Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plapperstorch
Tiefschläge und Höhenflüge prägten diese Woche in der Raumschaft. Einen heftigen Tiefschlag durch schwere Schnee-Niederschläge musste der Musikverein Zell-Bechingen hinnehmen. Wo am Dienstag noch stolz das große Zelt für das Frühlingsfest stand, lag es am Mittwochmorgen geknickt am verschneiten Boden. Am Boden waren auch die Macher des Musikvereins – doch sie sind wieder aufgestanden, auch wenn die Folgen noch nicht ausgestanden sind: Das Fest wird trotzdem ausgerichtet, wenn auch kleiner. Na dann – gutes Gelingen!
Einen Tiefschlag sondersgleichen haben die Kämpfer für ein Gesundheitszentrum in Riedlingen einstecken müssen. Ein Geheimzirkel aus Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und der Krankenkassen sieht keine Notwendigkeit für internistische Fachärzte in Riedlingen. Weil es ja in Ulm oder in der Region Donau-Iller genügend Internisten gibt. Das ist toll! Da freut man sich als Bewohner der Region Riedlingen ungemein, dass die Ulmer so schön versorgt sind, man selbst aber 40 Kilometer zum nächsten Internisten fahren soll.
Und dass durch diese GeheimEntscheidung so ganz nebenbei die in fünf Jahren entwickelten Pläne einer medizinischen Versorgung in der Region torpediert wurden, macht nicht gerade fröhlicher, sondern erhöht dafür den Blutdruck ungemein – was wiederum einen Gang zum Internisten zur Folge haben könnte, solange noch einer da ist.
Sollten die KV und die Kassen bei der Entscheidung bleiben, wären nicht nur die stationären Strukturen hinfällig, auch die ambulante Versorgung wäre damit quasi erledigt – weil sich ja gar kein Facharzt des Inneren niederlassen darf. Was denn doch etwas überrascht, weil die große Politik um Sozialminister Lucha der Region diese starke ambulante Versorgung schmackhaft machen wollte. Na wie denn nun?
Aber vielleicht wird Riedlingen ja bald Modellregion des Landes für Ärztesprechstunden via Telefon und Internet, wie sie nun vom Land und der Ärztekammer angedacht ist. Doch wie eine Darmspiegelung übers Internet funktionieren soll, kann man sich als Laie im Moment nur sehr bedingt vorstellen. Aber vielleicht hilft ja dann ein Youtube-Video mit Bedingungsanleitung für ein „Doit-yourself-Darmspiegeln“, das dann noch fachmännisch vom Arzt übers Internet begleitet wird.
Aber in Sachen Fern-Beratung ist Riedlingen ja seit dieser Woche schon an der Speerspitze der Republik. Denn was in der Medizin erst in Kinderschuhen steckt, ist bei der Bahn schon gang und gäbe: Eine Beratung samt Fahrkartenverkauf via Bildschirm. Nur 36 Mal gibt es dieses Wunderding in der Republik, und eines davon steht am Riedlinger Bahnhof. In der knallroten Videokabine erfüllen nun freundliche Bahnmitarbeiter am Schirm die Wünsche der Kunden, weil der Schalter in Riedlingen 2015 geschlossen wurde. Eine gewisse Ähnlichkeit zur Gesundheitsversorgung könnte sich einem da glatt aufdrängen.
Geschlossen ist seit Mittwoch auch die Hochwasserkanalbrücke für Autos – und bald auch für Fußgänger, weil es ja seit Donnerstag eine neue Fußgängerbrücke auf die Donauinsel gibt. Majestätisch ist der knapp 40 Meter lange Stahlsteg über die Donau auf das Fundament eingeschwebt. Da war dann fast vergessen, dass die Herfahrt mit dem Schwerlasttransport alles andere als schwerelos, sondern eher sehr schwer und eng war. Aber jetzt ist sie ja da und das ist doch schon mal gut,