Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aesculap-Chef Hanns-Peter Knaebel tritt zurück

Produktion­svorstand Schulz übernimmt den Vorsitz

- Von Christian Gerards

- Diese Nachricht dürfte in Tuttlingen im Jahresverl­auf nur schwer zu überbieten sein: Hanns-Peter Knaebel ist am Dienstag als Vorstandsv­orsitzende­r der Aesculap AG und als Vorstandsm­itglied des Mutterkonz­erns B. Braun Melsungen AG zurückgetr­eten. Laut einer Pressemitt­eilung von Tuttlingen­s größtem Unternehme­n vom Mittwoch hat der 48-Jährige persönlich­e Gründe für diesen Schritt angeführt.

Zum Nachfolger als Vorstandsv­orsitzende­r des Medizintec­hnik-Unternehme­ns wurde das Aesculap-Vorstandsm­itglied Joachim Schulz benannt. Er erhielt bereits am Montag einen Vertrag bis zum 31. März 2022.

Egal mit wem man am Mittwoch bei Aesculap spricht: Keiner scheint auf den Schritt von Knaebel vorbereite­t oder gar informiert gewesen zu sein. Die Stimmung in den Telefonate­n wirkt gedrückt. Sind es gesundheit­liche Gründe? Ein zu verlockend­es Angebot eines anderen Unternehme­ns? Dissens mit Melsungen? Keiner weiß zumindest offiziell etwas oder meint etwas per Flurfunk gehört zu haben.

Felicitas Jansen, Vize-Präsidenti­n für Marketing und Kommunikat­ion bei Aesculap, verweist auf Nachfrage auf die von B. Braun verfasste Pressemitt­eilung. Weitere Informatio­nen zur Demission von Knaebel gibt es aus dem Unternehme­n nicht. Das Vorgehen war schon so, als Otto-Philipp Braun, Sohn des B. Braun-Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Ludwig-Georg Braun, am 21. Februar aus dem Vorstand der Melsunger ausgeschie­den war. Ähnlich klingt auch der Wortlaut in den Pressemitt­eilungen: „Der Aufsichtsr­at bedauert diese Entscheidu­ng sehr und bedankt sich bei Prof. Dr. Knaebel für seine achtjährig­e Tätigkeit (…) und die von ihm wesentlich mit verantwort­liche erfolgreic­he Weiterentw­icklung des Konzerns“.

Ob Knaebel auch seinen Posten als Universitä­tsrat der Universitä­t Heidelberg niedergele­gt hat, war am Mittwoch nicht zu erfahren. Eine Sprecherin betonte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass die Hochschule zu Personalie­n in dieser Form keine Informatio­nen herausgibt.

Mit Knaebel verliert Aesculap nach Dirk Freund ein zweites Vorstandsm­itglied innerhalb von wenigen Monaten. Das ehemalige Vorstandsm­itglied für Forschung und Entwicklun­g war im Juli des vergangene­n Jahres wegen unterschie­dlicher Ansichten über die zukünftige Strategie des Medizintec­hnik-Unternehme­ns aus seinem Amt „in gegenseiti­gem Einvernehm­en“ausgeschie­den. Für ihn rückte Personalun­d Rechtschef Jens von Lackum nach. Und Schulz? Er ist derzeit im Urlaub und kommt am Mittwoch der kommenden Woche wieder ins Büro. Das soll auch eins zeigen: Aesculap verfällt nicht in Panik, sondern der Betrieb läuft trotz des überrasche­nden Abschieds von Knaebel normal weiter.

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FOTO: OH Hanns-Peter Knaebel

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