Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ausbessern „ja“, sanieren vorerst „nein“
Anwohner bemängeln Zustand der Kapellenstraße – Doch andere Straßen haben Vorrang
BAD BUCHAU - Kein Gehweg, keine Straßenlaternen und dazu noch etliche Schlaglöcher: Den Zustand der Bad Buchauer Kapellenstraße beklagen die Anwohner schon lange. Nun hat sich einer der Nachbarn an Stadt und Gemeinderat gewandt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Und tatsächlich: Im Zuge der Arbeiten am Feuerwehrgerätehaus stellt die Verwaltung Ausbesserungen in Aussicht – auf eine umfassende Sanierung werden die Anlieger aber wohl noch Jahre warten müssen.
Der schmale Verbindungsweg zwischen WLZ-Areal und der Kreuzung Badhausstraße liegt selbst bei Tag im Zwielicht. In den Schlaglöchern sammelt sich das Schneewasser. Das derzeitige Wetter rückt die Kapellenstraße im Buchauer Stadtteil Kappel in kein günstiges Licht – doch auch bei Sonnenschein gibt die Straße kein gutes Bild ab. Schlaglöcher, aber auch Risse und Verwerfungen im Asphalt künden gleich an mehreren Stellen von Sanierungsbedarf. Entlang der Straße gibt es weder Gehweg noch Bordsteine. Auch eine Straßenbeleuchtung ist nicht vorhanden.
„Das ist schlecht für das Image der Touristik-, Kur- und Badestadt Bad Buchau“, findet einer der Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte. Denn während der Hauptverkehr über die Riedlinger Straße führt, verlaufen hier Bäderradweg und Öko-Regio-Tour. Wer mit dem Rad nach Buchau komme, für den gehöre die Kapellenstraße also zum ersten Eindruck der Kurstadt, argumentiert der Anlieger. Und jetzt im Frühling und Sommer seien zudem wieder regelmäßig geführte Wandergruppen in diesem Bereich unterwegs. „Das sind dann immer 15, 20 Leute“, berichtet der Anwohner. „Die müssen dann auf der Straße laufen – das ist einfach zu gefährlich.“
Radler treffen auf Raser
Schließlich habe der Verkehr in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Nicht nur Radler, Spaziergänger und Wanderer seien hier vielfach anzutreffen. Auch Beschäftigte der Firmen im Industriegebiet oder Kunden der Supermärkte, des Getränkemarkts oder des Wertstoffhofs nutzten die Seitenstraße. Und dies zum Teil mit erhöhter Geschwindigkeit, hat der Anwohner beobachtet, der hier selbst häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist und deshalb mit den Tücken der Kapellenstraße bestens vertraut ist. Weil sich das Problem mit der Baustelle des Feuerwehrgerätehauses noch verschärft habe, wolle er auch den Gemeinderat darauf aufmerksam machen und hat sich mit einer E-Mail an Bürgermeister und Stadträte gewandt. Überschrift: „Missstände in der Kapellenstraße“.
Verständnis – aber kein Geld
„Und ganz unrecht hat er nicht“, kommentiert Ordnungsamtsleiter Norbert Moll das Schreiben, das auch der SZ vorliegt. „Die Zustände der Kapellenstraße sind bekannt.“Sie seien teilweise historisch bedingt: „Hier verlief die alte Bahntrasse. So ist diese Straße, dieses Provisorium zustande gekommen“, begründet Moll die fehlenden Gehwege. „Ich habe auch Verständnis für die Anwohner. Dass wir die Straße mittelfristig sanieren müssen, steht außer Frage.“
Eine schnelle Lösung des Problems werde es aber – nach derzeitigem Stand – nicht geben, stellt Moll klar. Denn „mittelfristig“bedeutet: In den nächsten fünf Jahren gibt es hier wenige Chancen auf eine Besserung. Der Grund: „Im Hintergrund stehen immer finanzielle Zwänge“, erklärt Moll. „Der Gemeinderat muss deshalb Prioritäten festsetzen. Und Prioritäten ergeben sich auch aus dem Untergrund.“Bei der Instandhaltung der Kanalisation werde die Stadt durch die Eigenkontrollverordnung stark in die Pflicht genommen. Weil in Helenen-, Linden- und Adelindisstraße neben dem Straßenaufbau auch Wasser- und Abwasserleitungen im Argen liegen, sehen Verwaltung und Gemeinderat hier einen höheren Sanierungsbedarf. Sie stehen deshalb momentan in der Prioritätenliste ganz oben.
Zudem ergebe eine grundlegende Sanierung nur Sinn, wenn man sie in ein größeres Konzept einbinde. Hier gelte es etwa abzuwarten, wie sich die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen entwickeln und auch, was der neue Eigentümer für das ehemalige WLZ-Areal plane. Auch der Abschnitt Badhausstraße-Wuhrstraße sollte bei einem Sanierungskonzept mit einbezogen werden. „Eine Komplettsanierung ist einfach noch verfrüht“, fasst Moll die Haltung der Verwaltung zusammen.
Aussicht auf kleinere Verbesserungen haben die Anwohner dennoch: Bei der Gestaltung des Außenbereichs des Feuerwehrgerätehauses im Sommer werde der Bauhof auch Ausbesserungsarbeiten an der Straße vornehmen, so Moll. Zumindest einige der Schlaglöcher dürften damit beseitigt werden.