Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schwarzes Loch aus seiner Galaxie geschleudert
(dpa) - Ein gigantischer Gravitationswellen-Tsunami hat ein supermassereiches Schwarzes Loch aus dem Herz seiner Heimatgalaxie geschleudert. Das zumindest schließen Astronomen aus Beobachtungen mit dem „Hubble“-Weltraumteleskop. Das Schwarze Loch mit einer Masse von mehr als einer Milliarde Sonnen schießt demnach mit einer Geschwindigkeit von 7,6 Millionen Kilometern pro Stunde aus seiner Heimatgalaxie heraus.
Die Wissenschaftler um Marco Chiaberge vom Space Telescope Science Institute in Baltimore hatten mit dem Weltraumteleskop eine rund acht Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie untersucht. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Die Galaxie gehört zu einem Galaxienhaufen – und die Astronomen hatten nach Anzeichen für verschmelzende Sternsysteme gesucht. Zu ihrer Überraschung beobachteten sie dabei einen sogenannten Quasar in den Außenbezirken der untersuchten Galaxie.
Quasare sind normalerweise die Kerne aktiver Galaxien. Sie werden von einem zentralen Schwarzen Loch angetrieben. Die Schwarzen Löcher selbst lassen sich nicht beobachten, aber die Quasare strahlen meist heller als eine ganze Galaxie. „Schwarze Löcher hausen im Zentrum von Galaxien, daher ist es ungewöhnlich, einen Quasar nicht im Zentrum zu beobachten“, erläutert Chiaberge. Die Forscher errechneten, dass dieser Quasar sich mit seinem supermassiven Schwarzen Loch rund 35 000 Lichtjahre vom Zentrum seiner Galaxie entfernt hat. Das ist weiter als die Distanz der Sonne zum Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Die Geschwindigkeit des Quasars mit der Katalognummer „3C 186“legt nahe, dass er seine Galaxie in etwa 20 Millionen Jahren verlassen und dann durchs Weltall vagabundieren wird.
Um einem derart massereichen Schwarzen Loch diese Geschwindigkeit zu verleihen, ist die Energie von 100 Millionen gleichzeitig explodierenden Supernovae nötig, wie die Astronomen erläutern. Die Wissenschaftler haben das ungewöhnliche System mit zahlreichen Teleskopen untersucht.