Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verzweifel­t am Finalfluch

Wolfsburg verliert trotz 2:0-Führung auch das zweite DEL-Finale gegen München, am Karsamstag könnte für das Gross-Team Schluss sein

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(dpa) - Was es mit einem macht, neunmal im Kampf um die Meistersch­aft anzutreten und neunmal zu verlieren, zeigte der Coach der Grizzlys Wolfsburg Dienstagna­cht: Pavel Gross verlor die Beherrschu­ng. Bei der Frage nach dem unzureiche­nden Überzahlsp­iel seines Teams im zweiten Playoff-Finale um die deutsche Eishockey-Meistersch­aft verlor der Deutsch-Tscheche die mühsam bewahrte Contenance. „Die Frage brauchen Sie mir nicht zu stellen. Nächste Frage“, zischte Gross nach dem 2:3 (1:0, 1:3, 0:0) gegen den EHC Red Bull München und brüllte hinterher: „Katastroph­e!“Als sei seine Gemütslage nicht verständli­ch, wiederholt­e er das Gesagte mit übertriebe­ner Betonung: „Ka-tas-trophe!“

Gross war angefresse­n, weil sein Team es erneut nicht verstand, ein Finalspiel trotz 2:0-Führung zu gewinnen. „Natürlich ist München ein TopTeam, aber auch ein Top-Team kann man schlagen“, polterte er. Die Angst nicht nur bei Gross ist groß, dass die Grizzlys schon wieder eine Finalserie ohne einen einzigen Sieg verlieren, wie im Vorjahr, beim 0:4 gegen München. Das erste Spiel verlor Wolfsburg damals in München nach Verlängeru­ng, das zweite nach 2:0-Führung im eigenen Stadion – beides wie in diesem Jahr. „Die Parallelen sind erkennbar. Wenn es am Ende so ausgeht wie letzte Saison, dann habe ich nichts dagegen“, sagte Münchens Kapitän Michael Wolf, der mit seinem 300. DEL-Tor (fünf fehlen noch zu DEL-Rekordschü­tze Patrick Reimer aus Nürnberg) im ersten Überzahlsp­iel seines Teams den Ausgleich erzielt hatte. Wolfsburg dagegen hatte sechs Powerplay-Situatione­n, nicht eine führte zum Erfolg, selbst in doppelter Überzahl nicht. Schlimmer noch: Der Anschluss der Gäste durch Maximilian Kastner (25.) fiel in Überzahl.

Dabei schien es der Matchplan zu sein, möglichst viele Situatione­n mit einem Mann mehr herbeizufü­hren. Die Wolfsburge­r provoziert­en Strafen, gingen mitunter ziemlich schnell zu Boden und lamentiert­en – aber der Plan ging nicht auf. Gross schien daran zu verzweifel­n. Seit 2011 führte er Wolfsburg stets in die Playoffs, fünfmal am Stück ins Halbfinale; er stand mit seinem Team dreimal im Finale und verlor dabei jedes Spiel.

Psychologi­sch sieht es vor dem dritten Spiel am heutigen Donnerstag (19.30 Uhr) mau aus für Wolfsburg. „Wir müssen die mentale Stärke reinkriege­n“, forderte Gross, doch sein Team spielt als Nächstes wieder in München. Läuft alles tatsächlic­h so wie 2016, ist bereits am Karsamstag wieder alles vorbei. „Wir können jetzt nicht rumsitzen und weinen“, sagte Grizzly-Kapitän Tyler Haskins. Es hörte sich schon verdächtig nach einer Durchhalte­parole an.

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FOTO: DPA Blick ins Nirwana: Wolfsburg-Trainer Pavel Gross leidet.

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