besucher verdient gehabt hätte, dieser Einrichtung zugute kommen.
Saubere Trompetenklänge von zwei Solisten im Wechsel bildeten den Einzug des Orchesters mit sich weitendem Klangvolumen, das dennoch in eine sehr transparent-dezente Interpretation von „Amazing Grace“mündete. Zu abgerundet agierenden Blechbläsern gesellten die Holzblasregister, um die ganze Schönheit dieser weltumspannenden Melodie in Bearbeitung für sinfonisches Blasorchester aufleuchten zu lassen.
„Auch Melodien aus den 39 Opern von Gioacchino Rossini sind in vielen Teilen der Welt bekannt“, erläuterte Dirigent Oberstleutnant Matthias Prock als einer der beiden Moderatoren. Die vorgestellten „Drei Miniaturen“, im Umfang keineswegs kleinformatig und erst in Rossinis späterer Schaffensperiode in Paris entstanden, beinhalten zum einen spritzige Themen, die man mit dem italienischen Opernkomponisten nicht unbedingt in Verbindung bringen würde. Das Orchester verband Leichtigkeit mit Präzision zu fließenden Bewegungen, die durch exakte Einwürfe strukturiert wurden. Als Gegensatz erklangen weiche, einfühlsam formierte Motive, bei denen sich Solisten und Kleingruppen wirkungsvoll in Szene setzen konnten.
Die „Armenian Dances“von Alfred Reed gehörten zu den Höhepunkten des Konzerts. Oft über 1000 Meter hoch um den Berg Ararat gelegen, war Armenien das erste Land mit Christentum als Staatsreligion. Höhlenzeichnungen künden von Tänzen, die dem Volk sehr wichtig waren. Dies griff Alfred Reed auf, um daraus seine äußerst anspruchsvollen Tänze für sinfonisches Blasorchester zu verfassen. Vom Rebhuhn über ein Liebeslied bis zum „Auf, los geht’s“in geradezu höllischem Tempo setzten die Musiker strenge Tanzregeln als musikalische Vorgaben ebenso überzeugend um wie klanglich ganz unterschiedliche Strukturen. Harmonisch fließend wurden Solisten ins Plenum eingebunden, sodass durch die Einheit von Dirigent und Orchester ein absolut hörenswertes Klangspektrum sich ergab.
Abgerundete Symbiose
Nach dieser instrumentalen Vielfalt erklang für Freunde anspruchsvoller Marschmusik der „UNO-Marsch“als opus 1275 von Robert Stolz. Melodisch strahlende Klänge und rhythmische Präsenz gingen eine abgerundete Symbiose ein, in die auch ein kurzes weiches Intermezzo eingebunden war.
„A Cartoon Spectacular“entpuppte sich aus dem Reiche der Zeichentrickfilmmusik als wirkungsvoll inszeniertes Beispiel, grelle Impulse, burschikoses Hüpfen und linear erzählende Melodik als klangvolle Kombinationen miteinander zu verknüpfen. Äußerst virtuos ließen daraufhin Hauptfeldwebel Oliver Kull (Klarinette) und Hauptfeldwebel Tobias Stegmüller am Vibraphon mit „Swing Memoires“die Besucher eintauchen in die unvergessene Zeit von Benny Goodmann und Lionel Hampton.
Deren Evergrens, selten in einem einzigen Medley vereint, erfuhren als mitreißende Musizierkunst durch ein fantastisches SchlagzeugSolo eine besonders intensive Aufwertung.
Dies galt auch für „Nobody does it better than James Bond“. Eine Fülle bekannter Titel aus 50 Jahren James Bond in einem Medley vereint „alles geschüttelt, nicht gerührt“zeigte den Facettenreichtum des Orchesters in oft ungewöhnlichen Registerkombinationen. Mit dem „Danubia Marsch“von Julius Fucik entbot das Herresmusikkorps Ulm einen klingenden Gruß an seine Stadt. Schmissig rundeten die Musiker ihr Gastspiel in Zwiefalten ab, vom Publikum gewürdigt mit standing Ovations. Der Dank an den Beifall der Zuhörer wurde musikalisch ausgedrückt in majestätischen Marschklängen, aber auch in dem einfühlsam interpretierten „Guten Abend gut Nacht.“