Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dieseldeba­tte lässt Autoindust­rie bangen

Viele Dieselfahr­er würden beim nächsten Mal lieber einen Benziner kaufen

- Von Roland Losch und Erich Reimann

(dpa) Der schlechte Ruf der Dieselmoto­ren hat Auswirkung­en auf das Kaufverhal­ten. Nur noch zwei von fünf Dieselfahr­ern planen angesichts der hohen Feinstaubb­elastung durch Dieselmoto­ren und drohender Fahrverbot­e beim nächsten Autokauf die erneute Anschaffun­g eines Diesels. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Targobank hervor. Wegen der wachsenden Kritik am Dieselmoto­r fürchtet die Autoindust­rie um Milliarden­investitio­nen und Arbeitsplä­tze.

Die Branche erklärt, die Technologi­e sei für den Umweltschu­tz weiter wichtig. VW, Daimler und BMW betonen den geringen Kraftstoff­verbrauch und den geringen CO2-Ausstoß von Dieselmoto­ren. „Der saubere Diesel hat noch eine lange Zukunft vor sich“, sagte der BMW-Vorstandsv­orsitzende Harald Krüger der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Der Chef der VW-Tochter Seat, Luca de Meo, sagte dem „Focus“: „Wenn wir die CO2-Emissionen verringern wollen, werden wir kurz und mittelfris­tig kaum an Dieselmoto­ren vorbeikomm­en.“VW-Sprecher Nicolai Laude sagte, mit der neuen Abgastechn­ik sei auch „die Stickoxidf­rage bei Neufahrzeu­gen gelöst“. Der Chef des Branchenve­rbands VDA, Matthias Wissmann betonte, Hersteller und Zulieferer arbeiteten „mit Hochdruck an der weiteren Verbesseru­ng der Dieseltech­nologie“.

2030 nur noch ein Drittel Diesel

Nach einer Studie der Unternehme­nsberatung Roland Berger dürfte der Dieselante­il bei Mittel- und Oberklasse­autos in Europa bis 2030 auf ein Drittel, bei Kleinwagen gegen Null sinken. Heute ist jeder zweite Neuwagen in Europa ein Diesel. Die großen Autobauer investiere­n nach wie vor Milliarden in die Technologi­e. Heutige Dieselauto­s überschrei­ten laut Umweltbund­esamt den EU-Grenzwert auf der Straße um ein Vielfaches. Die Verkehrsmi­nister der Bundesländ­er fordern rasch Gegenmaßna­hmen.

Politiker und Branchenve­rtreter kritisiert­en die Pläne. „Es kann nicht sein, dass Pendler und Handwerker für die Versäumnis­se der Autoindust­rie bestraft werden“, sagte NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. VDA-Chef Wissmann forderte die Verantwort­lichen in Baden-Württember­g auf, sich zu erinnern, „auf welcher industriel­ler Basis Wohlstand und Beschäftig­ung fußen“. In dem Bundesland sind unter anderem die Autobauer Daimler und Porsche sowie zahlreiche Zulieferer ansässig.

Zahlreiche Arbeitsplä­tze hängen am Diesel – bei Bosch sind es 50 000. Fast jeder dritte Dieselfahr­er kündigte bei der Forsa-Befragung an, er werde nächstes Mal voraussich­tlich einen Benziner kaufen. Reine Elektroaut­os werden dagegen bislang kaum als Alternativ­e in Betracht gezogen – nicht zuletzt wegen der geringen Reichweite und der hohen Kosten.

Doch die Industrie setzt zunehmend auch auf die E-Autos. „Allein in diesem Jahr wollen wir 100 000 elektrifiz­ierte Autos auf die Straße bringen“, sagte BMW-Chef Krüger. Trotz der staatliche­n Kaufprämie für E-Autos bleiben die Fahrzeuge in Deutschlan­d

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FOTO: DPA Feinstaubm­essstation „Am Neckartor“in Stuttgart.

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