Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Entdecken, Verweilen, Erinnerungen wecken
Charlotte Mayenberger hat einen erfrischenden Streifzug durch die Stadtgeschichte verfasst
- Ob in Stadtführungen, in Ausstellungen und immer wieder auch in Veröffentlichungen: Charlotte Mayenberger beschäftigt sich schon seit gut 30 Jahren mit der Geschichte ihrer Heimat. Da ist es eigentlich nur konsequent, dass die Buchauerin nun eine komplette Heimatgeschichte vorgelegt hat. „Bad Buchau – Meine Stadt“ist für Gäste ein informativer Überblick über die Buchauer Geschichte und für Einheimische eine Quelle der Erinnerungen – und auch persönliche Hommage an die Heimat am Federsee.
„Es ist richtig schön herausgekommen“, freut sich Charlotte Mayenberger, als sie behutsam die Folie von dem festen Einband entfernt, durch die 165 Seiten blättert, die historischen Aufnahmen und leuchtenden Farbfotografien betrachtet. Zwei Jahre nach der ersten Idee kann die Buchauerin nun ihre Stadtgeschichte in den Händen halten. Und obwohl Mayenberger in der Buchauer Geschichte bestens bewandert ist, habe sie dafür „nicht einfach aus dem Vollen schöpfen“können, sondern viel im Stadtarchiv gestöbert und historische Quellen gelesen. „Manches war komplett neu für mich“, sagt Mayenberger mit der Begeisterung der Heimathistorikerin: Dass sich etwa schon im 15. Jahrhundert Hinweise auf eine Schule in Buchau finden, habe sie erst bei ihrer Recherche erfahren. „Das ist schon ungewöhnlich – für so eine kleine Stadt damals.“
„Ich bin keine Wissenschaftlerin – ich mag meine Stadt und möchte meiner Stadt etwas geben.“Charlotte Mayenberger
Ihre Faszination für Geschichte hat Mayenberger auch in ihre Stadtgeschichte fließen lassen, die sich zwar informativ, aber keineswegs sperrig und spröde liest. Entstanden ist keine gewöhnliche Ortschronik, sondern ein kenntnisreicher und erfrischender Streifzug durch die Stadtgeschichte, untergliedert in einzelnen Etappen. Die Aufteilung in Kapitel – etwa zum Freiweltlichen Damenstift, Kirchen und Kapellen, der Jüdischen Gemeinde, der Eisenbahngeschichte oder der Entwicklung des Marktplatzes – lädt dazu ein, bei bestimmten Themen länger zu verweilen oder auch mal quer einzusteigen. Dem einst eigenständigen Stadtteil Kappel hat Mayenberger ein eigenes Kapitel gewidmet. „Das war eine bedeutende Gemeinde“, betont die Heimathistorikerin.
Bei aller historischer Sorgfalt erhebt Mayenberger aber keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. So führt sie zwar im Anhang eine beachtliche Liste an Quellen auf – auch der Buchauer Chronist Johann Evangelist Schöttle gehört dazu –, verzichtet aber auf umständliche Fußnoten. Stattdessen setzt die Buchauerin lieber auf eine reiche Bebilderung, darunter viele historische Aufnahmen, die sie teilweise modernen Stadtansichten gegenüberstellt. Damit erinnert ihre Stadtgeschichte schon fast an einen prächtigen Bildband, der vor allem Einheimische dazu anregt, zu entdecken, zu vergleichen und Erinnerungen wachzurufen. „Das wäre mein schönstes Kom- pliment, wenn jemand zu mir sagt, dass er beim Durchblättern an dem Buch hängenbleibt“, sagt Mayenberger. „Ich bin keine Wissenschaftlerin – ich mag meine Stadt und möchte meiner Stadt etwas geben.“
So ist „Bad Buchau – Meine Stadt“ein zwar im Stil sachliches, aber nicht nüchternes und vor allem ein sehr persönliches Buch geworden – das spiegelt sich bereits im Titel wieder. Ein Buch, das Mayenberger auch in einer persönlich schwierigen Zeit begleitet hat. Als die Buchauerin vor zwei Jahren mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, habe sie nach etwas gesucht, „an dem ich mich halten kann“. So sei sie dem Wunsch nachgekommen, den sie immer wieder von Besuchern ihrer Stadtführungen gehört habe: ein Überblick über die spannende, vielseitige Buchauer Stadtgeschichte. Nicht immer sei ihr die Arbeit an diesem Großprojekt während ihrer kräftezehrenden Krankheit leicht gefallen, gesteht Mayenberger: „Aber wenn ich etwas anfange, mache ich es auch fertig.“Und diese Hartnäckigkeit zahlt sich nun aus: „Das Buch ist fertig und auch gesundheitlich ist alles auf einem guten Weg“, sagt Mayenberger und lacht. „Jetzt kann es doch nur noch besser werden.“
von Charlotte Mayenberger ist in der Biberacher Verlagsdruckerei erschienen, kostet 14,80 Euro und ist ab sofort im Buchhandel, in der Tourist- Info, im Gedenkraum „ Juden in Buchau“und bei Schreibwaren Lutz in Bad Buchau erhältlich.