Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gegen Willkür und Selbstherr­lichkeit

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Auch in Demokratie­n gerät die Pressefrei­heit und damit die Meinungsfr­eiheit immer mehr unter Druck. Ausfälle gegen Medien von gewählten Politikern sind eine neue Qualität im Ringen um bürgerlich­e Rechte und unabhängig­e Informatio­nen. Die Journalist­en-Hilfsorgan­isation Reporter ohne Grenzen führt in diesem Jahr nicht nur Staaten wie Syrien, Saudi-Arabien oder Nordkorea auf, in denen das Leben eines Journalist­en nichts wert ist, in denen regelrecht Jagd auf sie gemacht wird. Nein, Reporter ohne Grenzen kritisiert die Führungsma­cht des Westens und auch einige EU-Mitglieder: die USA, Grossbrita­nnien oder Polen.

Eine Tatsache, die noch vor kurzer Zeit in den Bereich der politische­n Fantasie verwiesen worden wäre, scheint heute fast normal. Nun sind in diesen Ländern Pressevert­reter nicht mit dem Leben bedroht, aber die Verächtlic­hmachung von Qualitätsm­edien stellt bewusst jene an den Pranger, die beobachten, einordnen, bewerten. Die BBC in Großbritan­nien, der US-Nachrichte­nsender CNN oder die „New York Times“werden vom US-Präsidente­n der organisier­ten Lüge bezichtigt.

Nicht nur Donald Trumps Anhänger jubeln, auch hierzuland­e fühlen sich die bestätigt, die sich ihre „alternativ­en Fakten“zurechtbas­teln, die sich Vorurteile und Hass aus dem Netz holen. Auf lange Sicht wird die unabhängig­e Presse damit klarkommen. Sie ist nicht unfehlbar, sie ist nicht perfekt, aber sie versucht täglich, besten Wissens und Gewissens die Realität abzubilden.

Womit wir nicht klarkommen, sind Willkür und Selbstherr­lichkeit. Der Deutsche Deniz Yücel ist seit Monaten in der Türkei in Haft, der Blogger Raif Badawi sitzt in SaudiArabi­en im Kerker und wurde ausgepeits­cht. Beide stehen für Hunderte Journalist­en, die wegen ihres Berufes verfolgt oder sogar getötet werden. „free you, free me, free us, free them“schreibt die Künstlerin Yoko Ono auf dem von ihr gestaltete­n Plakat für die Deutschen Zeitungsve­rleger. Ein Aufruf für die Freiheit, dem sich die „Schwäbisch­e Zeitung“am Tag der Pressefrei­heit gerne anschließt.

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