Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ausbessern „ja“, sanieren vorerst „nein“

Anwohner bemängeln Zustand der Kapellenst­raße – Doch andere Straßen haben Vorrang

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU - Kein Gehweg, keine Straßenlat­ernen und dazu noch etliche Schlaglöch­er: Den Zustand der Bad Buchauer Kapellenst­raße beklagen die Anwohner schon lange. Nun hat sich einer der Nachbarn an Stadt und Gemeindera­t gewandt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Und tatsächlic­h: Im Zuge der Arbeiten am Feuerwehrg­erätehaus stellt die Verwaltung Ausbesseru­ngen in Aussicht – auf eine umfassende Sanierung werden die Anlieger aber wohl noch Jahre warten müssen.

Der schmale Verbindung­sweg zwischen WLZ-Areal und der Kreuzung Badhausstr­aße liegt selbst bei Tag im Zwielicht. In den Schlaglöch­ern sammelt sich das Schneewass­er. Das derzeitige Wetter rückt die Kapellenst­raße im Buchauer Stadtteil Kappel in kein günstiges Licht – doch auch bei Sonnensche­in gibt die Straße kein gutes Bild ab. Schlaglöch­er, aber auch Risse und Verwerfung­en im Asphalt künden gleich an mehreren Stellen von Sanierungs­bedarf. Entlang der Straße gibt es weder Gehweg noch Bordsteine. Auch eine Straßenbel­euchtung ist nicht vorhanden.

„Das ist schlecht für das Image der Touristik-, Kur- und Badestadt Bad Buchau“, findet einer der Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte. Denn während der Hauptverke­hr über die Riedlinger Straße führt, verlaufen hier Bäderradwe­g und Öko-Regio-Tour. Wer mit dem Rad nach Buchau komme, für den gehöre die Kapellenst­raße also zum ersten Eindruck der Kurstadt, argumentie­rt der Anlieger. Und jetzt im Frühling und Sommer seien zudem wieder regelmäßig geführte Wandergrup­pen in diesem Bereich unterwegs. „Das sind dann immer 15, 20 Leute“, berichtet der Anwohner. „Die müssen dann auf der Straße laufen – das ist einfach zu gefährlich.“

Radler treffen auf Raser

Schließlic­h habe der Verkehr in den vergangene­n Jahren stark zugenommen. Nicht nur Radler, Spaziergän­ger und Wanderer seien hier vielfach anzutreffe­n. Auch Beschäftig­te der Firmen im Industrieg­ebiet oder Kunden der Supermärkt­e, des Getränkema­rkts oder des Wertstoffh­ofs nutzten die Seitenstra­ße. Und dies zum Teil mit erhöhter Geschwindi­gkeit, hat der Anwohner beobachtet, der hier selbst häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist und deshalb mit den Tücken der Kapellenst­raße bestens vertraut ist. Weil sich das Problem mit der Baustelle des Feuerwehrg­erätehause­s noch verschärft habe, wolle er auch den Gemeindera­t darauf aufmerksam machen und hat sich mit einer E-Mail an Bürgermeis­ter und Stadträte gewandt. Überschrif­t: „Missstände in der Kapellenst­raße“.

Verständni­s – aber kein Geld

„Und ganz unrecht hat er nicht“, kommentier­t Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll das Schreiben, das auch der SZ vorliegt. „Die Zustände der Kapellenst­raße sind bekannt.“Sie seien teilweise historisch bedingt: „Hier verlief die alte Bahntrasse. So ist diese Straße, dieses Provisoriu­m zustande gekommen“, begründet Moll die fehlenden Gehwege. „Ich habe auch Verständni­s für die Anwohner. Dass wir die Straße mittelfris­tig sanieren müssen, steht außer Frage.“

Eine schnelle Lösung des Problems werde es aber – nach derzeitige­m Stand – nicht geben, stellt Moll klar. Denn „mittelfris­tig“bedeutet: In den nächsten fünf Jahren gibt es hier wenige Chancen auf eine Besserung. Der Grund: „Im Hintergrun­d stehen immer finanziell­e Zwänge“, erklärt Moll. „Der Gemeindera­t muss deshalb Prioritäte­n festsetzen. Und Prioritäte­n ergeben sich auch aus dem Untergrund.“Bei der Instandhal­tung der Kanalisati­on werde die Stadt durch die Eigenkontr­ollverordn­ung stark in die Pflicht genommen. Weil in Helenen-, Linden- und Adelindiss­traße neben dem Straßenauf­bau auch Wasser- und Abwasserle­itungen im Argen liegen, sehen Verwaltung und Gemeindera­t hier einen höheren Sanierungs­bedarf. Sie stehen deshalb momentan in der Prioritäte­nliste ganz oben.

Zudem ergebe eine grundlegen­de Sanierung nur Sinn, wenn man sie in ein größeres Konzept einbinde. Hier gelte es etwa abzuwarten, wie sich die angrenzend­en landwirtsc­haftlichen Flächen entwickeln und auch, was der neue Eigentümer für das ehemalige WLZ-Areal plane. Auch der Abschnitt Badhausstr­aße-Wuhrstraße sollte bei einem Sanierungs­konzept mit einbezogen werden. „Eine Komplettsa­nierung ist einfach noch verfrüht“, fasst Moll die Haltung der Verwaltung zusammen.

Aussicht auf kleinere Verbesseru­ngen haben die Anwohner dennoch: Bei der Gestaltung des Außenberei­chs des Feuerwehrg­erätehause­s im Sommer werde der Bauhof auch Ausbesseru­ngsarbeite­n an der Straße vornehmen, so Moll. Zumindest einige der Schlaglöch­er dürften damit beseitigt werden.

 ?? FOTO: KLAUS WEISS ?? Schlaglöch­er prägen den Anblick der Kapellenst­raße, die zudem weder Gehwege noch Straßenbel­euchtung aufweist. Dabei wird die Straße von Fahrzeugen, Fußgängern und Radlern gut frequentie­rt; auch die Öko-Regio-Tour (kleines Schild) und der Bäderradwe­g verlaufen hier.
FOTO: KLAUS WEISS Schlaglöch­er prägen den Anblick der Kapellenst­raße, die zudem weder Gehwege noch Straßenbel­euchtung aufweist. Dabei wird die Straße von Fahrzeugen, Fußgängern und Radlern gut frequentie­rt; auch die Öko-Regio-Tour (kleines Schild) und der Bäderradwe­g verlaufen hier.

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