Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ex-Chef der Großmetzgerei Sieber nach Listerien-Skandal vor Gericht
(pst) - Der Ex-Geschäftsführer der insolventen Großmetzgerei Sieber, Dietmar Schach, muss sich seit Montag wegen Verstößen gegen das Lebensmittelrecht vor dem Amtsgericht Wolfratshausen verantworten.
Lebensmittelkontrolleure hatten im März 2016 verseuchte Wurstwaren der Firma aus Geretsried bei München entdeckt. Dem 52-jährigen Schach wird das „vorsätzliche Inverkehrbringen gesundheitsschädlicher Lebensmittel“vorgeworfen. Es geht um 2250 Euro, die Schach laut eines Strafbefehls hätte bezahlen sollen. Dagegen hat der Unternehmer Einspruch eingelegt, weshalb es nun zur Verhandlung kommt.
Im März 2016 hatten Lebensmittelkontrolleure bei „Original Bayerischen Wacholderwammerl“der Firma Sieber eine Listerienbelastung festgestellt, die 2000-fach über dem Grenzwert lag. Nach den Erkenntnissen des Robert-KochInstituts steht dieser Bakterienstamm mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit einem Listeriose-Ausbruch in Süddeutschland 2012. Dabei sollen mehr als 70 meist ältere Menschen erkrankt sein, acht von ihnen starben.
Schach bestritt die Vorwürfe der Behörden: „Ich hätte nie im Leben zugelassen, dass Produkte, die für den Menschen eine Gefahr darstellen, auf den Markt kommen.“Am Mittwoch soll das Urteil fallen.
Nach dem Listerien-Fund hatte das bayerische Verbraucherschutzministerium vom Verzehr von Sieber-Produkten abgeraten, das Landratsamt Bad Tölz verhängte einen Produktionsstopp. Wenig später beantragte die Metzgerei mit 120 Mitarbeitern Insolvenz.
Später verwies Insolvenzverwalter Josef Hingerl auf die vorangegangenen Lebensmittelskandale um Müller-Brot und Bayern-Ei. Die Behörden hätten im Fall Sieber deswegen „überreagiert“. Hingerl will in wenigen Tagen eine Klage gegen den Freistaat Bayern einreichen und mehr als 13 Millionen Euro Schadensersatz fordern.