Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abheben und entspannen im Eggental
Südtiroler Natur mit allen Sinnen erleben und zu den Sternen fliegen
I n rasender Geschwindigkeit verlassen wir die Erde, lautlos und leicht. Die bewaldeten Berge unter uns werden immer kleiner, auch Südtirol, Europa, der ganze blaue Heimatplanet verschwinden – und plötzlich schweben wir im Weltall. Zisch, da fliegt der Mond vorbei, dann der Mars, wir tauchen durch die Ringe des Saturn. Oder war’s der Jupiter? Wow, man kommt kaum mit bei diesem rasanten Ritt durch die Galaxien. Unwillkürlich halten wir den Atem an und vergessen für ein paar Augenblicke, dass wir nicht in einem Raumschiff, sondern ganz bequem und sicher im beschaulichen Bergdörfchen Gummer sitzen und mit 3-D-Brillen in die Kuppel des örtlichen Planetariums starren, als wäre es der unfassbar weite Himmel.
Neue Welten
Dabei sind wir ja eigentlich gekommen, um zu bleiben. Auf der Erde, in der Natur, im Eggental. Sind dafür über den Brenner gefahren, den alten Sehnsuchtsweg aller Italienreisenden, haben die schroffen Felswände am Zugfenster vorbeiziehen lassen, Brixen passiert und in Bozen die ersten warmen Sonnenstrahlen genossen. Noch eine halbe Stunde hinaufgekurvt in das östlich gelegene Hochtal mit seinen sieben Dörfern und jener charakteristischen Südtiroler Mischung aus alpinem Flair und italienischer Lebensart, zu der bekanntlich auch eine ausgezeichnete Küche gehört.
Die Sternegucker unter den Wanderfreunden können außer dem Planetarium in Gummer auch noch der Sternwarte Max Valier und dem Sonnenobservatorium einen Besuch abstatten. Wer dann noch nicht genug hat von Astronomie, wandert auf dem „Planetenweg“, der erst vergangenes Jahr eröffnet wurde. Von der großen, weißen Kuppel der Sternwarte ausgehend, tritt man dabei eine symbolische Reise durchs All an – allerdings mit Brettljause statt Astronautennahrung. Entlang des Weges sind Infotafeln zu Venus, Merkur und Konsorten aufgestellt, deren Abstände im Maßstab 1:1 Milliarde den tatsächlichen Entfernungen im Sonnensystem entsprechen. Damit werden die Ausdehnungen des Alls erlebbar – zumindest en miniature in zwei bis drei Stunden.
Das imposante Felsmassiv des Latemar wie auch die anderen Gipfel der Dolomiten erscheinen klassischen Bergfexen allein schon eine Reise wert. Und doch versuchen die Gastgeber in Deutschnofen, Welschnofen und den anderen Orten eben auch mit anderen Angeboten zu locken. Da eröffnet sich beispielsweise im Hotel Erica besonders körperund gesundheitsbewussten Gästen die Möglichkeit einer „Körper-Vitalmessung“, einer Stunde Qi-kung (einer Mischung aus Qi-gong und Kung -fu) oder einem 12-Meridian-Stretching. Auch da tun sich dem staunenden Besucher mitunter ganz neue Welten auf.
Hören, sehen, fühlen
Wer aber den Boden unter den Füßen nicht verlieren, sondern besonders intensiv spüren will, der versucht es auch als wenig geübter Berggast mal mit einer leichten Wanderung, gerne unterbrochen von Meditationsstopps im Wald oder Pausen an sogenannten Kraftplätzen. Diese Form der Naturerfahrung ist eine Alternative zu verbissen-verschwitzten Bergmärschen oder Downhill-Mountainbike-Challenges moderner Ausprägung.
Und so finden wir uns alsbald im Wald stehend wieder, tief atmend, die Arme zum Himmel gereckt, die Füße schier im weichen Waldboden verwurzelt. Wie unser Freund, der Baum. Riechen die modrig-kühle Luft, spüren die leichte Brise auf der Haut – und das Krabbeln der Ameisen an den Knöcheln, die uns offenbar sofort akzeptiert haben als ihren Freund, den Baum. Etwas skeptischer sind da schon die zwei Rinder, die beim nächsten Stopp auf einer Lichtung verwundert zusehen, wie dieses bunt gekleidete Frauengrüppchen nicht nur still in sich hineinhorcht, sondern auch wild auf der Wiese herumhüpft und einen kindlichen Spaß dabei hat. Schon eine merkwürdige Spezies, diese Zweibeiner.
In Einklang mit der Natur und mit sich selbst sein, den Stress hinter sich lassen, das sollen die Gäste bei dieser Art des „Balance-Urlaubs“, der zu einem festen Bestandteil des Angebots im Eggental werden soll. Ursula Thaler, die als Entspannungstrainerin fungiert, will uns zeigen, dass nicht nur der Baum, sondern auch der Berg unser Freund sein kann. Das geht offenbar am besten, wenn man ihm auf Augenhöhe begegnet. Wir nehmen also den Höhenweg im Latemar gleich oben bei der Bergstation in Obereggen in Angriff und sparen uns den mühsamen Aufstieg. Es geht schließlich nicht um Leistungssport, sondern um Naturerlebnis. „Hört doch mal genau hin, was ihr beim Gehen wahrnehmt“, ermuntert uns Ursula Thaler, wir sind schließlich auf einer Sinneswanderung. Und so verstummt das Geplapper und wir lauschen in die Natur. Hören das Gezwitscher der Vögel, das Scheuern der Funktionsklamotten, das eigene Geschnaufe an einem kurzen Anstieg und von fern eine brummende Motorsäge, die daran erinnert, dass neben dem Tourismus auch noch ganz bodenständig Holzwirtschaft betrieben wird im Eggental. Auch das konzentrierte Fühlen und Sehen üben wir, was beim grandiosen Panoramablick auf den Zanggen, auf Weiß- und Schwarzhorn und aufs sonnenbeschienene Deutschnofen nicht besonders schwerfällt.
Dass das Schmecken auch zu einer Sinneswanderung gehört, versteht sich von selbst und so endet diese dreistündige Genusstour folgerichtig in der Hütte auf der Epircher Laner Alm bei einer Portion Schlutzer mit brauner Butter und Parmesan und dem klassischen Bergessen, einem Kaiserschmarrn mit Preiselbeeren. Beim Jupiter, der beamt uns wieder hoch, ein himmlischer Genuss. Weitere Informationen bei Eggental Tourismus, Dolomitenstr.4, I-39056 Welschnofen. Tel.: 0039/0471-619500, www.eggental.com Planetarium und Sternendorf: www.planetarium.bz.it, www.sternendorf.it Die vorgestellte Reise wurde organisiert von Eggental Tourismus und Deutsche Bahn.