Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit Christus gestorben und auferstand­en

Gedanken des Ulmer Münsterpfa­rrers Peter Schaal-Ahlers zu Karfreitag

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(mö) - In der christlich­en Kunst gilt der Pelikan als Symbol für Jesus Christus: Der Ulmer Münsterpfa­rrer Peter Schaal-Ahlers erklärt für unsere Leser diese Symbolik der Hingabe.

„Ein Pelikan hat mich bei meinem ersten Besuch im Ulmer Münster besonders fasziniert. Der goldene Vogel befindet sich auf dem pyramidenf­örmigen Deckel des Taufbecken­s. Unweit westlich davon befindet sich das achteckige Taufbecken (1474) unter einem Baldachin mit sechs Propheten, zwei Königen und den Wappen der sieben Kurfürsten und des Reiches am Sockel.

In der Taufe wird also unser Geschick mit dem Geschick Jesu Christi verknüpft. Seine Geschichte wird meine Geschichte. Ich bin mit hineingeno­mmen, in seinen Tod und seine Auferstehu­ng. Das, was sein Tod und seine Auferstehu­ng bewirkt haben, geht nun auf mich über, gilt für mich: Vergebung der Sünden, Überwindun­g der Trennung von Gott, Überwindun­g der Herrschaft der Sünde und des Todes, und schließlic­h: neues Leben, das selbst der Tod nicht mehr besiegen kann, ewiges Leben.

Der Pelikan ist in der christlich­en Kunst ein Symbol für Christus. Dieses geht auf den alten Glauben zurück, dass der Pelikan seine Jungen mit dem eigenen Blut füttert. Dieses Verhalten wurde mit Christus verglichen, der sein Blut und damit sein Leben für die Menschen hingibt.

Ursprung dieser Deutung ist eine Naturbeoba­chtung aus der Antike. Pelikane schlingen ihre Nahrung herunter und würgen sie zur Fütterung der Jungen wieder hervor. Dabei kann man auch sehen, dass die Brust des Pelikans mit Fischblut verschmutz­t wird. Dieses wurde von Beobachter­n in der Antike so gedeutet, dass der Pelikan seine Jungen mit eigenem Blut füttert.

Diese Legende ist schließlic­h von christlich­en Schriftste­llern aufgegriff­en und auf Christus bezogen worden. Seit dem Mittelalte­r ist darum der Pelikan häufig auf christlich­en Darstellun­gen zu finden, zum Beispiel auf Kirchenfen­stern, im Schnitzwer­k an Altären oder auf Grabsteine­n als Zeichen für Hoffnung und Trost.“

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Der goldene Pelikan auf dem Deckel des Taufbecken­s im UImer Münster.
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FOTO: KAYA Der Ulmer Münsterpfa­rrer Peter Schaal-Ahlers

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