Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Nabu-Mitglieder kritisieren EU-Agrarpolitik
Mitgliederversammlung beim Nabu Bad Buchau-Federsee – Frosdorfer bleibt Vorsitzender
(sz) - Viele Stunden ehrenamtliche Arbeit für Mensch und Natur haben die Mitglieder des Nabu Bad Buchau-Federsee auch im vergangenen Jahr geleistet. Vorsitzender Siegfried Frosdorfer gab bei der Mitgliederversammlung einen Überblick.
So nahm die Mitglieder etwa die Aktion „Pro Storch Betzenweiler“in Anspruch genauso wie fortwährende naturschutzfachliche Betreuung des städtischen Biotops Iltishalde, eine Obstbaum- und Heckenpflanzmaßnahme in Moosburg-Brackenhofen, naturkundliche Führungen im Auftrag des Nabu-Naturschutzzentrums, vogelkundliche Bestandsaufnahmen an der Donau und am Federsee, Biotoppflege in Betzenweiler und ständige Fledermaus-Schutzmaßnahmen.
Blumenwiesen als Lebensraum
In seiner nachfolgenden Ansprache ging Vorsitzender Siegfried Frosdorfer dann auf grundsätzliche Themen ein. Der Nabu Bad Buchau-Federsee begrüße sehr die Gründung eines Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) im Kreis Biberach. Der LEV müsse natürlich einen deutlichen Mehrwert für die Natur erbringen. Hierbei geht es auch um den Erhalt und die naturschutzfachliche Pflege der typischen oberschwäbischen Blumenwiesen, der Flachland-Mähwiesen. Diese müssen so gemäht und entsprechend gedüngt werden, dass eine höchstmögliche Artenvielfalt an bunten Wiesenblumen mit den daran angepassten Wildbienen und Schmetterlingen eine Lebensgrundlage habe.
Dann erläuterte und zitierte Frosdorfer die Zielvorstellungen der Nabu-Livingland-Initiative zur Landwirtschaft und zur EU-Agrarpolitik. Hierzu läuft bis zum 2. Mai eine öffentliche Bürgerbefragung (auch im Internet unter www.living-land.de und www.nabu.de.) „Die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union ist gescheitert“, findet Frosdorfer. „Sie verhindert weder Artennoch Höfesterben. Zurzeit fließen rund 40 Prozent des EU-Haushaltes, jährlich mehr als 60 Milliarden Euro, in die Landwirtschaft.“Den größten Anteil trage der deutsche Steuerzahler. Die Förderung erfolge überwiegend durch pauschale Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistung.
Das Nabu-Modell setze auf wesentlich stärkere Zahlungen an Landwirte, die ihre Flächen naturverträglich bewirtschaften und besondere Maßnahmen für die Artenvielfalt leisten. „Betriebe dagegen, die nur Mindeststandards der Umweltgesetze einhalten, sollen keinen Cent mehr erhalten“, so Frosdorfer. Als Ziel sei zu erwarten, dass künftig 75 Prozent der deutschen Agrarfläche besonders naturverträglich bewirtschaftet werden könnte – „mit höherem Einkommen für die teilnehmenden Landwirte.“
Bei den anschließenden Wahlen wurden im Wesentlichen die bewährten Naturschützer wiedergewählt (siehe Kasten).