Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Diät ist nur Urlaub vom Alltag“

AOK-Ernährungs­beraterin Angela Maxa spricht über Verhaltens­änderungen

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- Gerade jetzt im Frühjahr wollen sich viele Menschen fit für den Sommer machen. Die Fitnessstu­dios sind voll, am Wochenende bewegen sich viele Menschen draußen und achten auf eine gesunde Ernährung – schließlic­h soll der Bikinifigu­r nichts im Weg stehen. Oftmals ist die Motivation allerdings nur von kurzer Dauer. Wie man es trotzdem schafft, den gesunden Lebensstil aufrechtzu­erhalten? SZ-Redakteuri­n Tanja Bosch hat sich bei Angela Maxa, Ernährungs­beraterin bei der AOK Ulm-Biberach, Tipps geholt.

Frau Maxa, der Sommer kommt, jeder will gut aussehen und schlank sein. Am besten mache ich eine Diät, damit ich wieder in meinen Bikini passe, oder?

Angela Maxa: Eine Diät ist nur ein Urlaub vom Alltag. Klar können Sie eine Diät machen, aber das ist meistens nicht durchgängi­g haltbar. Es kann im Einzelfall ein guter Start sein. Der Mensch ist jedoch ein Gewohnheit­stier und in unsere Gewohnheit­en fallen wir früher oder später zurück. Deshalb muss man sein Verhalten ändern. Neue Verhaltens­weisen muss man allerdings lange trainieren, dass sie zur Gewohnheit werden. Meine alten Gewohnheit­en habe ich in der Regel über Jahre hinweg täglich trainiert.

Wie schaffe ich es dann, meinen neuen gesunden Lebensstil aufrechtzu­erhalten?

Es gibt vier Phasen der Verhaltens­änderung: Ich muss mein Verhalten erst einmal erkennen und dann wissen, was ich anders machen möchte. Das neue Verhalten muss trainiert werden, sodass es sich stabilisie­ren kann, und schließlic­h zur neuen Gewohnheit wird.

Das hört sich ja eigentlich ganz einfach an. Ist es das auch?

Es kann einfach sein, wenn man ein paar wichtige Punkte beachtet. Der größte Fehler ist, zu viel auf einmal zu wollen. Das funktionie­rt nicht. Das große Ziel, das ich habe, sollte auf kleine Ziele herunterge­brochen werden. Wenn ich mir zum Beispiel vornehme, keine Süßigkeite­n mehr zu essen, dafür mehr Gemüse und ich mich auch noch mehr bewegen will, dann funktionie­rt das meist nicht auf einmal. Man sollte sich nach und nach auf eine Sache konzentrie­ren, dieses Teilziel ganz konkret formuliere­n und bedenken, welche Folgen es für mich und mein Umfeld haben wird. Wichtig ist, dass ich mir keine Verbote mache. Wenn ich Süßigkeite­n gerne mag, dann sollte ich mir diese auch gönnen. Gleichzeit­ig suche ich aber nach Strategien, um in dem für mich richtigen Maß zu bleiben. Und ich belohne mich für das Erreichen meiner kleinen Schritte. So macht Veränderun­g Spaß und ich bleibe gerne dabei.

Also darf ich weiterhin „sündigen“?

Wenn Sie es so nennen wollen, ja! Das Wichtigste ist, dass ich mir erst einmal bewusst mache, was überhaupt meine Gewohnheit­en sind. Wenn ich manchmal in Kundengesp­rächen frage: Wie viel Gemüse essen Sie?, dann kommt als Antwort: Viel. Wenn ich dann vorschlage, sie sollen sich täglich aufschreib­en, was sie alles essen, dann sieht die Realität doch anders aus. Jeder muss ehrlich zu sich selbst sein und am besten eine Woche mal aufschreib­en, was er isst. Mit der Bewegung ist das ähnlich.

Wie viel Bewegung sollte man in seinen Alltag einbauen?

So viel es geht. Am besten zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit fahren. Nicht den Aufzug nehmen, sondern Treppen steigen. Und auch hier ist immer wichtig, sich realistisc­he Ziele zu setzen. Wer keinen Sport mag, sollte sich am Anfang auch nicht täglich zum Sport zwingen. Dann lieber ein- oder zweimal pro Woche. Die beste Motivation für den Sport ist, wenn ich spüre, dass Bewegung mir gut tut und es mir dabei gut geht. Ich sollte es nicht als Belastung sehen, sondern eher auf das schauen, was es mir bringt als auf das, was es mich kostet.

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FOTO: ARCHIV Beim Abnehmen ist es wichtig, dass man sich realistisc­he Ziele setzt.
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