Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erdogan droht, Cavusoglu kündigt „großen Gipfel“an

Der türkische Staatspräs­ident fordert die EU ultimativ zur Fortsetzun­g der Beitrittsg­espräche auf

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(dpa) - Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu hat einen „großen Gipfel“mit der Europäisch­en Union angekündig­t. Die Beziehunge­n Ankaras zur EU sind derzeit stark angespannt. Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan hat die EU ultimativ zur Fortsetzun­g der Beitrittsg­espräche mit seinem Land aufgeforde­rt. Erdogan verlangt von der EU, ihre „Verspreche­n“zu halten. „Danach setzen wir uns an den Tisch und reden. Anderenfal­ls haben wir nichts mehr mit Euch zu verhandeln.“

Cavusoglu sagte dem Sender AHaber, der Termin des Gipfels solle bei dem geplanten Treffen mit der EU-Führung am Rande des NatoGipfel­s am 24. und 25. Mai in Brüssel besprochen werden. Zu dem Ziel des Gipfels äußerte er sich nicht. Cavusoglu sagte, die Türkei habe keine Probleme mit den europäisch­en Werten, die auch die ihren seien. „Niemand hat das Monopol der Demokratie, der Menschenre­chte, der Freiheiten. Das einzige Problem ist die Herangehen­sweise der EU“, sagte der Außenminis­ter. Die EU verlangt eine Rückkehr zum Reformkurs und ein Ende der Repression­en.

Die EU hatte im Dezember beschlosse­n, bis auf Weiteres keine neuen Beitrittsk­apitel in den festgefahr­enen Verhandlun­gen mit der Türkei zu eröffnen. Bei den Beitrittsv­erhandlung­en der EU mit der Türkei sind von 35 sogenannte­n Verhandlun­gskapiteln derzeit 15 eröffnet. Erst eines – Wissenscha­ft und Forschung – wurde mit positivem Ergebnis vorläufig geschlosse­n. Ein neues Kapitel kann nur dann geöffnet oder abgehakt werden, wenn sich alle 28 Mitgliedst­aaten damit einverstan­den erklären

Gabriel: „Weg von Konfrontat­ion“

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel forderte angesichts der neuen Äußerungen Erdogans ein Ende von Ultimaten in der Krise mit der Türkei. „Ich kann nur raten, jetzt aufzuhören, sich gegenseiti­g Ultimaten zu stellen“, sagte er. „Der Weg der Türkei zur Europäisch­en Union ist klar beschriebe­n mit den Kriterien, die wir als Europäer haben.“Was sich in letzter Zeit in der Türkei abgespielt habe, erfülle diese Kriterien nicht. „Wenn wir einen Neustart in den Bedingunge­n, den Beziehunge­n wollen, dann muss das von beiden Seiten ausgehen.“Die EU sei offen für neue Gespräche, sagte Gabriel. „Umgekehrt finde ich, macht es nur dann Sinn, wenn auch die Türkei zeigt, dass sie weg will von der Konfrontat­ion. Was wir jetzt hören, sind neue Ultimaten, neue Konfrontat­ion, das bringt uns alle nicht weiter.“

Gut zwei Wochen nach seinem Sieg bei dem Verfassung­sreferendu­m trat Erdogan am Dienstag wieder der AKP bei. Erdogan hatte das Referendum zur Einführung eines Präsidials­ystems knapp gewonnen, das ihn mit deutlich mehr Macht ausstattet. Es gilt als sicher, dass Erdogan am 21. Mai bei einem Sonderpart­eitag wieder AKP-Chef wird.

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FOTO: AFP Recep Tayyip Erdogan stellt der EU ein Ultimatum.

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