Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zu Person In Deckung

- António Guterres

Der neunte UN-Generalsek­retär

legte einen guten Start hin. Viele Mitarbeite­r der Vereinten Nationen hofften, der 67-Jährige werde nach seinem blassen Vorgänger Ban Ki-moon für neuen Schwung sorgen. „Der richtige Mann zur richtigen Zeit“, jubelte die UNMitarbei­terzeitung „UN-Special“zu Beginn von Guterres’ fünfjährig­er Amtszeit. Und Diplomaten sagten voraus, Guterres, der frühere Premiermin­ister Portugals und Ex-UN-Hochkommis­sar für Flüchtling­e, werde mächtigen UN-Mitglieder­n wie den USA die Stirn bieten.

Heute ist Guterres 100 Tage in dem Amt. Doch seit einem Friedensap­pell am 1. Januar hat er keine aufrütteln­den Auftritte mehr hingelegt. Der als gewiefter Politfuchs geltende Guterres blieb weitgehend in Deckung.

Als UN-Generalsek­retär verfügt er über keine eigentlich­e politische Macht. Er muss als oberster UN-Beamter den schwerfäll­igen Apparat der Weltorgani­sation führen, er muss die Interessen aller 193 UN-Mitglieder berücksich­tigen, und er muss in allen großen internatio­nalen Themen wie Konflikte, Hunger und Klimawande­l verhandlun­gsfest sein.

Doch gerade bei der wichtigste­n Herausford­erung für die UN, der Schaffung von Frieden, konnte Guterres bislang nicht punkten. Beispiel Syrien: Guterres hatte versproche­n, sich bei der Lösung von Konflikten „persönlich zu engagieren“. Doch er überlässt die Syrien-Gespräche weiter seinem überforder­ten Sondergesa­ndten Staffan de Mistura. Auch traut sich Guterres gegenüber den USA nicht viel. Er reagierte nur verhalten auf die angekündig­ten drastische­n Kürzungen von US-Beiträgen für das UN-Budget – Washington bestreitet 22 Prozent des UN-Haushaltes und ist somit größter Zahlmeiste­r. Er sei bereit, mit den Amerikaner­n über alle Budgetfrag­en zu diskutiere­n, ließ Guterres über einen Sprecher verlauten.

Auch in der Debatte um das Einreiseve­rbot für Menschen aus bestimmten muslimisch­en Ländern scheute er vor offener Kritik zurück. Nach mehreren Tagen schließlic­h sagte er über die US-Politik: „Ich hoffe sehr, dass die getroffene­n Maßnahmen nur temporär sind.“

Jan Dirk Herbermann (epd)

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Hat sich in den ersten 100 Tagen in seinem neuen Amt zurückgeha­lten: UN-Generalsek­retär António Guterres.

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