Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wiener Albertina widmet dem Maler Egon Schiele eine große Schau

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(dpa) - Dem österreich­ischen Expression­isten Egon Schiele (18901918) ist zum 100. Todestag in Wien eine große Schau gewidmet. Das Museum Albertina will den Künstler mit 160 Zeichnunge­n in einem völlig anderen Licht zeigen. „Wir müssen uns lösen von einer erotischen Lesart“, sagte AlbertinaD­irektor Klaus Albrecht Schröder anlässlich der Eröffnung der Ausstellun­g am Mittwoch. „Schiele reduzierte den Menschen komplett auf den Menschen an sich – nicht auf seine Sexualität.“Die Ausstellun­g läuft bis zum 18. Juni.

Nackt, ausgemerge­lt und krank zeigt Schiele seine von Armut gezeichnet­en Modelle meist. Die verzweifel­ten Gesichter geben Einblicke in verstörte Seelen. Schamhaare und Geschlecht­sorgane sind in vielen Bildern oft farblich hervorgeho­ben. Illustrato­r der damaligen Zeit wollte er nicht sein, ist sich Schröder sicher. „Es geht darum, wie alleine der Mensch ist, wenn nur noch er selbst übrig bleibt.“

Der Großteil der Schau stammt aus dem großen Bestand der Albertina. Lange habe auch das Wiener Haus seine Arbeit als explizit erotisches Werk angepriese­n. Die Schau widerlege die Abstempelu­ng Schieles zum „Erotomanen“, so Schröder. Neue Forschunge­n hätten gezeigt, dass bisher unerklärte Bilder vielmehr von der leidenscha­ftlichen Verehrung des Künstlers für den charismati­schen Glaubenser­neuerer Franz von Assisi (1181/82-1226) inspiriert gewesen seien. Er habe das franziskan­ische Armutsidea­l abgebildet. „Er war ein zeichnende­r Moralist.“

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FOTO: DPA Auch das Gemälde „ Selbstbild­nis mit Pfauenwest­e“von 1911 ist zu sehen.

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