Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fußball im Schatten des Terrors

Festnahme eines Islamisten nach Anschlag auf BVB-Bus – Dortmund verliert 2:3

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(dpa) - Terrorverd­acht, Metallstif­te in Sprengsätz­en, offene Fragen zu Bekennersc­hreiben: Der mutmaßlich islamistis­che Anschlag auf den BVB-Teambus rückte das neu angesetzte Champions-LeagueVier­telfinale in den Hintergrun­d. Während die Profis von Borussia Dortmund beim 2:3 (0:2) erfolglos versuchten, sich nach dem Schock wieder auf den Fußball zu fokussiere­n, offenbarte­n die Ermittler das ganze Ausmaß des heimtückis­chen Angriffs vom Dienstagab­end.

Es gebe möglicherw­eise einen islamistis­chen Bezug, berichtete Frauke Köhler, Sprecherin der Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe und sprach von einem terroristi­schen Hintergrun­d der Tat. Ein Islamist sei festgenomm­en, seine Wohnung sowie die eines zweiten Tatverdäch­tigen aus dem islamistis­chen Spektrum seien durchsucht worden. Beim Sprengstof­fanschlag mit zwei Verletzten – neben BVB-Verteidige­r Marc Bartra erlitt ein Polizist ein Knalltraum­a – bohrte sich auch ein Metallstif­t in die Kopfstütze eines Sitzes im Mannschaft­sbus des Bundesligi­sten. „Wir können daher von Glück sagen, dass nichts Schlimmere­s passiert ist“, sagte Köhler.

Trotz aller beunruhige­nden Nachrichte­n vermittelt­en die Verantwort­lichen des BVB mit voller Vehemenz eine Botschaft: kein Einknicken! „Das Wichtigste ist, dass die Demokratie und unsere freiheitli­che Grundordnu­ng auf dem Prüfstand steht und die müssen wir stärken. Da leistet die Mannschaft einen weltweit beachteten Beitrag“, betonte Club-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke kurz vor dem Anpfiff. Der eigens nach Dortmund gereiste Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) sagte dem TV-Sender Sky: „Wir wollen, dass solche Spiele stattfinde­n, wir wollen dem Terror nicht weichen.“Und weiter: „Der Fußball hat eine große Faszinatio­n. Deswegen übt er auch eine große Versuchung für Terroriste­n aus, die öffentlich­e Wirkung zu missbrauch­en.“Man werde sich an Unbequemli­chkeiten auf Dauer gewöhnen müssen, „aber nicht an die Abschaffun­g der Freiheit, die wir aufgeben würden, wenn wir alles absagen“. In einem Telefonat mit BVB-Macher Watzke wünschte auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) der Mannschaft, den Trainern und Fans alles Gute – und verurteilt­e den Anschlag als „widerwärti­ge Tat“.

Das Motiv für den Anschlag ist weiter unklar. Beide Tatverdäch­tige stammen offenbar aus der nordrhein-westfälisc­hen Islamisten-Szene: ein 25-jähriger Iraker aus Wuppertal und ein 28-jähriger Deutscher aus Fröndenber­g im Kreis Unna. Beiden werde eine Nähe zur Terrororga­nisation Islamische­r Staat vorgeworfe­n. Große Fragen werfen jedoch die Bekennersc­hreiben auf. Am Anschlagso­rt wurden nach Angaben der Bundesanwä­lte drei Schriftstü­cke mit gleichem Text gefunden. Dies ist laut Experten ungewöhnli­ch.

Neben der Forderung nach Abzug von Tornados der Bundeswehr aus Syrien und der Schließung des USLuftwaff­enstützpun­ktes Ramstein wird nach dpa-Informatio­nen auch die Bundeskanz­lerin in dem Schreiben namentlich genannt. An der Echtheit eines weiteren Bekennersc­hreibens bestehen nach einer ersten Bewertung erhebliche Zweifel.

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FOTO: DPA Solidaritä­t im Signal Iduna Park in Dortmund: Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (links) und Borussias Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke gehen vor dem Spiel über den Platz.

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