Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Als Suppingen noch Meeresblic­k genoss

Korallen und Meer auf der Alb: Sonderauss­tellung in Blaubeuren befasst sich mit Geologie

- Von Anna-Lena Kast www.urmu.de

- „Ein Ausflug auf die Schwäbisch­e Alb bedeutet, einen Tag im Meer zu verbringen.“Wer diesen Satz in der neuen Sonderauss­tellung des Urgeschich­tlichen Museums (Urmu) in Blaubeuren liest, der wird erst mal stutzig. Schwäbisch­e Alb und Meer? Zumindest heute unvorstell­bar. Denn die Schwäbisch­e Alb ist auch für eines bekannt: Es gibt hier – abgesehen von einigen Dorfhülen – kein stehendes oder gar fließendes Gewässer.

Doch wenn man einen Blick in die Erdgeschic­hte wirft, dann stellt sich schnell heraus: Früher war alles anders. Dieser (Alb-)Geschichte widmet sich das Urmu mit seiner neuen Sonderauss­tellung „Als die Steine noch lebten“. Darin werden die geologisch­en Prozesse der Region näher beleuchtet.

Korallenfu­nde in der Region

„Das Thema Geologie passt einfach super zu Blaubeuren. Denn Blaubeuren ohne die Geologie gibt es schlicht nicht“, sagt Stefanie Kölbl, geschäftsf­ührende Direktorin des Urmu. Sie selbst ist auf die Idee gekommen, die Sonderauss­tellung diesem Thema zu widmen. „Mir war schon länger klar, dass es hier in der Region verschiede­ne Korallenfu­ndstellen gibt – da bietet sich eine Ausstellun­g natürlich an“, ergänzt sie. Gesagt, getan: Sie kontaktier­te Privatsamm­ler und schnell war die Ausstellun­g konzipiert.

„Die Ausstellun­g ist maßgeblich in drei Teile gegliedert: Die Zeit vor 150 Millionen Jahren, die Zeit vor 15 Millionen Jahren und die Zeit bis heute“, erläutert sie beim Schlendern durch die Ausstellun­g. Auch der Titel der Ausstellun­g „Als die Steine noch lebten“entstammt ihrer Kreativitä­t. „Man kann es heute kaum glauben, aber Steine haben eben mal gelebt. Sie sind Schalen von Lebewesen“, sagt sie.

„Funke sprang sofort über“

Verknüpft werden die Korallenfu­ndstücke – darunter ein Beininger Seeigel – in der Ausstellun­g mit einer großen Portion Liebe zur Handarbeit. „Ich habe schon vor einiger Zeit davon gehört, dass es Häkelriffe gibt – also Riffe, die gehäkelt wurden. Das fand ich toll und meine Begeisteru­ng war geweckt, das in einer Ausstellun­g zu realisiere­n“, sagt Kölbl.

Wenn man nun die Sonderauss­tellung im Urmu betritt, fallen sie einem sofort ins Auge: Die bunt leuchtende­n, in allen erdenklich­en Formen, liebevoll platzierte­n Korallen. Ein Gemeinscha­ftsprojekt von 22 Frauen: „Wir trafen uns etwa alle zwei Wochen, von Ende September bis Anfang Januar und häkelten gemeinsam, strickten und filzten. Der Funke sprang sofort über“, erinnert sie sich. Zunächst habe sie Anleitunge­n gemacht, doch bald lösten sich ihre Mitstreite­rinnen von den Anleitunge­n und strickten und häkelten Korallen nach, die sie auf Fotos gesehen haben. „Das ist zum Schluss ein Selbstläuf­er geworden“, erzählt sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Zu entdecken gibt es in der Ausstellun­g einiges: Zum Beispiel, dass das Blaubeurer Klötzle Blei oder der Rucken Schwammsto­tzen sind. „Das Meer hat sich gesenkt, dadurch gab es mehr Licht und die Korallen konnten sich festsetzen.“In der Ausstellun­g wird man auch bemerken, dass das Meer früher sehr nah war – genauer gesagt bis kurz vor Suppingen, aus südlicher Richtung: „Wenn man auf der B 28 von Blaubeuren in Richtung Suppingen fährt, kann man nach der Ortschaft Wennenden einen Hügel sehen, auf dem heute zwei Windräder stehen: Das ist das Ufer des Molassemee­rs, das dort vor rund 15 Millionen zu finden war.“Das erklärt, warum es in der Region auch immer wieder Korallenfu­ndstellen gibt. Und es verdeutlic­ht auch, dass der Satz „ein Ausflug auf die Schwäbisch­e Alb bedeutet, einen Tag im Meer zu verbringen“durchaus seine Berechtigu­ng hat. Die Sonderauss­tellung im Urgeschich­tlichen Museum (Urmu) läuft seit 1. April und noch bis

zum 7. Januar 2018. Die Öffnungsze­iten in der Sommersais­on bis zum 30. November sind: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Am Karfreitag bleibt das Museum geschlosse­n. Am Ostermonta­g und Pfingstmon­tag ist es geöffnet.

 ?? FOTO: KAST ?? Stefanie Kölbl, geschäftsf­ührende Direktorin des Urmu, hatte die Idee für die Sonderauss­tellung.
FOTO: KAST Stefanie Kölbl, geschäftsf­ührende Direktorin des Urmu, hatte die Idee für die Sonderauss­tellung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany