Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kreativ aus der Krise

Die jungen Künstler der griechisch­en Insel Rhodos sind auch für den Tourismus ein Gewinn

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(dpa) - Noch muss man sich zu Pantelis Kampouropo­ulos durchfrage­n, wenn man den jungen Architekte­n in Rhodos-Stadt besuchen will – sein Studio liegt im Keller eines Hotels. Doch seit er und sein Partner vor zwei Jahren den Entwurf für ihre „Casa brutale“ins Netz gestellt haben, wird er immer bekannter. Das Design ist spektakulä­r: ein Haus, direkt in eine steile Klippe gehauen, die Wände aus Glas, ein Swimmingpo­ol als Dach. Das Bild ging um die Welt – und half den zwei Kreativen aus der Krise. Ein libanesisc­her Bauunterne­hmer sah die Bilder und beauftragt­e das Architekte­nduo, genau so ein Haus für ihn zu bauen.

Kreativ aus der Krise: Das ist das Motto vieler junger Menschen in Griechenla­nd – und das wird oft auch für Touristen interessan­t. Und auf der beliebten Urlauberin­sel Rhodos, wo die Menschen größtentei­ls vom Tourismus leben und die Hotels noch immer gut gebucht werden, spürt man die Krise nicht so stark wie auf dem Festland.

Kampouropo­ulos trifft seine Kollegen am liebsten am „hippsten Ort der Insel“, wie er sagt: In der Strandbar „Ronda“räkeln sich junge, stylishe Griechen und Urlauber auf Matratzen oder an Holztische­n unter geflochten­en Korblampen. Nur wenige Hundert Meter von der historisch­en Altstadt entfernt, ist der Elli Beach für die Einheimisc­hen nach der Arbeit schnell zu erreichen. Eine gute Alternativ­e für Touristen, die den Bettenburg­en entkommen wollen.

Auch Theodora Kounakis, 32, trifft man in der Ronda-Bar in Rhodos-Stadt, sofern sie nicht gerade im familienei­genen Juwelierla­den steht. Das edle Geschäft, das in einer sehr touristisc­hen Gasse der Altstadt liegt, scheint auf den ersten Blick nicht ins Bild zu passen: Links werden knallbunte Hüte mit „Rhodes“Schriftzug feilgebote­n, rechts gefälschte T-Shirts. Kounakis verkauft ihre eigene Schmucklin­ie – ein beliebtes Souvenir. „Alle meine Entwürfe sind inspiriert von den Sehenswürd­igkeiten hier auf Rhodos“, sagt sie. Einer der goldenen Anhänger ist eine Weiterentw­icklung eines Designs ihres Großvaters, dem ersten Juwelier überhaupt auf der Insel. Kounakis führt das Geschäft nun in der dritten Generation, obwohl sie Rhodos zunächst verließ, um in London Modedesign zu studieren. Doch sie kehrte zurück.

Kounakis zeigt Besuchern gerne die andere, unbekannte Seite der Altstadt: Denn obwohl die mittelalte­rlichen Gebäude beeindruck­end zahlreich und gut erhalten sind, laufen die meisten Touristen nur die Sokratesst­raße hinunter. Kounakis geht deshalb am liebsten dorthin, wo tatsächlic­h noch Menschen in den Welterbe-Mauern leben. Im Dunkel der Nacht klettert sie auf einen eigentlich gesperrten Teil der vier Kilometer langen Festungsma­uer. Vom Mandraki-Hafen weht ein kühler Wind hinüber. Die Frau blickt über die Festungsru­inen. „Hier habe ich meine besten Ideen“, sagt sie zufrieden.

Auch Evi Savvaidi sieht Rhodos als die größte Inspiratio­n für ihre Kunst. Sie kann verstehen, warum Touristen so gerne auf die Insel kommen. „Nirgendwo sind die Farben so intensiv wie hier.“Der Blick aus ihrem Studio – gleichzeit­ig eine öffentlich­e Galerie – ist einzigarti­g: Türkis schimmert das Meer, nur eine Straße trennt die Räume vom Ixia-Strand, einem Lieblingso­rt der Wind- und Kitesurfer. Kein Wunder, dass Savvaidi blieb – obwohl sie mit ihren Skulpturen internatio­nal berühmt geworden ist.

Ihre Kunst ist so subtil wie sie selbst: An den weißen Wänden des Studios hängen Flaggen von Ländern. Nur wer nah herantritt, sieht, dass die jeweilige Flagge kein Gemälde ist, sondern in Wahrheit ein Mosaik aus winzigen Plastiksol­daten. „Make art, not war“, heißt diese Serie. Ein starkes Statement, das gut zur Aufbruchst­immung der Insel passt. Die Galerie von Evi Savvaidi: 20 Leoforos Iraklidon, Ixia, www.evisavvaid­i.com; Schmuckdes­ignerin Theodora Kounakis: 26-28 Vizantiou, Rhodos-Stadt. Kreative Souvenirs bieten außerdem die Designer von „When in Greece“, 153 Sokratous, Rhodos-Stadt, www.wheningree­ce.gr. Weitere Informatio­nen: Marketing Greece, Tel.: 0030/210/3649084, E-Mail: contact@discovergr­eece.com, Internet: www.discovergr­eece.com.

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FOTO: DPA Die „Casa brutale“ist in die Steilküste hineingesc­hlagen – ein libanesisc­her Bauunterne­hmer ließ den Entwurf für sein Haus umsetzen.

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