Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Partnersch­aft an der Grenze

- Von Alexei●Makartsev a.makartsev@schwaebisc­he.de

Sie reden aneinander vorbei, bleiben aber weiter im Gespräch – das ist die magere Bilanz des Treffens von Angela Merkel und Wladimir Pu- tin. Nun gab es keine Hoffnung auf freundlich­e Töne oder gar Durchbrüch­e in strittigen Fragen. Doch beide Seiten hätten beim ersten Treffen seit Langem immerhin die Bereitscha­ft zu einer pragmatisc­hen Verständig­ung zeigen können. Der offen zur Schau gestellte Dissens der Kanzlerin und des Kremlchefs wirft die Frage auf, ob deren politische Partnersch­aft nicht ihre Grenzen erreicht hat.

Sie war einst vertrauens­voll, in Grenzen tolerant und ergebnisor­ientiert. Merkel kann Russisch, sie hatte von allen Regierungs­chefs den engsten Kontakt zu Putin, der fließend Deutsch spricht. Es gab leuchtende Visionen von einer engen Zusammenar­beit. Die Entfremdun­g trat ein, als Russlands Führung mit der Annexion der Krim das Völkerrech­t gebrochen hat und ihre nationalis­tische Propaganda­maschine auf Europa losließ.

Die Sackgasse, in der die Beziehunge­n stecken, rührt aus der Tatsache, dass sich Putin bis zu seiner Wiederwahl 2018 keine größeren außenpolit­ischen Zugeständn­isse leisten kann – denn das würde ihn schwach erscheinen lassen. Und Merkel kann auch über die Bundestags­wahl hinaus in der UkraineKri­se nicht ihre Prinzipien über Bord werfen. Darum ist es unbefriedi­gend, aber dennoch richtig, im Gespräch zu bleiben. Die falsche Konsequenz wäre es für Merkel, Russland politisch zu isolieren.

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