Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie Hunde sich in Menschen hineinvers­etzen

Experiment zeigt nicht ganz uneigennüt­zige Verhaltens­weise der Vierbeiner

- Von Sandra Walder

(dpa) - Einige Hunde sind schlauer als bisher angenommen. Sie können einer Studie zufolge die Perspektiv­e von Menschen einnehmen und zu ihrem Vorteil nutzen, wie Forscher der Veterinärm­edizinisch­en Universitä­t Wien nachgewies­en haben. Die Vierbeiner erkannten in einem Experiment in vielen Fällen, welche Menschen den Ort des Futters erspäht hatten. Sie folgten dann gezielt nur deren Hinweisen. Die Ergebnisse wurden im Fachjourna­l „Animal Cognition“veröffentl­icht.

„Diese Fähigkeit der Perspektiv­enübernahm­e ist ein wichtiger Baustein sozialer Intelligen­z und hilft den Vierbeiner­n, sich in unserer menschlich­en Umwelt zu behaupten“, schreibt die Hochschule. Tieren sei die Begabung bis auf wenige Ausnahmen bisher abgesproch­en worden. Hinweise, dass Tiere Wissenszus­tände anderer erkennen können, habe es bisher nur bei Menschenaf­fen und Rabenvögel­n gegeben. Forscher in Hannover hatten diese nach eigenen Angaben jedoch auch schon bei Hunden gefunden. Bisherige Hundetests verliefen nach Angaben der Wiener Kognitions­biologen jedoch widersprüc­hlich.

Sie wollten Klarheit und prüften die Hunde nun unter anderem im sogenannte­n „Schau hin, schau weg“Test: Ein Mensch richtete hinter einer Verdeckung das Futter in einer von mehreren Schalen an. Zwei für den Hund potenziell­e Informante­n standen links und rechts von dem Futtergebe­r und blickten auf dieselbe Seite zu Boden. So konnte augenschei­nlich nur ein Informant erkennen, wo das Fressen platziert wurde.

Vorteil bei der Futtersuch­e

Indem sie die Position eines Menschen einnehmen und von dort aus seiner Blickricht­ung folgen, fänden sie heraus, was der Mensch sieht und somit weiß. Daraus würden sie schließen, wem man trauen kann oder nicht, sagte Studienlei­ter Ludwig Huber. In knapp 70 Prozent aller Versuche wussten die Hunde der Studie zufolge genau, an wen sie sich wenden sollen, um ans Futter zu gelangen, berichten die Forscher. Die 16 Tiere, die jeweils mehrere Durchgänge durchliefe­n, seien jedoch sehr unterschie­dlich geschickt gewesen. Darunter waren Mischlinge und Hunde verschiede­ner Rassen.

Von den neuen Studienerg­ebnissen sollten sich die Besitzer den Wiener Forschern zufolge aber nicht erhoffen, dass ihre Hunden ihnen künftig alle Wünsche von ihrem Gesicht ablesen können. Es gehe vielmehr um den eigenen Vorteil auf der Suche nach Futter. Eine Kombinatio­n aus Domestikat­ion und eigenen Erfahrunge­n habe das Verhalten der Tiere gefördert. Die Mechanisme­n, die genau dahinter stehen, sind aber nach Ansicht der Wissenscha­ftler noch nicht klar.

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DPA Dass Hunde noch schlauer sind als gedacht, überrascht nicht sehr – zumal es bei der Studie der Uni Wien auch ums Fressverha­lten geht.

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