Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
SPD-Politiker kritisieren Probleme bei Postzustellung
Sprecher der Deutschen Post weist Vorwürfe zurück – Zustellung im Landkreis funktioniere problemlos
- Wie gut hat die Brief-, Paket- und Zeitungszustellung durch die Deutsche Post im Raum Biberach in den vergangenen Monaten funktioniert? Unregelmäßig und mangelhaft, wenn es nach dem SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Gerster und seinem Parteigenossen Lutz Keil geht, der im Biberacher Gemeinderat sitzt. Beide sprechen öffentlich von mehreren bis zahlreichen Klagen aus der Bevölkerung in der Region. Ein Sprecher der Deutschen Post bezeichnet dies hingegen als pauschale Kritik. Im gesamten Landkreis Biberach funktioniere die Zustellung reibungslos.
Lutz Keil hatte das Thema Ende März im Biberacher Gemeinderat unter dem Punkt „Verschiedenes“zur Sprache gebracht. Er bezog sich dabei auf einen Medienbericht aus dem Bodenseekreis, in dem sich Bürger über die unzuverlässige Zustellung der Deutschen Post beklagt hätten. Auch in Biberach sei es im Winter wohl so gewesen, dass Zusteller der Post gegen 16 Uhr ihre Arbeit beendet hätten, obwohl sie noch nicht alle Sendungen zugestellt hatten, sagte Keil, „vermutlich weil es zu dunkel wurde oder sie sonst zu viele Überstunden hätten machen müssen“.
Ihn hätten ebenfalls einige Klagen über mangelhafte Zustellung erreicht. Er habe sich dann schriftlich bei der Deutschen Post beschwert, woraufhin sich ein Bediensteter bei ihm entschuldigt habe, so Keil. „Die Post gehört zur Grundinfrastruktur einer Gemeinde“, fügte er hinzu. Er appelliere deshalb an alle, sich bei der Deutschen Post zu melden, die ähnliche Erfahrungen gemacht hätten. „Offensichtlich haben Beschwerden Erfolg“, so Keil.
Diese Botschaft scheint auch beim Biberacher SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Gerster angekommen zu sein, der am 30. März einen Brief an SPD-Staatssekretär Werner Gatzer im Bundesfinanzministerium verfasste, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Post AG sitzt. Der Brief liegt der SZ vor. Darin schreibt Gerster, dass seit einigen Monaten zahlreiche Bürger aus seinem Wahlkreis an ihn herangetreten seien, mit der Klage, dass ihre Postzustellung (Briefe, Pakete, Zeitungen) immer häufiger nicht funktioniere. Den Mitarbeitern der Deutschen Post sei es immer häufiger nicht möglich gewesen, Sendungen jeden Werktag auszuliefern. Außerdem seien korrekt adressierte Briefe mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“zurückgekommen, so Gerster.
Nicht gesetzeskonform?
Diese Erfahrungsberichte ließen Zweifel aufkommen, ob sich die Deutsche Post AG gesetzeskonform verhalte, schreibt der SPD-Politiker. Unabhängig davon sei den Bürgern eine solche Zustellpraxis kaum vermittelbar angesichts von Rekordgewinnen und Portoerhöhungen. Gerster bittet den Staatssekretär in seinem Schreiben deshalb um Abhilfemaßnahmen für die Zustellprobleme in Oberschwaben und sich im Aufsichtsrat der Deutschen Post AG dafür einzusetzen.
Bei der Deutschen Post AG in Stuttgart reagiert man verwundert, als die SZ den dortigen Pressesprecher auf Gersters Schreiben aufmerksam macht. Es enthalte lediglich pauschale Kritik und liefere keinen Ansatz für eine konkrete Recherche, schreibt Hugo Gimber von der Pressestelle Süd der „Deutschen Post DHL Group“in Stuttgart auf SZAnfrage. „Abgesehen davon, dass es bei Tausenden von Sendungen, die unsere Mitarbeiter jeden Tag ausliefern, leider ab und zu auch einmal zu Verteilfehlern kommen kann, funktionierte und funktioniert die Zustellung durch unser Unternehmen im gesamten Landkreis Biberach reibungslos“, so Gimber weiter. Auch die Anzahl der Beschwerden aus dieser Region sei auf gewohnt niedrigem und unauffälligem Stand. Ein Post-Mitarbeiter habe inzwischen Kontakt zu Gersters Wahlkreisbüro aufgenommen: „Sollte es berechtigte Beanstandungen geben, werden wir umgehend für Abhilfe sorgen.“