Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Blues, Country, Rock und Schiller

Auftakt in der Wimsener Kulturmühl­e mit Chris Jagger und The Kronies

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- Eine rappelvoll­e Mühle wurde von Kurator Didi Schrade, den Musikern aus England, für einen Abend voller hochklassi­ger und unterschie­dlicher Musik übergeben. Deren Songspektr­um umfasste Country, Blues, Gipsy-Swing, Cajunund, Zydecomusi­k und selbstvers­tändlich auch Rock. Fast drei Stunden spielten und sangen The Kronies mit Chris Jagger und hatten offensicht­lich, wie das Publikum, großen Spaß.

„Der Jagger ist klasse, ich war letztes Mal schon hier. Die machen super Kneipenmus­ik mit Akkordeon und so“, eröffnete die Dame aus Stuttgart das Schwätzle vor dem Konzert. Als dann zaghaft Bühnennebe­l aufzog und das Licht auf schummerig gedimmt wurde, kam auch tatsächlic­h Kneipenfla­ir in die Mühle. Flott mit Countryroc­k ging es in die erste Runde und Kit Morgan ließ seine Finger über den Gitarrenha­ls flitzen, dass es eine Freude war. Jagger erwähnte bei seiner „denglische­n“Begrüßung, dass er sowohl Hermann Hesse als auch Friedrich Schiller durch seinen schottisch­en Deutschleh­rer kennen gelernt habe. Zum Beweis rezitierte er pathetisch den ersten Vers aus „Der Handschuh“.

Das virtuose Geigenspie­l von Elliet Mackrell und der satte Bass von David Hatfield brachten gleich zu Beginn mitnehmend­en Countrysou­nd in den Saal. Unauffälli­g, aber solide in diesem Teil Chris Jagger an der Akustikgit­arre und im Gesang. In seinen Texten beschreibt Jagger unter anderem eine New Yorkerin, die als Farmerin ihre Zufriedenh­eit findet, oder dass er, Jagger, es erstaunlic­h findet, was die Leute alles wegschmeiß­en. In den Bluesstück­en von Gertrude „Ma“Rainey, B.B. King, Junior Wells und Buddy Guy lässt Jagger seinen Leadgitarr­isten Kit vollends von der Leine und spielt ihm mit der Bluesharp zu. Aber Morgans bestes Gitarrenso­lo ist an diesem Abend „Little Wing“, aus der Feder von Jimi Hendrix.

Bei John Lee Hookers „Hobo Blues“wechselt Elliet von der Geige aufs Didgeridoo und das klingt total kehlig und gut. Immer wieder wechseln die Fünf das Genre so selbstvers­tändlich, als wenn sie von einem Zimmer ins andere gehen würden.

Spiel der eigenen Art

Zwar sind im zweiten Teil die meisten Rocktitel gecovert, aber Jagger und Co. spielen das auf ihre eigene Art. Das wirkt kein wenig abgedrosch­en. Und dass Chris vom reichhalti­gen Forellen essen träge geworden sei, wie er zwischendu­rch bemerkt, stimmt überhaupt nicht. Fast zum Schluss bei Jambalaya wirbelt er mit dem umgehängte­n Waschbrett immer noch über die Bühne und durchs Publikum, dass es keinen mehr auf dem Sitz hält.

Als Referenz an den Hausherrn gibt es noch einen Stonessong und dann ist ein abwechslun­gsreiches und fetziges Konzert zu Ende. Auch ohne Akkordeon haben die fünf Musiker mit den grauen Haaren schwungvol­le und gute Kneipenmus­ik in der Kulturmühl­e gemacht. Ein Spaß war das auf beiden Seiten der Bühne.

 ?? FOTO: ANTON MUNDING ?? Chris Jagger und The Kronies: ganz links mit der Fiddle Elliet Mackrell, an den E-Gitarren Kit Morgan und Chris Jagger und im Hintergrun­d rechts Steve Laffy an den Drums. Nicht auf dem Foto David Hatfield als E-Basser.
FOTO: ANTON MUNDING Chris Jagger und The Kronies: ganz links mit der Fiddle Elliet Mackrell, an den E-Gitarren Kit Morgan und Chris Jagger und im Hintergrun­d rechts Steve Laffy an den Drums. Nicht auf dem Foto David Hatfield als E-Basser.

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