Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Als Suppingen noch Meeresblick genoss
Korallen und Meer auf der Alb: Sonderausstellung in Blaubeuren befasst sich mit Geologie
- „Ein Ausflug auf die Schwäbische Alb bedeutet, einen Tag im Meer zu verbringen.“Wer diesen Satz in der neuen Sonderausstellung des Urgeschichtlichen Museums (Urmu) in Blaubeuren liest, der wird erst mal stutzig. Schwäbische Alb und Meer? Zumindest heute unvorstellbar. Denn die Schwäbische Alb ist auch für eines bekannt: Es gibt hier – abgesehen von einigen Dorfhülen – kein stehendes oder gar fließendes Gewässer.
Doch wenn man einen Blick in die Erdgeschichte wirft, dann stellt sich schnell heraus: Früher war alles anders. Dieser (Alb-)Geschichte widmet sich das Urmu mit seiner neuen Sonderausstellung „Als die Steine noch lebten“. Darin werden die geologischen Prozesse der Region näher beleuchtet.
Korallenfunde in der Region
„Das Thema Geologie passt einfach super zu Blaubeuren. Denn Blaubeuren ohne die Geologie gibt es schlicht nicht“, sagt Stefanie Kölbl, geschäftsführende Direktorin des Urmu. Sie selbst ist auf die Idee gekommen, die Sonderausstellung diesem Thema zu widmen. „Mir war schon länger klar, dass es hier in der Region verschiedene Korallenfundstellen gibt – da bietet sich eine Ausstellung natürlich an“, ergänzt sie. Gesagt, getan: Sie kontaktierte Privatsammler und schnell war die Ausstellung konzipiert.
„Die Ausstellung ist maßgeblich in drei Teile gegliedert: Die Zeit vor 150 Millionen Jahren, die Zeit vor 15 Millionen Jahren und die Zeit bis heute“, erläutert sie beim Schlendern durch die Ausstellung. Auch der Titel der Ausstellung „Als die Steine noch lebten“entstammt ihrer Kreativität. „Man kann es heute kaum glauben, aber Steine haben eben mal gelebt. Sie sind Schalen von Lebewesen“, sagt sie.
„Funke sprang sofort über“
Verknüpft werden die Korallenfundstücke – darunter ein Beininger Seeigel – in der Ausstellung mit einer großen Portion Liebe zur Handarbeit. „Ich habe schon vor einiger Zeit davon gehört, dass es Häkelriffe gibt – also Riffe, die gehäkelt wurden. Das fand ich toll und meine Begeisterung war geweckt, das in einer Ausstellung zu realisieren“, sagt Kölbl.
Wenn man nun die Sonderausstellung im Urmu betritt, fallen sie einem sofort ins Auge: Die bunt leuchtenden, in allen erdenklichen Formen, liebevoll platzierten Korallen. Ein Gemeinschaftsprojekt von 22 Frauen: „Wir trafen uns etwa alle zwei Wochen, von Ende September bis Anfang Januar und häkelten gemeinsam, strickten und filzten. Der Funke sprang sofort über“, erinnert sie sich. Zunächst habe sie Anleitungen gemacht, doch bald lösten sich ihre Mitstreiterinnen von den Anleitungen und strickten und häkelten Korallen nach, die sie auf Fotos gesehen haben. „Das ist zum Schluss ein Selbstläufer geworden“, erzählt sie mit einem Strahlen im Gesicht.
Zu entdecken gibt es in der Ausstellung einiges: Zum Beispiel, dass das Blaubeurer Klötzle Blei oder der Rucken Schwammstotzen sind. „Das Meer hat sich gesenkt, dadurch gab es mehr Licht und die Korallen konnten sich festsetzen.“In der Ausstellung wird man auch bemerken, dass das Meer früher sehr nah war – genauer gesagt bis kurz vor Suppingen, aus südlicher Richtung: „Wenn man auf der B 28 von Blaubeuren in Richtung Suppingen fährt, kann man nach der Ortschaft Wennenden einen Hügel sehen, auf dem heute zwei Windräder stehen: Das ist das Ufer des Molassemeers, das dort vor rund 15 Millionen zu finden war.“Das erklärt, warum es in der Region auch immer wieder Korallenfundstellen gibt. Und es verdeutlicht auch, dass der Satz „ein Ausflug auf die Schwäbische Alb bedeutet, einen Tag im Meer zu verbringen“durchaus seine Berechtigung hat. Die Sonderausstellung im Urgeschichtlichen Museum (Urmu) läuft seit 1. April und noch bis
zum 7. Januar 2018. Die Öffnungszeiten in der Sommersaison bis zum 30. November sind: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Am Karfreitag bleibt das Museum geschlossen. Am Ostermontag und Pfingstmontag ist es geöffnet.