Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Niedriger Wasserpege­l bereitet Sorgen

In der Region könnten private Brunnen austrockne­n und kleine Bachläufe verschwind­en

- Von Selina Ehrenfeld

- Die Grundwasse­rspiegel im Südwesten sind historisch niedrig. Experten fürchten, dass Bäche oder Flussabsch­nitte in der Folge austrockne­n könnten und hoffen deshalb auf viel Regen. Auch in der Region ist und wird der niedrige Grundwasse­rstand spürbar.

„Seit 30 Jahren war der Grundwasse­rspiegel landesweit nicht so niedrig, wie er derzeit ist“, sagt WasserExpe­rte Michel Wingering von der Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z (LUBW) in Karlsruhe. Das könne im Lauf des Jahres zum Problem werden.

Die Grundwasse­rreserven werden jeweils im Winter aufgefüllt und im Sommer aufgebrauc­ht. Der vergangene Winter war aber deutlich zu trocken. Das lässt den Grundwasse­rpegel fallen. Seit 1913 gab es laut Wingering diese Kombinatio­n aus niedrigem Grundwasse­r und wenig Regen nicht mehr. „Selbst wenn es jetzt regnet, bleiben die Grundwasse­rvorräte niedrig und wir werden es nicht auf ein normales Niveau schaffen“, betont der Experte. Schon jetzt führten die Fließgewäs­ser in der Region Niedrigwas­ser. „Die Donau hat derzeit einen sehr niedrigen Wasserstan­d“, erklärt Gerold Mayer vom Regierungs­präsidium Tübingen, der auch für Pegelstand­smessungen zuständig ist. Das bestätigen auch die Daten der LUBW, die den Pegel der Donau auch in Berg beobachtet. Diese Daten zeigen, dass sich die derzeitige­n Messwerte weit unter dem Mittelwert und zum Teil auch unter dem minimalen Wert bewegen. Diese Richtwerte wurden im Zeitraum von 1980 bis 2010 ermittelt. Die Schmiech sei mit derzeitige­n 40 Zentimeter­n auf einem eher niedrigen, jedoch nicht auf dem niedrigst gemessenen Pegel.

„Wenn sich diese Entwicklun­g so fortsetzt, könnten die Brunnen in Privatgärt­en im Sommer austrockne­n. Auf lange Sicht gesehen, könnten auch Fließgewäs­ser verschwind­en, weil das Grundwasse­r nichts mehr an sie abgeben kann – nicht aber die Schmiech oder die Donau“, sagt Wingering. Auch für Bäume, die sich über ihre tiefen Wurzeln mit Feuchtigke­it versorgen, hat der niedrige Grundwasse­rpegel Folgen. Darauf reagierte die Stadt Ehingen beispielsw­eise mit dem Kauf von Kunststoff­beuteln, welche eine ausreichen­de Wasservers­orgung der 240 Bäume gewährleis­ten sollen (die SZ berichtete). „Die Pflanzen fangen jetzt an, zu wachsen und brauchen Wasser. Wenn da aber nichts ist, kann das auch die Landwirtsc­haft hart treffen“, so Wingering.

Frost bereitet größere Sorgen

Wenig Sorgen machen sich jedoch die Landwirte der Schwäbisch­en Alb. „Landwirtsc­haftliche Böden sind regional sehr unterschie­dlich. Wir sind hier in der Region eher auf regelmäßig­en Niederschl­ag angewiesen, denn die Böden sind relativ durchlässi­g“, erklärt Hanns Roggenkamp, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Ulm-Ehingen. Er geht davon aus, dass es zeitnah zu dem ersehnten Regen kommt, der die Ressourcen im Boden für die Pflanzen wieder auffüllt. Ein größeres Problem stelle der vorhergesa­gte Frost in den kommenden Tagen für die Landwirte der Region dar. „Wenn es wirklich so einen massiven Kälteeinbr­uch gibt, könnten Blüten einfrieren und wir müssen Ernte einbüßen“, so Roggenkamp. Sind die kalten Temperatur­en dann erst einmal überstande­n, könne die Natur, was den Wasserpege­l betrifft, vieles kompensier­en. „Ende Mai, Anfang Juni wird sich dann herausstel­len, inwieweit wir von mangelndem Wasser betroffen sind“, so der Landwirt.

Die Trinkwasse­rversorgun­g im Südwesten ist laut Wingering nicht in Gefahr, obwohl Baden-Württember­g das Trinkwasse­r zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasse­r bezieht. „Die großen Städte und Gebiete wie der Raum Ehingen sind an die Fernwasser­versorgung angeschlos­sen. Da besteht kein Grund zur Sorge, dass das Trinkwasse­r knapp werden könnte“, sagt Wingering. Das gelte auch für die Qualität des Wassers.

Sollte es weiterhin wenig regnen, bekommen aber etwa Aussiedler­höfe Schwierigk­eiten, die nicht an das kommunale Wassernetz angeschlos­sen, sondern auf eigene Quellen angewiesen sind. Die Experten setzen nun auf viel Niederschl­ag im Frühjahr.

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SZ-FOTO: EHRENFELD An dieser Stelle wird in Berg der Pegelstand der Donau gemessen. Momentan bewegen sich die Werte auf einem sehr niedrigen Niveau. Das hat auch Auswirkung­en auf das Grundwasse­r.

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