Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zwischenstation Ibot
Handball: Junge Schiedsrichter auf dem Weg nach oben
- Das internationale Biberacher Osterturnier (Ibot) ist seit mehreren Jahren Sichtungsturnier des Deutschen Handballbunds (DHB). Neben einer ähnlichen Veranstaltung in Menden (NRW) ist es das einzige Turnier, das sich um den Schiedsrichternachwuchs kümmert. Dabei werden Unparteiische für die Dritte Liga gesichtet. Noch nicht ganz so weit sind Kai Füller und Vincent Maass vom FC Burlafingen. Die 17- und 19-jährigen Nachwuchsschiedsrichter wollen aber ganz nach oben und in etwa zehn Jahren Bundesligaspiele pfeifen. Thomas Netzhammer aus dem südbadischen Erzingen hat diese Ambitionen auch noch nicht ganz aufgegeben. Der 24Jährige war als Einzelschiedsrichter beim Ibot unterwegs.
Allein 400 Schiedsrichter fehlen aktuell im Handballverband Württemberg. Diese Zahl nannte Jürgen Rieber, Schiedsrichterlehrwart beim DHB. Die Vereine müssen für jeden nicht abgestellten Schiedsrichter Geld bezahlen. Dieses Geld könnte man auch durchaus zweckgebunden in die Schiedsrichterausbildung stecken, sagte der ehemalige Bundesligaschiedsrichter aus Nürtingen. Thomas Netzhammer, der begeistert ist vom Ibot, stellte Rieber beim Ibot-Talk spezifische Fragen zu den neuen Regeln. Wichtig sei vor allem die 30-Sekunden-Regel und die Einführung der blauen Karte, die die rote Karte mit Bericht ersetze. „Das sind deutliche Erleichterungen für uns auch in den unteren Ligen“, sagte Netzhammer, der aktuell in der Bezirksklasse, aber auch in der Schweiz pfeift. Bei den Eidgenossen pfeift Netzhammer allein, in Deutschland im Gespann. Insgesamt gibt es viel zu wenig Paare, deshalb muss man unten oft mit einem Schiedsrichter auskommen – fast zwangsweise.
„Ein echtes Erlebnis“
Thomas Netzhammer wollte schon vor drei Jahren beim Ibot pfeifen, weil er eingeladen war zur DHBSichtung – gemeinsam mit seinem damaligen Partner. Wegen einer Krankheit musste er damals absagen. „Das hat mir schon sehr wehgetan, weil ich weiß, welch tolles Turnier das Ibot ist und weil da eben gecoacht und für die Dritte Liga gesichtet wird.“In diesem Jahr versuchte er es deshalb erneut und bekam wegen des allgemeinen Schiedsrichtermangels auch eine Zusage, mehrere Partien beim Ibot zu pfeifen. „Ein echtes Erlebnis, weil alle einen guten Job machen bei diesem Handballfest“, schwärmt Thomas Netzhammer.
Netzhammer kam durch die Bundesligaspiele im Fernsehen, die er viel gesehen hat, zum Handball. „Eine tolle Sportart, viel intensiver als Fußball.“Auch als Spieler hat er sich versucht, doch entdeckte bald die Leidenschaft fürs Pfeifen. So oder so ähnlich war es auch bei Kai Füller und Vincent Maass. Beide standen kurz selbst auf der Platte, aber schnell entschieden sie sich für die Pfeife. „Die sind richtig gut“, geizt Kollege Netzhammer nicht mit Lob für die beiden, die er während des Ibot in der BSZ-Halle kennenlernte. Füller und Maass sind seit zwei Jahren ein Schiedsrichterpaar und haben bislang Spiele im Jugend- und aktiven Bereich gepfiffen.
In absehbarer Zukunft haben sich die beiden, die in Ulm und Neu-Ulm leben, das Ziel gesetzt, Spiele in der Jugend-Bundesliga zu pfeifen. „Dafür war das Ibot wieder eine gute Schule“, sagt Kai Füller. „Und wir trauen uns das auch zu“, fügt Vincent Maass an. Mit Selbstvertrauen sind die beiden ausgestattet, von daher könnten sie auch mit dummen Sprüchen aus dem Publikum, die es immer wieder gäbe, sehr gut umgehen. „Das meiste hört man gar nicht, weil es in der Halle zu laut ist und weil man auf das Spiel fokussiert ist“, erklärt der 19-jährige Maass.