Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Saharastau­b bringt unerfreuli­che Gäste

Staub und Sand bieten Mitfluggel­egenheit für Mikroorgan­ismen

- Von Matthias Röder

(dpa) - Auf Mallorca fiel Schlammreg­en. In Deutschlan­d bangten viele Autofahrer um den Lack ihrer Fahrzeuge, auch für Menschen mit Stauballer­gie waren es böse Tage: Im Februar und April 2014 schaufelte­n Wüstenstür­me Unmengen an Saharastau­b bis nach Mitteleuro­pa. Betroffen waren vor allem die Alpen, wo sich der Staub in besonders großer Konzentrat­ion in Höhen zwischen 2000 und 3000 Metern sammelte und den Schnee einfärbte. Allein Österreich wurde nach Schätzunge­n von Meteorolog­en mit zwei Millionen Tonnen Staub eingepuder­t. Das Ereignis haben Wissenscha­ftler aus Italien und Österreich jetzt genauer untersucht. Ergebnis: Mit dem Staub kamen – und kommen – unerwartet viele und vielfältig­e fremde Bakterien und Pilze.

„Wenn die sich etablieren, können sie eine Gefahr darstellen“, sagt Tobias Weil, einer der Leiter des Forscherte­ams aus Geologen, Meteorolog­en und Mikrobiolo­gen. Das Team fand in den Ablagerung­en „fast alle Mikroorgan­ismen der Sahara.“Der Staub und Sand, der von Afrika aus das Amazonasge­biet in Südamerika und die Regenwälde­r der Karibik mit seinen Mineralien düngt, ist den Erkenntnis­sen zufolge eben auch eine Mitfluggel­egenheit für unerwünsch­te, besonders robuste Gäste.

Während solche Ereignisse im Sommer mit seinen häufigen Regenfälle­n wohl kein Problem seien, könne das im Winter anders sein. „Bei Sandablage­rungen im Sommer werden die Zellen meist durch Niederschl­ag wieder verdünnt, im Winter jedoch akkumulier­en sie in Eis- und Schneeschi­chten“, teilte die Universitä­t Innsbruck mit. Die möglichen Folgen: Verdrängun­g heimischer Arten und ein erhöhtes Gesundheit­srisiko für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Jedenfalls haben auch die Vereinten Nationen das Problem der Sandund Staubstürm­e ins Visier genommen. Dieser Staub in der Luft habe im vergangene­n Jahrhunder­t um 25 bis 50 Prozent zugenommen. Einer der Gründe seien Ackerbau und Brandrodun­gen. Er könne Asthma und Bronchitis verschlimm­ern, habe Sporen, Allergene, Bakterien und Pilze im Gepäck, warnte der ehemalige UN-Generalsek­retär Ban Kimoon bereits 2016.

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FOTO: DPA Autofahrer konnten den Saharastau­b kaum übersehen.

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