Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ulm ist ein Ausbildungsverein“
Trainer Leibenath spricht am Rande des Orange Dinners über die Meisterschaft und die Zukunft der Mannschaft
- Ob sich der Gewinner des Tombola-Preises wirklich gefreut hat oder die wahren Gedanken nur nicht preisgeben wollte, ist nicht genau zu sagen. Doch dass der Spender zufrieden war, diesen speziellen Gegenstand zu stiften oder besser endlich los zu sein, ist unbestritten. Die Rede ist von Krücken, also Unterarmgehhilfen, die beim Charity Dinner der Ulmer Basketballer verlost wurden. Und der edle Gönner war der lang verletzte Hoffnungsträger Tim Ohlbrecht, der mit einer Knieverletzung bereits seit Ende Dezember zum Zuschauen verdammt ist.
„Ich befinde mich noch in der Reha, komme aber jeden Tag einen Schritt weiter. Mittlerweile sind Sprünge schon wieder möglich und auch das Laufen auf einem Laufband“, so Ohlbrecht. Wann er die Ulmer aktiv unterstützen und ob er in den Play-offs wieder eingreifen kann, wollte er nicht kommentieren. „Es gibt keinen Zeitplan, aber ich versuche es natürlich so schnell wie möglich“, so der 2,10-Meter-Center, während er zwei beladene Teller zu ihren Empfängern balancierte.
Denn dass die Ulmer Basketballer in diesem Jahr nicht nur eine GalaSaison spielen, sondern auch auf einer Abend-Gala bestehen können, bewiesen sie beim schon traditionellen Orange Dinner, bei dem die Spieler um Per Günther, Augustine Rubit oder Raymar Morgan ihren Fans auftischten und ihre Fertigkeiten als Kellner unter Beweis stellten.
Auf dem Basketballcourt hingegen tischen die Ulmer ihrem Gegner in der BBL ebenfalls meist Basketball von Feinsten auf, sodass der Tabellenführer mit erst einer Saisonniederlage in die Endphase geht, auch wenn Trainer Thorsten Leibenath noch die Euphorie bremst: „Es ist zu früh für ein Fazit. Aber selbst wenn wir am Ende vier Niederlagen haben würden, wäre es wohl die beste Hauptrunde überhaupt.“Es stehe noch einiges auf dem Spiel und es sei wichtig, den ersten Platz zu verteidigen. „Wir versuchen erst gar keinen Spannungsabfall aufkommen zu lassen, denn es ist unser Traum, Meister zu werden“, so Leibenath, der dies jedoch nicht als Ziel ausgeben will: „Das würde den Schluss zulassen, bei einem Verfehlen als Enttäuschung gewertet zu werden, und so weit würde ich nicht gehen. Wenn wir nach einer super Hauptrunde das Halbfinale erreichen, ist das trotzdem eine tolle Saison.“
Man wolle versuchen, dauerhaft in die Top-Gruppe der Liga aufzusteigen und auch der Eurocup sei ein Mindestziel für die Saison. Der Trainer kündigt jedoch auch an, dass die folgende Spielzeit nicht einfach wird. „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Mannschaft so oder so ähnlich für uns auflaufen wird, dafür haben sich manche Spieler zu sehr in den Vordergrund gespielt, und da werden finanzkräftigere Vereine kommen.“Daher müssten junge Spieler nun frühzeitig auf hohem Niveau Spielpraxis bekommen. „Ich bin ein positiver Mensch und freue mich darauf, eine Mannschaft formen zu dürfen und die Basis zu legen, dass sie den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen können“, so Leibenath, der Ulm durchaus als Ausbildungsverein bezeichnen würde.
Und während sich der große Erfolg der Basketballer erst noch einstellen kann, ist der Spendenrekord beim Charity Dinner hingegen schon sicher. Durch einen Gesamterlös von 30 000 Euro soll nun das caritative Engagement der Ulmer noch ausgebaut werden und, neben dem Projekt „Rollstuhl-Basketball macht Schule“, ein Team für geistig behinderte Menschen gegründet werden.