Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tausende Schweden trotzen mit einer „Liebes-Kundgebung“dem Terror
Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm hat die Polizei zwei Verdächtige festgenommen – 39-jähriger Usbeke sollte abgeschoben werden
(dpa/AFP) - Nach dem Lkw-Anschlag haben Tausende Menschen in Stockholm ein Zeichen gegen Gewalt und Terror gesetzt. Bei einer Kundgebung auf einem zentralen Platz in der schwedischen Hauptstadt gedachten sie am Sonntag der vier Todesopfer mit einer Schweigeminute.
Die Polizei geht davon aus, dass ein 39-jähriger Usbeke am Freitag mit einem Lkw in einer Einkaufsstraße in eine Menschenmenge gerast war. Der Mann hat sich nach Behördenangaben einer Abschiebung entzogen und Sympathien für die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) und andere „extreme Organisationen“gezeigt. Die Ermittler nahmen derweil am Sonntag eine zweite Person unter Terrorund Mordverdacht fest.
Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag in der belebten Stockholmer Drottninggatan waren vier Menschen getötet worden, 15 wurden verletzt. Zwei der Toten stammten den Behörden zufolge aus Schweden, die anderen beiden aus Großbritannien und Belgien. Unter den Todesopfern ist auch ein elfjähriges Mädchen, das gerade von der Schule kam.
In der Nähe des Anschlagsortes in Stockholm versammelten sich Tausende zu einer „Liebes-Kundgebung“. Um 14.53 Uhr, der Uhrzeit des Anschlags vom Freitag, war es auf dem Platz komplett still. Viele hielten sich an den Händen und weinten. Heute soll es eine landesweite Schweigeminute geben.
Die Beweislage gegen den am Freitag festgenommenen 39-Jährigen habe sich erhärtet, sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei. Den Ermittlern zufolge beantragte der Mann 2014 eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden. Im Juni 2016 entschied die Migrationsbehörde demnach, ihn auszuweisen. Da er das Land nicht verließ, wurde nach ihm gesucht. Details zu der zweiten Festnahme gab die Staatsanwaltschaft nicht bekannt.
Verstärkte Polizeipräsenz
Die schwedische Polizei sucht derweil weiter nach möglichen Helfern des mutmaßlichen Attentäters. „Wir haben viele Kontrollen durchgeführt und Wohnungen in Stockholm durchsucht“, sagte Evensson. „Ungefähr fünf“Personen würden festgehalten. Etwa 500 Menschen seien befragt worden. Die Ermittler untersuchten außerdem einen verdächtigen Gegenstand, der auf dem Lkw-Fahrersitz gefunden worden war. Medien hatten spekuliert, es könnte sich um eine Bombe handeln. Die schwedische Polizei will künftig verstärkt Präsenz zeigen. Zehn Tage lang sollen zudem alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden.
Schwedens König Carl XVI. Gustaf verurteilte den Lkw-Anschlag als „verachtenswürdig“. Doch ihm gebe Hoffnung, „dass all diejenigen unter uns, die helfen wollen, viel zahlreicher sind als diejenigen, die uns schaden wollen“, sagte der Monarch vor dem Königspalast. Carl Gustaf und seine Frau, Königin Silvia, hatten eine Brasilien-Reise abgebrochen und waren nach dem Anschlag nach Schweden zurückgekehrt.