Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Große Gefahr für Chinesinnen
Ausländer zu sein in einem Land wie der Volksrepublik China ist nicht leicht. Allüberall, im Restaurant, in der U-Bahn, bei einem Treffen mit Oppositionellen ist man nämlich als solcher zu erkennen. Das macht die Arbeit der Spione ausländischer Aufklärungsdienste schwierig, weil ja nicht jeder der Schlapphüte sich einfach eine Maske aufsetzen und zum Chinesen werden kann.
Die äußerlichen Unterschiede haben nun die Behörden der Volksrepublik dazu ermuntert, die Landsleute auf die Gefahren hinzuweisen, die von solcherlei Schnüfflern ausgehen könnten. Ja, sie sind sogar so weit gegangen, wie westliche Korrespondenten berichten, eine Belohnung für die Enttarnung ausländischer Spione auszuloben. Zwischen 10 000 und 500 000 Yuan, so berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“winken all jenen, die der chinesischen Staatssicherheit verdächtige Elemente ausländischer Provenienz melden. Das sind immerhin mehr als 60 000 Euro. Und diese verlockenden Aussichten dürften den Alltag all der ausländischen Manager und Fußballstars zwischen Peking und Schanghai ganz erheblich verändern. Wer traut sich jetzt noch in gebrochenem Mandarin nach dem Weg zum nächsten Chinarestaurant zu fragen oder einen Passanten um Feuer für die Zigarette zu bitten?
Besonders gewarnt werden übrigens junge Chinesinnen vor Fremden. Diese Romeos hätten oft finstere Absichten. Gutaussehende Ausländer werden zukünftig wahrscheinlich nur noch mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Sonnenbrillen auf chinesische Straßen gehen können. (pla.)