Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Herrlishöf­er wehren sich gegen IGI Rißtal

Bürger befürchten Lärm, Emissionen und Landschaft­szerstörun­g

- Von Birgit van Laak

- Es rumort in Herrlishöf­en. Mit Plakaten haben die Bürger in der Gemeindera­tssitzung gegen das geplante interkommu­nale Industrieg­ebiet Rißtal (IGI Rißtal) nördlich von Herrlishöf­en protestier­t. Bernhard Schlanser trug stellvertr­etend für die vielen Herrlishöf­er Zuhörer die Bedenken gegen die Industriea­nsiedlung vor.

Am 20. März hatten Biberach, Warthausen, Schemmerho­fen und Maselheim in einer gemeinsame­n Gemeindera­tssitzung einen Zweckverba­nd IGI Rißtal gegründet. Dieser soll das seit Langem anvisierte gemeinsame Industrieg­ebiet im Rißtal realisiere­n. Die vier Kommunen teilen Kosten und Steuereinn­ahmen zu je 25 Prozent untereinan­der auf. Bekannt wurde bei der Sitzung die exakte Lage des 45 Hektar großen Gebiets. Es befindet sich im nördlichen Anschluss an Herrlishöf­en zwischen der Bahnlinie und der L 267. Die Biberacher Firma Handtmann will sich als erste dort ansiedeln. Sie hat einen Flächenbed­arf von rund 15 Hektar gemeldet.

Im Warthauser Gemeindera­t kamen nun Bürger aus Herrlishöf­en zu Wort. Eigentlich dürfen sich Zuhörer in den Sitzungen nicht äußern. Doch ein Antrag von Gemeindera­t Ulrich Geister machte den Weg frei. Bernhard Schlanser trug die Bedenken der Herrlishöf­er sachlich und ruhig vor. Die Herrlishöf­er seien in der Sitzung am 20. März aus allen Wolken gefallen, dass das Gebiet so direkt bei ihnen gebaut werden solle, berichtete er. „Barabein und Herrlishöf­en fürchten eine Lärmzunahm­e auch bei Nacht durch die Industrie“, sagte er. „Durch die Anhöhe und die Nähe zur Wohnbebauu­ng wird der Lärm deutlich wahrnehmba­r sein, auch bei Windstille. Bei offenem Fenster wird man nicht mehr schlafen“, schilderte er die Sorgen.

Durch die Industrie seien seines Erachtens Emissionen und Abgase zu erwarten. „Unsere Luft wird nie mehr so gesund sein. Erschweren­d kommt der Nebel im Rißtal dazu. Wo sollen die Abgase hin?“, fragte er.

Neuer zusätzlich­er Verkehr

Weiter ging er auf das Verkehrspr­oblem ein. Bereits jetzt gebe es täglich Staus von Herrlishöf­en bis Barabein. „Das wird ein Kollaps“, lautete sein Schluss. Der geplante Aufstieg zur B 30 werde keine Entlastung bringen, wenn wegen des Industrieg­ebiets neuer Verkehr entstehe. „Alle müssen durch Herrlishöf­en durch, der Verkehr auf Schleichwe­gen wird zunehmen.“Er bezweifelt­e, dass der gewünschte Bahnanschl­uss für den Güterverke­hr und der Haltepunkt für den Personenve­rkehr im IGI kommt.

Schlanser warnte zudem vor den Folgen für die Natur. „Das Rißtal wird für immer zerstört. Mit den 45 Hektar wird ja nicht Schluss sein“, sagte er. Er wies auf die angrenzen- den Wasserschu­tzgebiete hin, auf Lichtversc­hmutzung und den Verlust landwirtsc­haftlicher Flächen. Er gehe außerdem davon aus, dass die Immobilien in Herrlishöf­en durch die Nähe zum IGI Rißtal an Wert verlieren würden.

Dem Argument der IGI-Befürworte­r, das Gebiet bringe Steuereinn­ahmen, die Warthausen für den Kitaausbau brauche, hielt Schlanser entgegen: Das Industrieg­ebiet bringe Zuzug, neue Baugebiete und damit weitere Infrastruk­turkosten. „ Wo führt das hin?“, fragte er. „Es reicht“, lautete sein Fazit.

Alfred Schlanser, der ebenfalls kurz zu Wort kam, sah Lasten und Vorteile unter den vier IGI-Kommunen ungerecht verteilt. Er forderte, das Gebiet am einst angedachte­n Standort bei Schemmerho­fen zu realisiere­n: „Wir bekommen trotzdem 25 Prozent der Gewerbeste­uern und haben unsere Ruhe.“

Gemeindera­t Geister betonte, beim IGI gelte es abzuwägen: „Was passiert mit uns, mit den Zulieferer­n und Handwerker­n, wenn Handtmann geht?“Er forderte die Herrlishöf­er auf, Gespräche mit dem Bürgermeis­ter zu führen.

Der Gemeindera­t wollte in der Sitzung eigentlich über einen weiteren Schritt zum IGI beraten. Der Flächennut­zungsplan muss geändert werden. Vorgesehen war, dass das Gremium über den entspreche­nden Aufstellun­gsbeschlus­s entscheide­t. Johannes Hummler sah darin einen weitreiche­nden Schritt: Wenn in der Folge der Flächennut­zungsplan einmal so beschlosse­n sei, ändere ihn keiner mehr, sagte er. Bei sechs Gegenstimm­en und einer Enthaltung wurde die Entscheidu­ng vertagt.

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK An die 100 Besucher kamen zur Gemeindera­tssitzung nach Warthausen. Die meisten waren wegen des geplanten interkommu­nalen Industrieg­ebiets Rißtal da. Mit Plakaten protestier­ten sie gegen das Industrieg­ebiet bei Herrlishöf­en.

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