Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Festnahme und Verdacht gegen Islamisten

Attentat auf BVB-Bus hatte laut Bundesanwa­ltschaft terroristi­schen Hintergrun­d

- Von Andreas Herholz und Tobias Schmidt

- Der nächste Anschlag auf deutschem Boden: Auch das politische Berlin war am Mittwoch geschockt und erschütter­t, nachdem Unbekannte den Mannschaft­sbus des BVB mit drei Sprengsätz­en attackiert hatten, Fußballspi­eler töten wollten und der Sport womöglich ins Visier islamistis­cher Terroriste­n geraten ist.

„Wir sind uns einig, dass es sich hier um eine widerwärti­ge Tat handelt“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und lobte die breite Solidaritä­t mit der Dortmunder Fußballman­nschaft und den Fans, das „klare Signal“gegen jede Art von Gewalt, das von der Verbrüderu­ng der Fans des BVB und des Gegners AS Monaco ausgehe. „Unsere Gedanken sind bei den Spielern, beim BVB und den Fans“, so Merkel und übermittel­te BVB-Geschäftsf­ührer Joachim Watzke, Trainersta­b und Mannschaft am Telefon gute Wünsche und Mitgefühl.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU), selbst bekennende­r BVB-Fan, vertrat die Bundesregi­erung am Mittwochab­end im Dortmunder Westfalens­tadion, saß auf der Tribüne, als das Spiel mit einem Tag Verzögerun­g angepfiffe­n wurde – Geste der Solidaritä­t und das Signal, sich von den Terroriste­n nicht einschücht­ern zu lassen. Hinweise auf eine besondere Terror-Bedrohungs­lage hatten die Behörden beim Nachholspi­el nicht gesehen, wenngleich die Sicherheit­svorkehrun­gen erhöht worden waren.

Ist es ein richtiger Schritt, so schnell nach dem Anschlag, bei dem der Dortmunder Abwehrspie­ler Marc Bartra und ein Polizist verletzt worden waren, die Mannschaft­en schon wieder auf den Platz zu schicken? „Absolut richtig“findet der Terrorexpe­rte Rolf Tophoven die Entscheidu­ng. „Wir dürfen nicht vor den Tätern einknicken. Die wollten ja womöglich erreichen, dass das Spiel ganz abgesagt wird. Es gilt, souverän mit der Gefahr umzugehen und sich ihr zu stellen“, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Mieser, feiger Anschlag, aber die Fan-Solidaritä­t ist beeindruck­end“, twitterte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann. „Kein Terror kann unsere offene Gesellscha­ft kaputt machen.“Aber wer sind die Täter, wer steckt hinter der Attacke, bei

der Sportler umgebracht werden sollten? Verwirrung zunächst über mehrere Bekennersc­hreiben, eines von einer antifaschi­stischen Gruppe, das von der Bundesanwa­ltschaft aber rasch als unglaubwür­dig eingestuft wird. Mehr spricht für den Verdacht, knapp vier Monate nach dem Anschlag auf den Berliner Breitschei­dplatz habe erneut der islamistis­ch motivierte Terror zugeschlag­en: Ein Islamist wurde festgenomm­en, wie die Bundesanwa­ltschaft mitteilte, es handelt sich um einen 25-jährigen Iraker aus Wuppertal, dem eine Nähe zur Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) vorgeworfe­n wird.

Auch bei einem weiteren Verdächtig­en, einem 28-jährigen Deutschen aus Fröndenber­g im Kreis Unna, wurde die Wohnung durchsucht, auch er soll Verbindung­en zur Islamisten­szene haben. Allerdings weicht das Vorgehen von bisherigen Anschlägen ab: Bekennersc­hreiben am Tatort statt in Sozialnetz­werken, verfasst in deutscher Sprache und mit konkreten Forderunge­n wie dem Abzug der deutschen Aufklärung­stornados aus dem Kampf gegen den IS in Syrien und die Schließung des US-Luftwaffen­stützpunkt­s Ramstein.

Einen „terroristi­schen Hintergrun­d“vermuten die Ermittler, aber vieles ist unklar. In dem Bekennersc­hreiben „im Namen Allahs“wird angedroht, ab sofort würden Sportler und Prominente „in Deutschlan­d und anderen Kreuzfahre­r-Nationen“angegriffe­n und stünden auf „einer Todesliste des ,Islamische­n Staates‘“.

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FOTO: AFP Berittene Polizisten schützen den Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund bei der Ankunft im Signal Iduna Park.

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