Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Flugzeugtr­äger soll Druck auf Nordkorea erhöhen

Spannungen wegen des Atomprogra­mms nehmen weiter zu – US-Präsident Trump demonstrie­rt Stärke

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(dpa) - Nordkoreas Atomprogra­mm gilt in der asiatische­n Region und darüber hinaus als hohes Sicherheit­srisiko. Vor allem die USA versuchen, den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen. US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping einigten sich bei ihrem Treffen in Florida auf eine stärkere Zusammenar­beit im Streit um Nordkoreas Atomprogra­mm. Nur kurz nach dem Treffen in Florida setzten die USA Kriegsschi­ffe in Marsch, um sie näher an die koreanisch­e Halbinsel heranzubri­ngen. Doch Machthaber Kim Jong-un zeigt sich unbeeindru­ckt. Was treibt ihn an? Diese und weitere Fragen beantworte­n Dirk Godder und Jörn Petring.

Was beabsichti­gen die USA?

Washington will den Druck auf die Führung in Pjöngjang erhöhen. Ziel ist, Nordkorea zu einem Verzicht auf sein Atom- und Raketenpro­gramm zu bewegen, das von den USA als wachsende Bedrohung wahrgenomm­en wird. Einen militärisc­hen Konflikt mag sich in Washington derzeit niemand vorstellen. Doch die USA unter Präsident Trump scheinen zunehmend ungeduldig­er auf Nordkorea zu reagieren – der Ton wird härter und drohender. Außenminis­ter Rex Tillerson sagte im März in Südkorea, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Trump drohte mit einem Alleingang im Konflikt mit Nordkorea – das heißt, notfalls auch ohne China. Dass die USA jetzt eine Flugzeugtr­äger-Gruppe in Richtung der koreanisch­en Halbinsel in Gang setzten, wird in der Region als klare StärkeDemo­nstration gegenüber Pjöngjang verstanden.

Wie steht Peking zur Entsendung der US-Kriegsschi­ffe?

Eine offizielle Stellungna­hme der chinesisch­en Regierung gab es zwar bisher nicht. Dass US-Kriegsschi­ffe Kurs auf Korea gesetzt haben, ist aber sicher nicht in ihrem Sinne. Peking strebt zwar eine koreanisch­e Halbinsel ohne Atomwaffen an und trägt deshalb wirtschaft­liche Sanktionen mit. Eine militärisc­he Krise oder gar ein Kollaps Nordkoreas wollen die Chinesen jedoch verhindern. US-Soldaten, die im Falle einer Wiedervere­inigung beider Koreas direkt an der chinesisch­en Grenze stünden, sind nicht im Interesse Pekings. Peking sieht Gespräche als einzige Option, um die Krise in Korea zu lösen. Welche Politik verfolgt Nordkoreas ● Machthaber Kim Jong-un? Seit Kim Jong-un nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il Ende 2011 an die Macht gelangte, treibt Nordkorea trotz scharfer internatio­naler Sanktionen sein Atomprogra­mm rascher voran. Ideologisc­h sieht man den Sohn, der nach unterschie­dlichen Angaben 33 oder 34 Jahre ist, in der Nachfolge seines Vaters. Auf dessen „Militär-zuerst“-Politik folgte die sogenannte „Byongjin“-Linie, die mittlerwei­le als ein Markenzeic­hen des Sohnes gilt. Sie sieht den Aufbau einer Atomstreit­macht und die parallele Belebung der maroden Wirtschaft vor. Kims Kurs wird von Südkorea und vom Westen als unrealisti­sch kritisiert. Kim treibe das Land mit seiner Atompoliti­k nur weiter in die Isolation, lautet der Vorwurf.

Warum entwickelt Nordkorea Atombomben?

Nordkorea unterhält zwar eine Armee von über einer Million Soldaten, doch deren Ausrüstung gilt als veraltet. Die Führung weiß, dass das Land waffentech­nisch den USA und deren Verbündete­n wie Südkorea und Japan unterlegen ist. Südkorea geht daher davon aus, dass Nordkorea seine „asymmetris­chen Fähigkeite­n“und das Atomwaffen­arsenal ausbauen will. Drei Ziele sollen damit verfolgt werden: sich die militärisc­he Überlegenh­eit zu sichern, eine wirksame Verhandlun­gskarte zu haben und die innere Einheit zu stärken. Mit Atomwaffen wähnt sich Pjöngjang nicht nur unangreifb­ar, sie sollen auch das Überleben der Führung garantiere­n.

Warum trotzt Kim Jong-un allem internatio­nalen Druck?

Inwieweit Kim mit weiteren Drohgebärd­en den USA Konzession abringen will, gilt als unklar. An Gesprächen über sein Atomprogra­mm ist er jedenfalls nicht interessie­rt. Südkoreas Regierung hält Kim für unberechen­bar, sie wirft ihm eine „Obsession“mit Atomwaffen vor. Wie fest er wirklich im Sattel sitzt, ist aber auch unter Experten nicht klar. Diverse politische Säuberunge­n werden auch als Zeichen permanente­r Furcht vor einem Machtverlu­st ausgelegt.

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FOTO: DUSTY HOWELL/U.S. NAVY /DPA Die USS Carl Vinson: Donald Trump hat eine Flugzeugtr­äger-Gruppe in Richtung Korea in Gang gesetzt.

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