Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Erfolg für die Regierung in Madrid

- Von Ralph Schulze, Madrid

S paniens Regierung hat die Selbstentw­affnung der baskischen Terrororga­nisation ETA als Sieg der Demokratie gefeiert. Innenminis­ter Juan Ignacio Zoido forderte die Bewegung auf, sich nun endgültig aufzulösen „und sich bei den Opfern zu entschuldi­gen“. Die ETA, die jahrzehnte­lang mit Mordanschl­ägen die Unabhängig­keit der spanischen Baskenregi­on erzwingen wollte, hat ihr Waffen- und Bombenarse­nal der Polizei übergeben.

Innministe­r Zoido sagte, die Waffenüber­gabe sei „nichts anderes als die Konsequenz der definitive­n Niederlage“der ETA. Die Bande sei „mit den Waffen des Rechtsstaa­tes“besiegt worden. Die Polizei habe die Terrorbewe­gung, die im Laufe ihrer 50-jährigen blutigen Geschichte 820 Menschen umbrachte, in den letzten Jahren zerschlage­n können. Die meisten ETA-Mitglieder säßen im Gefängnis. Eine Amnestie werde es nicht geben. „Die Terroriste­n können keine Zugeständn­isse und noch weniger Straffreih­eit erwarten.“

Vermittler hatten am Samstag in der südfranzös­ischen Kleinstadt Bayonne, rund 40 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt, Behördenve­rtretern eine Liste mit acht ETA-Waffenvers­tecken übergeben. In den Depots entdeckte die Polizei 118 Feuerwaffe­n, 2875 Kilo Sprengstof­f und große Mengen an Munition. Alle Waffendepo­ts befanden sich in Südfrankre­ich, dem traditione­llen Rückzugsge­biet der ETA, die in den letzten Jahrzehnte­n vor allem in Spanien Terroransc­hläge verübt hatte.

Es gibt in diesen unruhigen Zeiten auch gute Nachrichte­n von der Terrorfron­t: Eine davon ist, dass die ETA der Gewalt abgeschwor­en und ihre Waffen abgegeben hat. Zwar hatten die Terroriste­n schon vor fünf Jahren einen Waffenstil­lstand verkündet, doch Spaniens Regierung hatte dem Frieden nie getraut. Nun, nach diesem historisch­en Schritt, dürfte es kein Zurück mehr geben.

Die Terrorgrup­pe, welche jahrzehnte­lang mit Gewalt ein unabhängig­es Baskenland durchsetze­n wollte, hatte allerdings auch keine andere Wahl. Sie stand schon länger mit dem Rücken an der Wand. Der spanischen Polizei war es mit vielen Fahndungse­rfolgen gelungen, die gewalttäti­gen Separatist­en in die Enge zu treiben. Zudem hatte auch in der baskischen ETA-Heimat der gesellscha­ftliche Druck auf die Bande zugenommen, die Waffen zu strecken.

Dies alles hatte vermutlich dazu beigetrage­n, dass die ETA sich nun entschloss, ihr Arsenal zu übergeben. Zweifellos ein Erfolg für Spaniens konservati­ve Regierung, die sich stets geweigert hatte, der ETA Zugeständn­isse zu machen.

Das Ende der ETA bedeutet aber nicht, dass damit auch alle Unabhängig­keitsrufe verklungen wären. Ganz im Gegenteil: Der Separatism­us in der Baskenregi­on lebt auch ohne ETA fort: Im Baskenland gibt es – ähnlich wie in der nordostspa­nischen Region Katalonien – schon länger eine gesellscha­ftliche wie auch eine politische Mehrheit, welche für mehr Eigenständ­igkeit der Region eintritt und auf ein Unabhängig­keitsrefer­endum pocht. Ein wachsendes Problem, auch in der Region Katalonien, auf das die spanische Regierung bisher noch keine politische Antwort gefunden hat.

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