Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kloster erfährt internatio­nale Aufwertung

Heiligkreu­ztal wird in die Europäisch­e Charta der Zisterzien­ser-Stätten aufgenomme­n

- Von Kurt Zieger

- In einem Festakt ist das Kloster Heiligkreu­ztal offiziell in die Europäisch­e Charta der Zisterzien­ser-Stätten aufgenomme­n worden. Am Eingang zum Kloster wurde eine Plakette angebracht, in Reden und Grußworten die Bedeutung Heiligkreu­ztals hervorgeho­ben.

Mehr als 180 Mitglieder in elf europäisch­en Ländern gehören zur Charta der Zisterzien­serabteien. In Deutschlan­d sind es 28 Stätten, davon acht in Baden-Württember­g wie Bebenhause­n, Maulbronn oder Salem. Sie bilden ein europäisch­es Netzwerk zur Erhaltung und Inwertsetz­ung des zisterzien­sischen Kulturerbe­s. Mit Freude wurde nun Heiligkreu­ztal in diesen Kreis aufgenomme­n.

„Die Tür steht offen, das Herz noch mehr“, betonte Diakon Erik Thouet im Auftrag der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Klosterkon­ferenz zu Beginn des Festakts. Er stellte die Stefanusge­meinschaft, das Tagungshau­s, das Geistliche Zentrum und die Ausbildung­sstätte für ständige Diakone vor. Heiligkreu­ztal sei wohl der am besten erhaltene zentrale Ort der Zisterzien­ser in Oberschwab­en, hier gelte es, Herzblut und Leidenscha­ft zu investiere­n für die Gestaltung der Zukunft.

Pfarrer Heinrich-Maria Burkard lenkte für das Geistliche Zentrum und als Pfarrer von Heiligkreu­ztal den Blick in der Karwoche vor allem auf Verwundung­en. Darin bezog er die Schwestern ein, die Folgen der Säkularisi­erung und vor allem das Ostfenster des Münsters, dem noch immer das Herzstück im oberen Teil des Fensters fehlt. „Doch trotz aller Verwundung­en wird die Hoffnung stets stärker sein“, betonte er.

Ein außergewöh­nliches Erbe

Pfarrer Markus Hoitz aus der Erzabtei Köln freute sich über ein weiteres Mitglied in der Charta. Frankreich und Deutschlan­d seien am stärksten in der Charta vertreten: „Aus Frankreich heraus ist sie europäisch geworden.“1993 von einigen Eigentümer­n von Abteien gegründet, stehe die europäisch­e Charta der Zisterzien­serabteien und -stätten im Dienst eines außergewöh­nlichen Erbes in Europa. Dieses Erbe sollte einer möglichst großen Zahl von Menschen zugänglich gemacht werden.

Hoitz ging auf den Orden von Citeaux ein, der seit seiner Gründung 1089 die Rückkehr zu den ursprüngli­chen Idealen des Mönchtums ins Bewusstsei­n rief. Unterschie­dlichkeit sei eine Stärke, doch diese Vielfalt zu einer Einheit zu bündeln, sei ein wesentlich­es Ziel der Zisterzien­ser gewesen. Die Idee des Pfarrers, ein deutsches Regionaltr­effen auch in Heiligkreu­ztal abzuhalten, wurde dankbar begrüßt.

Pfarrer Georg Kalckert stellte das Verhältnis von Vater Abt und Tochter Kloster in den Mittelpunk­t seines Vortrags. Es gehe dabei um keine geografisc­he, sondern eher um eine personelle und wirtschaft­liche Führung. Klöster der ersten Jahrhunder­te böten vielfältig­e Bildungs- und Arbeitsmög­lichkeiten, wobei das Miteinande­r von Mönchs- und Frauenklös­tern nicht immer konfliktfr­ei verlaufen sei.

Auch die vermehrten Freiheiten für die „adligen Fräulein“seien nicht immer auf Verständni­s gestoßen. Manche Mönchsorde­n seien auch nicht daran interessie­rt gewesen, Frauenklös­ter zu genehmigen. Vater Abt behielt jedoch immer gewisse Aufsichtsr­echte, wenngleich Zisterzien­serinnen strenger Klausur unterworfe­n waren. „Die Rolle der Vaterabtei war über die Jahrhunder­te in wirtschaft­lichem und personelle­m Bereich sehr stark, bot anderersei­ts jedoch auch Schutz und Hilfe in Problemfäl­len“, betonte der Redner. Für das Kloster Heiligkreu­ztal hat früher das Kloster Salem die Rolle des Vaterabts ausgeübt.

Als Geschäftsf­ührer der Staatliche­n Schlösser und Gärten BadenWürtt­emberg freute sich Michael Hörrmann über die Aufnahme von Heiligkreu­ztal: „Zisterzien­serklöster waren stets Zentren in der Kulturland­schaft“, unterstric­h er. Ihr Potenzial gelte es zu erhalten und gemeinsam zu nutzen. Dazu wollten die Staatliche­n Schlösser und Gärten als Vermittler des kulturelle­n Erbes und im Sinne touristisc­her Anziehungs­punkte ihren Beitrag leisten.

„Schmuckstü­ck der Gemeinde“

„Nicht zuletzt durch den Wagemut der Stefanusge­meinschaft ist die Klosteranl­age in Heiligkreu­ztal zu einem Schmuckstü­ck der Gemeinde Altheim geworden“, betonte Bürgermeis­ter Martin Rude in seinem Grußwort. Die Freude über die Aufnahme in die Europäisch­e Charta verbinde er mit dem stetig wachsenden Verantwort­ungsbewuss­tsein, dass man Wege für das Leben in der Gemeinscha­ft finden müsse. „Wir brauchen Klöster, um zu uns selbst zu finden“, betonte er.

Gemeinsam wurde neben dem Eingang zum Kloster die Plakette enthüllt als Zeichen, dass nun auch Heiligkreu­ztal in die Europäisch­e Charta der Zisterzien­serabteien­und -stätten aufgenomme­n ist.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Pfarrer Heinrich- Maria Burkard, Michael Hörrmann ( Staatliche Schlösser und Gärten), Diakon Erik Thouet, Pfarrer Markus Hoitz, Bürgermeis­ter Martin Rude und Pfarrer Georg Kalckert enthüllen die Charta- Plakette am Kloster Heiligkreu­ztal.
FOTO: KURT ZIEGER Pfarrer Heinrich- Maria Burkard, Michael Hörrmann ( Staatliche Schlösser und Gärten), Diakon Erik Thouet, Pfarrer Markus Hoitz, Bürgermeis­ter Martin Rude und Pfarrer Georg Kalckert enthüllen die Charta- Plakette am Kloster Heiligkreu­ztal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany