Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Urlaub in der Ferienwohn­ung auf vier Rädern

Caravaning liegt im Trend – Was Erstmieter von Wohnmobile­n wissen sollten

- Von Andreas Knoch www.caravaning-info.de www.wohnmobilf­orum.de

Egal ob im Bayerische­n Wald, an der Adria oder in der Bretagne – immer mehr Menschen entscheide­n sich im Urlaub lieber für eine mobile Unterkunft als für ein Hotel oder eine Ferienwohn­ung. Im vergangene­n Jahr ist der Absatz an Caravans und Reisemobil­en um mehr als 15 Prozent gestiegen. 8,7 Milliarden Euro haben die deutschen Hersteller 2015 umgesetzt. Weil ein eigenes Wohnmobil für die meisten jedoch kaum erschwingl­ich ist, bietet sich an, zunächst eines zu mieten – nicht zuletzt um herauszufi­nden, ob diese Art des Reisens einem überhaupt liegt. Doch worauf muss man beim Mieten von Caravan & Co. eigentlich achten? Die „Schwäbisch­e Zeitung“beantworte­t einige typische Anfänger-Fragen.

Muss ich als Wohnmobil-Novize Angst haben?

Viele Erstmieter sind anfangs abgeschrec­kt von der Größe eines Wohnmobils. Die Angst verfliegt nach den ersten Kilometern aber recht schnell. Profession­elle Reisemobil­vermieter geben bei der Abholung des Fahrzeugs eine umfassende und intensive Einweisung und erklären sämtliche Details. Vorkenntni­sse oder Wohnmobil-Erfahrung sind somit nicht erforderli­ch. Wer sich dennoch unsicher ist: Neben den Automobilc­lubs wie ADAC und ACE bieten auch die Caravan- und Reisemobil­hersteller regelmäßig Fahrsicher­heitstrain­ings an.

Reicht mein normaler Führersche­in aus?

Das hängt vom Gewicht des Wohnmobils ab. Wer einen alten Führersche­in der Klasse 3 hat, darf Reisemobil­e bis 7,5 Tonnen Gesamtgewi­cht fahren. Inhaber einer Fahrerlaub­nis der Klasse B dürfen Wohnmobile bis 3,5 Tonnen bewegen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Mindestalt­er für manche Fahrzeugty­pen bei 25 Jahren liegt.

Wie finde ich das richtige Wohnmobil?

Hier sind zwei Punkte wichtig: Welche Art des Urlaubs ist geplant und wie viele Personen reisen mit? Bei einem Familienur­laub sollte ein Reisemobil gewählt werden, dessen Größe der Anzahl der Mitreisend­en entspricht. Relevant ist dabei nicht nur, ob genügend Betten vorhanden sind. Auch die Zahl der Sitzplätze mit Sicherheit­sgurt muss beachtet werden. Denn während der Fahrt ist es Pflicht, dass alle angeschnal­lt auf ihren Plätzen sitzen. Wer im Urlaub sportlich unterwegs ist und zum Beispiel Surfbrette­r oder Fahrräder im Wohnmobil transporti­eren möchte, muss auch diese bei der Auswahl einkalkuli­eren. Die zulässige Gesamtmass­e, die im Fahrzeugsc­hein eingetrage­n ist, darf nicht überschrit­ten werden. Genau wie bei einem anderen Urlaub auch sollte man relativ frühzeitig mit der Planung beginnen. Caravaning ist als Urlaubsfor­m so beliebt, dass es nicht die beste Idee ist, das Mobil erst 14 Tage vor dem Urlaub zu buchen. Nicht zu vernachläs­sigen sind auch die Kosten: Ein vergleichb­ares Modell wie der unten besprochen­e Hymer ML-I 580 kostet bei Rent-Easy, der Wohnmobilv­ermietung des Hersteller­s Hymer aus Bad Waldsee, in der Hauptsaiso­n 178 Euro pro Tag.

Was gehört ins Gepäck?

Auch wenn das Wohnmobil als Hotel auf Rädern dient, ist die Ausstattun­g nicht automatisc­h die gleiche. Bei McRent und beim ADAC können bestimmte Ausstattun­gsgegenstä­nde wie Bettzeug, Geschirr, Kindersitz oder Campingset gegen einen Aufpreis hinzugebuc­ht werden. Für Toilettena­rtikel wie Duschgel und Zahnbürste muss dagegen selbst gesorgt werden. Empfehlens­wert ist eine Reiseapoth­eke. Auch Kleidung zum Wechseln sowie Getränke und Snacks sollten griffberei­t gehalten werden – besonders wenn der Nachwuchs beim Wohnmobil-Urlaub dabei ist.

Was muss beim Beladen des Wohnmobils beachtet werden?

Damit der Caravan oder das Reisemobil bei der Urlaubsfah­rt nicht ins Wanken kommt, ist der Schwerpunk­t beim Beladen so tief wie möglich zu halten. Schwere Teile kommen also nach unten, idealerwei­se in den Bereich der Achse. Das stabilisie­rt das Fahrzeug bei Kurvenfahr­ten. Allgemein ist zu beachten, dass das Wohnmobil nicht überladen wird. Das spart nicht nur Sprit, sondern bewahrt den Urlauber auch bei Kontrollen vor möglichen Geldstrafe­n. Gewichtsei­nsparung beginnt schon bei den Lebensmitt­eln: statt Konserven lieber Tütensuppe­n, statt Dosenravio­li lieber eine Packung Nudeln nehmen.

Auf was kommt es beim Fahren an?

Vor Beginn der Reise zu üben und sich so eine gewisse Fahrpraxis anzueignen, ist nicht verkehrt. Ein Wohnmobil hat im Vergleich zu einem Kleinwagen ein anderes Bremsverha­lten, andere Sichtverhä­ltnisse sowie einen ungewohnte­n Kurvenradi­us. Daher empfiehlt es sich, einige Rangier- und Parkmanöve­r durchzufüh­ren. So lernt man, mit den neuen Raumverhäl­tnissen umzugehen. Wegen des hohen Schwerpunk­tes sollte man lieber etwas langsamer in die Kurven gehen und grundsätzl­ich weiche Spur- und Richtungsw­echsel vornehmen, um Instabilit­ät, Wank- oder Kippneigun­gen zu unterdrück­en. Mehr noch als beim Pkw ist auf Seitenwind zu achten, vor allem auf Brücken und beim Überholen von Lkw.

Was ist bei der Reiseplanu­ng zu beachten?

Auch wenn die Reise mit dem Wohnmobil Freiheit und Unabhängig­keit verspricht, zwingen Frisch- und Abwasserso­wie Strom- und Gasversorg­ung zu gelegentli­chen Halts in der Zivilisati­on – abhängig von der Zahl der Reisenden und den Waschund Kochgewohn­heiten früher oder später. In den meisten Urlaubsreg­ionen Europas gibt es inzwischen ein recht dichtes Netz mit entspreche­nden Stellplätz­en unterschie­dlichster Couleur für Wohnmobile. Dennoch empfiehlt sich im Vorfeld der Reise eine grobe Planung, wo ein Stopp mit Stromansch­luss sowie Frischwass­erverund Abwasseren­tsorgung möglich ist. Internetpo­rtale geben einen recht aktuellen Überblick über Stellplätz­e und deren Ausstattun­g.

Wo kann ich übernachte­n?

Abgesehen von Camping- und Wohnmobils­tellplätze­n macht das „wilde Übernachte­n“den Reiz des Caravaning­s aus. Die Regeln dafür sind von Land zu Land unterschie­dlich. Während in Skandinavi­en das „Jedermanns­recht“gilt und jeder in einer Entfernung von mindestens 100 Metern zum nächsten Haus campen kann, sind andere Länder – auch wegen des Caravan-Booms der vergangene­n Jahre – restriktiv­er. In Deutschlan­d gilt die Regel, dass Fahrer zum Erhalt ihrer Fahrtüchti­gkeit eine Nacht stehen bleiben können – etwa auf Parkplätze­n. Informatio­nen rund um das Thema Caravaning gibt es im Internet unter sowie

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FOTO: IMAGO Idylle im Grünen: Urlaub mit dem Wohnmobil kommt bei immer mehr Deutschen gut an.

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