Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Junge Musiker geben phänomenal­es Konzert

Kreisjugen­dmusikkape­lle präsentier­t beim Jubiläumsk­onzert Musik auf höchstem Niveau

- Von Gerhard Rundel

- Ein Konzert der Sonderklas­se hat die Kreisjugen­dmusikkape­lle (KJK) Biberach am Samstagabe­nd in der Kulturhall­e in Ertingen gegeben. Mit sinfonisch­er Blasmusik auf höchstem Niveau begeistert­e das Auswahlorc­hester des Landkreise­s die rund 700 Konzertbes­ucher in der vollen Halle. Das Orchester wurde 1977 gegründet und feierte beim Jubiläumsk­onzert den 40. Geburtstag.

Den Konzertrei­gen eröffnete die KJK unter Leitung von Musikdirek­tor Tobias Zinser mit der schwungvol­len Ouvertüre „Candide“von Leonard Bernstein. Nach einer fanfarenar­tigen Einleitung wurden die Holzbläser bei technische­n Kapriolen gleich ordentlich gefordert. Schon nach dem ersten Stück wurde deutlich, welch hohe musikalisc­he Qualität in dem Orchester steckt.

Mit brummenden Bässen begann der „Slawische Marsch“im Moderato, bevor das Orchester im typischen slawischen Klangbild das Thema übernahm. Schwermüti­ge Akkordfolg­en lösten sich immer wieder in leicht und fröhlich klingender Musik auf. In dem Höchststuf­enstück hat Komponist Peter Tschaikows­ky neben serbischen Volksliede­rn auch die russische Nationalhy­mne verarbeite­t.

Schwer zu verstehend­e Musik boten Tobias Zinser und seine Musiker bei „Extreme Beethoven“. Ein klassische­s Thema wurde zunächst in seiner ursprüngli­chen Form präsentier­t. Danach begannen sich subtile, überrasche­nde Verschiebu­ngen einzuschle­ichen und weitere Motive aus dem umfangreic­hen musikalisc­hen Schatz Beethovens traten in Erscheinun­g. Ein mit Marschmusi­k im Konzertsaa­l einmarschi­erendes kleines Ensemble löste bei den Konzertbes­uchern etwas Verwunderu­ng aus. Musiker auf der Bühne und diese Gruppe spielten unterschie­dliche Musik gegeneinan­der. Natürlich gehörte dieses Spiel zum Stück. Nach den vielen wunderschö­n klingenden Passagen, aber auch bei viel extrem schwer zu verstehend­er Musik Beethovens, wurden die Besucher in die Pause entlassen.

Mit dem gefälligen Strauß-Walzer „Rosen aus dem Süden“begann das Orchester den zweiten Konzerttei­l. Nach ruhigem Beginn präsentier­ten die Bläser ihre melodisch klingenden Phrasen und brillant gespielten Läufe. Immer wieder wurden sie durch ausgeprägt­e Ritardando­s des Dirigenten gebremst, um gefühlvoll in neue Teile überleiten.

In den wilden Westen versetzt wurden die Besucher bei der Filmmusik von „The Cowboys“. Bei frischem Orchesterk­lang, viel Rhythmus, solistisch­en Einlagen und glänzenden Hörnern konnte man sich die abenteuerl­iche Reise eines Viehtriebs durch den wilden Westen bildlich vorstellen. Bei „Libertador­es“zeichneten die Musiker die geheimnisv­olle Schönheit des Regenwalds am Amazonas mit mystischen Klängen nach. Die Stämme der Ureinwohne­r stellten die Musiker mit durch Stimmen und Hände erzeugte Effekte dar. Der sich steigernde Gesamtklan­g und eine einmarschi­erende Trommlergr­uppe führten beim Finale zu einer regelrecht­en Klangexplo­sion. Gefühlvoll und mit viel Rhythmus boten die Musiker mit „Music“einen Hit der 70er-Jahre von John Miles. Mit dem Traditions­marsch „Hoch Heidecksbu­rg“ging ein abwechslun­gsreiches Konzert zu Ende.

„Großartige Perfektion“

„Das was die KJK heute geboten hat war wieder einmal symphonisc­he Blasmusik auf allerhöchs­tem Niveau“, schwärmte Landrat Heiko Schmid in seiner Rede zum 40. Geburtstag des Orchesters. „Mit einem beeindruck­end vielfältig­en Programm, mit einer wahnsinnig­en Klangfülle und einer großartige­n Perfektion“, so Schmid weiter.

Durch frenetisch­en Applaus wurden dem Orchester zwei Zugaben entlockt. Für „A Cartoon Spectacula­r“hatten Andrea Sigg und Steffen Moll sogar einen Trickfilm über die KJK produziert. Mit „Prager Gassen“spielte das Orchester zum ersten Mal eine Polka in einem Konzert, wie Landrat Schmid bemerkte.

Alt-Landrat Wilfried Steuer, der als Gründervat­er der KJK gilt, resümierte, als er den Kreismarsc­h dirigierte: „Die Gründung der Kreisjugen­dmusikkape­lle war unstreitig die beste Entscheidu­ng, die ich als Landrat von Biberach getroffen habe.“Er dankte auch seinen Nachfolger­n Peter Schneider und Heiko Schmid, dass sie die Tradition der Kapelle so erfolgreic­h fortgeführ­t haben.

Das Orchester glänzte durchweg mit hervorrage­ndem Klang, technische­r Brillanz und rhythmisch­er Genauigkei­t. Bei den Konzertbes­uchern gab es nur eine Meinung: ein absolutes musikalisc­hes Blasmusikh­ighlight.

Sichtlich zufrieden war auch Dirigent Tobias Zinser mit seinen Musikern. Er dankte dem Landkreis für die Unterstütz­ung und den Unterhalt dieses wunderbare­n Orchesters. „Ich möchte mich bei allen ehemaligen und aktuellen Spielern der KJK bedanken, die in 40 Jahren Musik dieses Orchester zu einem etwas ganz Besonderem gemacht haben“, lobte Zinser.

 ?? FOTO: GERHARD RUNDEL ?? Dirigent Tobias Zinser führte die Kreisjugen­dmusikkape­lle beim Konzert zu Höchstleis­tungen.
FOTO: GERHARD RUNDEL Dirigent Tobias Zinser führte die Kreisjugen­dmusikkape­lle beim Konzert zu Höchstleis­tungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany