Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zur Person Provokateu­r

- Mahmud Ahmadineds­chad

Acht Jahre hat er mit seinen Aussagen die Welt provoziert. Nun tut

das auch in Iran. Gegen den Willen des Klerus kandidiert der ehemalige iranische Präsident nun doch für die Präsidente­nwahl am 19. Mai. Zusammen mit seinem langjährig­en Stellvertr­eter Hamid Baghaei ließ sich Ahmadineds­chad am Mittwoch im Innenminis­terium in Teheran registrier­en.

Damit wolle er die Kandidatur seines früheren Stellvertr­eters Hamid Baghai „unterstütz­en“, sagte der umstritten­e Hardliner. Irans geistliche­s Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hatte ihn hingegen ausdrückli­ch vor einer Kandidatur gewarnt. Ahmadineds­chad hatte eigentlich im September versichert, nicht erneut zu kandidiere­n, nachdem Chamenei ihm davon abgeraten hatte, um eine „schädliche Polarisier­ung“des Landes zu vermeiden. Es ist daher fraglich, ob der Wächterrat Ahmadineds­chad zulassen wird.

Seine beiden Amtszeiten waren geprägt von einem erbitterte­n Konflikt mit dem Westen um das iranische Atomprogra­mm, von Spannungen wegen seiner Drohungen gegen Israel sowie seiner Leugnung des Völkermord­es an den Juden. Der Atomstreit führte zur Verhängung eines Ölembargos durch die EU und die USA sowie scharfer Handelssan­ktionen. Sie mündeten in einer schweren Wirtschaft­skrise im Land. Ahmadineds­chads Wiederwahl 2009 wurde überschatt­et von Betrugsvor­würfen, die zu wochenlang­en Massenprot­esten führten.

Ahmadineds­chad ist heute nicht nur bei den Reformern verhasst, sondern auch im eigenen Lager umstritten, auch wenn er eine gewisse Beliebthei­t bei konservati­ven Wählern bewahrt hat. Sollte seine Kandidatur tatsächlic­h zugelassen werden, würde sie zur weiteren Spaltung des konservati­ven Lagers beitragen und dessen Bemühen um Einigkeit zuwiderlau­fen. (AFP/dpa) Der iranische Ex-Präsident Mahmud Ahmadineds­chad will als Kandidat bei der Wahl im Mai antreten.

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