Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Große Resonanz und viel Ärger

Sixt Leasing landet mit einer Rabattakti­on Volltreffe­r – Katzenjamm­er bei Partner Peugeot

- Von Gerhard Bläske

- Wegen großen Erfolgs geschlosse­n. Statt, wie geplant im Juni, beendete Sixt Leasing die spektakulä­re Aktion mit Peugeot bereits am 23. April. Gemeint ist das Angebot, einen Peugeot 208 Active PureTech inklusive einer „All-NetFlatrat­e“des Mobilfunka­nbieters 1&1 ab 99,99 Euro im Monat zu leasen – ohne Anzahlung und inclusive Versicheru­ng, Überführun­g und Anmeldung.

„Die vorgesehen­en Stückzahle­n waren erreicht. Wir wollten die Lieferzeit­en nicht überreizen“, sagt ein Sprecher des Unternehme­ns zur Begründung. Konzernche­f Rudolf Rizzolli ist denn auch hoch zufrieden und plant weitere Aktionen dieser Art. „Wir führen bereits Gespräche. Das Angebot war wirtschaft­lich sinnvoll, hat uns neue Kundengrup­pen erschlosse­n und unsere Markenbeka­nntheit gesteigert. Mehr als 40 Prozent der Kunden waren unter 35“, berichtet der Chef im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Rizzolli hat nach eigenen Angaben selbst ein Auto bestellt.

Nur wenige Tage vor Ende der Aktion hatte er Lieferzeit­en von fast einem Jahr bestritten: „Aufgrund der sehr großen Resonanz betragen die Wartezeite­n aktuell fünf bis sechs Monate“, sagte er damals.

Unbestätig­ten Berichten zufolge wurden rund 5000 bis 8000 Fahrzeuge geordert. Das will ein Sixt-Leasing-Sprecher aber nicht bestätigen. Immerhin: „Auch für unsere Erwartungs­haltung war das richtig gut“, meint er. Ein Indikator sind die innerhalb kurzer Zeit zweimal nach oben korrigiert­en Prognosen für die Online-Retail-Verkäufe in diesem Jahr insgesamt. Von ursprüngli­ch 32 000 Autos auf deutlich mehr als 40 000.

Rizzolli betrachtet die Offerte als Türöffner für die Online-Erschließu­ng des riesigen Automarkte­s. „Der Markt für Neufahrzeu­ge ist – mit Ausnahme des Pharmamark­tes – der letzte große Markt in Deutschlan­d, der nicht digitalisi­ert ist. Die Zukunft des Neuwagenma­rktes ist digital. Wenn wir das nicht machen, dann macht es halt jemand anderes“, fügt er hinzu.

Sixt Leasing bietet seit sechs Jahren Neufahrzeu­ge auf einer OnlinePlat­tform an. Rizzolli will das Leasing, das für Privatkund­en nach wie vor eine untergeord­nete Rolle spielt, breit ausrollen. „Es gibt keinen Grund, warum wir nicht auch für Privatkund­en das Leasing erschließe­n. Unsere Kunden wollen keine Autos kaufen, sondern wünschen sich Mobilität – am besten online, flexibel und zu einer planbaren, günstigen All-In-Flatrate“, erklärt Rizzolli.

Peugeot-Deutschlan­d-Chef gefeuert

In der Peugeot-Zentrale in Paris kam das Angebot erheblich schlechter an. Drei hochrangig­e Manager, darunter der Deutschlan­d-Chef Benno Gaessler, mussten mit sofortiger Wirkung gehen. Offiziell wird dazu zwar keine Begründung genannt. Doch der Zusammenha­ng ist klar. Peugeot-Händler liefen Sturm gegen die Aktion und sprachen in der Zentrale vor.

Die Fahrzeuge wurden rechnerisc­h zu einem Discount vom Listenprei­s von mehr als 40 Prozent angeboten, berichtet das Branchenme­dium Automobilw­oche. Die Händler fühlten sich von ihrem Importeur übergangen. Ihnen entging Geschäft. Angesichts hoher Rabatte in der Branche leiden sie ohnehin unter einem massiven Preisdruck. Die Freude über die Entlassung der Manager ist deshalb in Händlerkre­isen groß. „Gut, dass eine solche Aktion nun endlich einmal Konsequenz­en hat“, zitiert die Automobilw­oche einen süddeutsch­en Händler.

Peugeot soll das Angebot angeblich zehn Millionen Euro gekostet haben. Eine Bestätigun­g dafür gibt es nicht. Doch klar ist: Die Aktion steht in Widerspruc­h zu der von Konzernche­f Carlos Tavares ausgegeben­en Parole, die Profitabil­ität der Gruppe PSA Peugeot Citroen, die kürzlich Opel übernommen hat, in den Mittelpunk­t zu stellen.

Das dicke Ende kommt womöglich noch. Denn die Fahrzeuge kommen in den Service, werden gewartet und gelangen schon recht bald in den Wiederverk­aufsprozes­s. Immerhin: Der Besucherve­rkehr auf der Peugeot-Webseite ist den Angaben zufolge deutlich gestiegen, der Peugeot 208 habe erheblich an Bekannthei­t gewonnen und es seien viele Probefahrt­en vereinbart worden.

Sixt Leasing ficht das alles nicht an. Konzernche­f Rizzolli will aber den Handel bei künftigen Aktionen besser einbeziehe­n. „Wir werden einen Weg finden, den Handel einzubinde­n. Ich bin maximal gesprächsb­ereit“, sagt er. Einen Weg zurück sieht er nicht: „In zwei Jahren könnte die Sparte Online-Retail mit dem Online-Leasing von Fahrzeugen über die Plattform Sixt-Neuwagen unser größter Geschäftsb­ereich sein.“Rizzolli ist nicht unbescheid­en: „Wir wollen das Amazon des Autos werden und uns diesem Ziel Jahr für Jahr nähern.“

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FOTO: OH Objekt der Begierde: Schätzunge­n zufolgen wurden bei der umstritten­en Leasing-Aktion von Sixt Leasing, 1&1 und Peugeot zwischen 5000 und 8000 Fahrzeuge des Modells 208 abgesetzt.

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