Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eigene Kompositionen verschmelzen mit Chopin und Ravel
Pianist Valerij Petasch erspielt sich viel Beifall im Goldenen Saal Bad Buchau
- Eigene Kreationen mit anerkannten Werken bekannter Komponisten wie Chopin, Ravel oder Debussy in einem Konzert zu vereinen, mag fürs Erste gewagt sein. Was Valerij Petasch im Goldenen Saal Bad Buchau unter dem Titel „Valerij mit dem Piano“vorstellte, erwies sich als stimmige Einheit anspruchsvoller Klavierkunst.
Als Pianist und Autor begann Valerij Petasch sein Konzert mit eigenen Kompositionen. Ob „Preludium“, ob „Atlantis“oder „Zwei Ausflüge in die Kindheit“– jeweils stand das Thema melodisch gut ins Ohr gehend im Vordergrund. In angenehmer Weise verbanden sich akkordgebundene Melodik mit farbenreicher Ausgestaltung in teilweise virtuosen Passagen. Mit träumerischen Klängen, die zu einer Meditation passen könnten, lud der Pianist die Zuhörer in seine Welt des Klaviers mit seinen vielerlei Ausdrucksmöglichkeiten ein.
Freundlich -heitere Sequenzen, fast auf spielerischem Hintergrund, weitete Petasch zu ansteigendem Klangreichtum, um danach fast unvermittelt in dezentem Bogen zum Beginn seines Werks zurückzukehren. Mit geschlossenen Augen versenkte sich der Pianist in seine Musik und das Instrument und schuf damit auch für seine Gäste eine angenehme Atmosphäre des Hörens, die oft von perlenden federleichten Läufen und Umrankungen geprägt war. Immer wieder tauchte das Thema im Stil ganz unterschiedlicher Variationen auf, die der Künstler mit verschiedensten Verzierungen garnierte.
Enge Verbindung zu Chopin
Mit Werken Frédéric Chopins hat Petasch, der seit 15 Jahren als Dozent an der Universität Ulm lehrt, eine besonders enge Verbindung. Geboren in Moskau, verlieh ihm die dortige Chopin-Society Chicago-Moskau die Ehrenmitgliedschaft für herausragende Chopin-Interpretationen. Feinsinnig und einfühlsam interpretierte er in Bad Buchau Chopins Walzer in fMoll. Geradezu dezent deutete er in manchen Phasen den Walzertakt an, um allen melodischen Strukturen den notwendigen Freiraum zu gewähren. So entstand eine liebenswert heitere Wiedergabe, der man nicht Trauriges von der eigentlich leicht bedrückenden h-Moll-Tonart anmerkte.
Auch Chopins Nocturne in DesDur stellte der Pianist in angenehm dezentem Kammerton vor. Leichthin fließende Themen als Produkt bestaunenswerter Fertigkeit über nicht allzu dominanten Begleitphasen ergaben ein bekömmliches Eintauchen in eine nicht alltägliche Welt. Chopins Fantasie-Impromptu in cis-Moll hingegen lebte von virtuosen Läufen quer über die ganze Tastatur, ohne das eigentliche Thema, mit ausgesprochen zarten Attributen versehen, zu vernachlässigen. Hier zeigte sich die künstlerische Leidenschaft des Pianisten mit intensiver Technik und variationsreicher Interpretationskunst.
Mit Ravels „Wasserspielen“hat Petasch ein Paradestück für seine Art des Musizierens auf dem Klavier ausgesucht. Den Springbrunnen mit ihren Fontänen gleich gleiteten seine Hände über die Tasten, mal schwebend, mal perlend, mal glitzernd, um geräuschvoll wieder in sich zusammenzufallen. Durch das Übergreifen der Hände gingen melodieprägende Einzeltöne und ziselierende Umrankungen eine bezaubernde Gemeinschaft ein.
Auch die „Goldfische“von Claude Debussy fühlten sich deutlich wohl im angenehmen Klangbild des Pianisten. Behände Fingerakrobatik symbolisierten die Beweglichkeit der Fische, klangreich und technisch brillant mit musikalischen Affekten versehen, daraufhin Debussys „Preludium.“
Mit weiteren Eigenkompositionen führte Petasch die Zuhörer an den Beginn seines höchst bekömmlichen Konzerts zurück. Unbeschwert tänzerische Partien prägten seinen beseligenden Walzer. Mit erneut virtuoser Fingerfertigkeit, bei der jedes benutzte Notenblatt nur störend gewirkt hätte, entließ er das Publikum „auf Schmetterlingsflügeln“in den frühlingshaften Abend. Herzlicher Beifall galt als Dank und Anerkennung für den vielseitigen Konzertabend, den Petasch mit zwei Zugaben erwiderte.