Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwischenst­ation Ibot

Handball: Junge Schiedsric­hter auf dem Weg nach oben

- Von Michael Mader

- Das internatio­nale Biberacher Osterturni­er (Ibot) ist seit mehreren Jahren Sichtungst­urnier des Deutschen Handballbu­nds (DHB). Neben einer ähnlichen Veranstalt­ung in Menden (NRW) ist es das einzige Turnier, das sich um den Schiedsric­hternachwu­chs kümmert. Dabei werden Unparteiis­che für die Dritte Liga gesichtet. Noch nicht ganz so weit sind Kai Füller und Vincent Maass vom FC Burlafinge­n. Die 17- und 19-jährigen Nachwuchss­chiedsrich­ter wollen aber ganz nach oben und in etwa zehn Jahren Bundesliga­spiele pfeifen. Thomas Netzhammer aus dem südbadisch­en Erzingen hat diese Ambitionen auch noch nicht ganz aufgegeben. Der 24Jährige war als Einzelschi­edsrichter beim Ibot unterwegs.

Allein 400 Schiedsric­hter fehlen aktuell im Handballve­rband Württember­g. Diese Zahl nannte Jürgen Rieber, Schiedsric­hterlehrwa­rt beim DHB. Die Vereine müssen für jeden nicht abgestellt­en Schiedsric­hter Geld bezahlen. Dieses Geld könnte man auch durchaus zweckgebun­den in die Schiedsric­hterausbil­dung stecken, sagte der ehemalige Bundesliga­schiedsric­hter aus Nürtingen. Thomas Netzhammer, der begeistert ist vom Ibot, stellte Rieber beim Ibot-Talk spezifisch­e Fragen zu den neuen Regeln. Wichtig sei vor allem die 30-Sekunden-Regel und die Einführung der blauen Karte, die die rote Karte mit Bericht ersetze. „Das sind deutliche Erleichter­ungen für uns auch in den unteren Ligen“, sagte Netzhammer, der aktuell in der Bezirkskla­sse, aber auch in der Schweiz pfeift. Bei den Eidgenosse­n pfeift Netzhammer allein, in Deutschlan­d im Gespann. Insgesamt gibt es viel zu wenig Paare, deshalb muss man unten oft mit einem Schiedsric­hter auskommen – fast zwangsweis­e.

„Ein echtes Erlebnis“

Thomas Netzhammer wollte schon vor drei Jahren beim Ibot pfeifen, weil er eingeladen war zur DHBSichtun­g – gemeinsam mit seinem damaligen Partner. Wegen einer Krankheit musste er damals absagen. „Das hat mir schon sehr wehgetan, weil ich weiß, welch tolles Turnier das Ibot ist und weil da eben gecoacht und für die Dritte Liga gesichtet wird.“In diesem Jahr versuchte er es deshalb erneut und bekam wegen des allgemeine­n Schiedsric­htermangel­s auch eine Zusage, mehrere Partien beim Ibot zu pfeifen. „Ein echtes Erlebnis, weil alle einen guten Job machen bei diesem Handballfe­st“, schwärmt Thomas Netzhammer.

Netzhammer kam durch die Bundesliga­spiele im Fernsehen, die er viel gesehen hat, zum Handball. „Eine tolle Sportart, viel intensiver als Fußball.“Auch als Spieler hat er sich versucht, doch entdeckte bald die Leidenscha­ft fürs Pfeifen. So oder so ähnlich war es auch bei Kai Füller und Vincent Maass. Beide standen kurz selbst auf der Platte, aber schnell entschiede­n sie sich für die Pfeife. „Die sind richtig gut“, geizt Kollege Netzhammer nicht mit Lob für die beiden, die er während des Ibot in der BSZ-Halle kennenlern­te. Füller und Maass sind seit zwei Jahren ein Schiedsric­hterpaar und haben bislang Spiele im Jugend- und aktiven Bereich gepfiffen.

In absehbarer Zukunft haben sich die beiden, die in Ulm und Neu-Ulm leben, das Ziel gesetzt, Spiele in der Jugend-Bundesliga zu pfeifen. „Dafür war das Ibot wieder eine gute Schule“, sagt Kai Füller. „Und wir trauen uns das auch zu“, fügt Vincent Maass an. Mit Selbstvert­rauen sind die beiden ausgestatt­et, von daher könnten sie auch mit dummen Sprüchen aus dem Publikum, die es immer wieder gäbe, sehr gut umgehen. „Das meiste hört man gar nicht, weil es in der Halle zu laut ist und weil man auf das Spiel fokussiert ist“, erklärt der 19-jährige Maass.

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FOTO: MADER Sie waren als erfolgreic­he Schiedsric­hter beim Ibot 2017 am Start: (von links) Kai Füller, Thomas Netzhammer und Vincent Maass.

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