Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie Hunde sich in Menschen hineinversetzen
Experiment zeigt nicht ganz uneigennützige Verhaltensweise der Vierbeiner
(dpa) - Einige Hunde sind schlauer als bisher angenommen. Sie können einer Studie zufolge die Perspektive von Menschen einnehmen und zu ihrem Vorteil nutzen, wie Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien nachgewiesen haben. Die Vierbeiner erkannten in einem Experiment in vielen Fällen, welche Menschen den Ort des Futters erspäht hatten. Sie folgten dann gezielt nur deren Hinweisen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Animal Cognition“veröffentlicht.
„Diese Fähigkeit der Perspektivenübernahme ist ein wichtiger Baustein sozialer Intelligenz und hilft den Vierbeinern, sich in unserer menschlichen Umwelt zu behaupten“, schreibt die Hochschule. Tieren sei die Begabung bis auf wenige Ausnahmen bisher abgesprochen worden. Hinweise, dass Tiere Wissenszustände anderer erkennen können, habe es bisher nur bei Menschenaffen und Rabenvögeln gegeben. Forscher in Hannover hatten diese nach eigenen Angaben jedoch auch schon bei Hunden gefunden. Bisherige Hundetests verliefen nach Angaben der Wiener Kognitionsbiologen jedoch widersprüchlich.
Sie wollten Klarheit und prüften die Hunde nun unter anderem im sogenannten „Schau hin, schau weg“Test: Ein Mensch richtete hinter einer Verdeckung das Futter in einer von mehreren Schalen an. Zwei für den Hund potenzielle Informanten standen links und rechts von dem Futtergeber und blickten auf dieselbe Seite zu Boden. So konnte augenscheinlich nur ein Informant erkennen, wo das Fressen platziert wurde.
Vorteil bei der Futtersuche
Indem sie die Position eines Menschen einnehmen und von dort aus seiner Blickrichtung folgen, fänden sie heraus, was der Mensch sieht und somit weiß. Daraus würden sie schließen, wem man trauen kann oder nicht, sagte Studienleiter Ludwig Huber. In knapp 70 Prozent aller Versuche wussten die Hunde der Studie zufolge genau, an wen sie sich wenden sollen, um ans Futter zu gelangen, berichten die Forscher. Die 16 Tiere, die jeweils mehrere Durchgänge durchliefen, seien jedoch sehr unterschiedlich geschickt gewesen. Darunter waren Mischlinge und Hunde verschiedener Rassen.
Von den neuen Studienergebnissen sollten sich die Besitzer den Wiener Forschern zufolge aber nicht erhoffen, dass ihre Hunden ihnen künftig alle Wünsche von ihrem Gesicht ablesen können. Es gehe vielmehr um den eigenen Vorteil auf der Suche nach Futter. Eine Kombination aus Domestikation und eigenen Erfahrungen habe das Verhalten der Tiere gefördert. Die Mechanismen, die genau dahinter stehen, sind aber nach Ansicht der Wissenschaftler noch nicht klar.