Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dax-Chefaufseh­er bekommen mehr Geld

Paul Achleitner ist Spitzenver­diener unter den Aufsichtsr­atsvorsitz­enden

- Von Friederike Marx

(dpa) - Die Aufsichtsr­atschefs deutscher Dax-Konzerne sind für das vergangene Jahr üppiger entlohnt worden als 2015. Ihre Gesamtverg­ütung stieg deutlich um 8,3 Prozent auf durchschni­ttlich 386 000 Euro, wie aus einer am Donnerstag veröffentl­ichten Untersuchu­ng des Beratungsu­nternehmen­s hkp-Group hervorgeht. Sie lag allerdings unter dem Rekordwert von 390 000 Euro im Jahr 2014. Spitzenrei­ter war erneut der Chefkontro­lleur der Deutschen Bank, Paul Achleitner – trotz eines leichten Rückgangs um ein Prozent auf 800 000 Euro.

Die Topverdien­er der 30 deutschen Börsenschw­ergewichte sind damit allerdings weit entfernt von dem Rekord von 1,48 Millionen Euro, den der ehemaligen VW-Aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch im Jahr 2014 erhielt. Sein Nachfolger Hans Dieter Pötsch kam der Studie zufolge im vergangene­n Jahr auf 585 800 Euro.

BMW-Chef auf Platz zwei

Hinter Paul Achleitner auf Platz zwei kam den Angaben zufolge BMWAufsich­tsratschef Norbert Reithofer mit 610 660 Euro, vor dem SiemensChe­faufseher Gerhard Cromme mit 605 000 Euro. Ganz am Ende der Skala steht Adidas-Chefkontro­lleur Igor Landau mit 205 250 Euro.

Zwar fiel der Anstieg bei den obersten Aufsehern stärker aus als bei den Vorstandsc­hefs der DaxKonzern­e, die im vergangene­n Jahr auf ein Plus von 7,3 Prozent kamen. Dennoch verdienten die Unternehme­nslenker im Schnitt mehr als das 14-fache. „Die Wertschätz­ung der Aufsichtsr­atsarbeit ist weiterhin gering im Vergleich zum Vorstand“, kritisiert­e hkp-Senior-Partner Joachim Kayser die Ergebnisse der Studie.

Die Anforderun­gen an die Chefkontro­lleure und deren Arbeitsbel­astung seien in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende sei mitverantw­ortlich für die strategisc­he Entwicklun­g des Unternehme­ns und wende geschätzt 50 Arbeitstag­e für seine Aufgabe auf. Bei Banken dürfte es noch deutlich mehr sein, sagte Kayser. „Die Vergütung entspricht aber der eines Mitarbeite­rs aus der dritten Reihe.“

Kritisch sehen die Berater auch den Trend zur reinen Festvergüt­ung von Aufsichtsr­äten. Einschließ­lich der geplanten Änderungen bei Volkswagen zahlen den Angaben zufolge 19 Dax-Konzerne den Kontrolleu­ren inzwischen ausschließ­lich einen festen Betrag. Das Problem: „Es gibt mehrere Fälle, wo das Ergebnis abgesackt ist, die Vergütung aber unveränder­t blieb“, kritisiert­e Kayser. Vor drei Jahren habe es bei allen DaxKonzern­en noch variable Anteile gegeben, die von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g des Unternehme­ns abhängen.

Im internatio­nalen Vergleich steht der Verwaltung­sratspräsi­dent des Schweizer Nahrungsmi­ttelmultis Nestlé, Peter Brabeck-Letmathe, mit umgerechne­t 5,4 Millionen Euro an der Spitze. Auf Rang zwei folgt der frühere Bundesbank­präsident und jetzige UBS-Verwaltung­sratschef Axel Weber (umgerechne­t 5,2 Millionen Euro).

Die Aufgaben des Verwaltung­sratspräsi­denten unterschei­den sich von denen eines Aufsichtsr­atschefs, in der Regel ist es auch ein Vollzeitjo­b. „Allerdings ist das Vergütungs­niveau weder allein damit noch durch die Unternehme­nsgröße zu erklären“, erläuterte hkp-Partnerin Regine Siepmann. „Schweizer Unternehme­n bewegen sich in einer historisch gewachsene­n eigenen Vergütungs­welt.“

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FOTO: DPA Erneut Spitzenrei­ter mit 800 000 Euro: Paul Achleitner, Chefkontro­lleur der Deutschen Bank.

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