Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alitalia kommt unter kommissari­sche Aufsicht

Management der Fluggesell­schaft beantragt Sonderverw­altung – Flugbetrie­b läuft planmäßig weiter

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(dpa) - Nach dem gescheiter­ten Rettungsve­rsuch hat die marode italienisc­he Fluggesell­schaft Alitalia die Vorbereitu­ngen für ihre Insolvenz gestartet. Das Management habe einstimmig entschiede­n, die „außerorden­tliche Sonderverw­altung“– was einer Insolvenzv­erwaltung entspricht – zu beantragen, teilte das Unternehme­n mit.

Der Ball liegt nun bei der italienisc­hen Regierung. Sie muss Kommissare ernennen, die die Geschicke des schwer angeschlag­enen Unternehme­ns lenken müssen. Entweder schafft Alitalia damit die Wende oder das Unternehme­n wird aufgelöst. Der Flugbetrie­b laufe weiter wie geplant, hieß es.

Im April hatte die Belegschaf­t in einer Abstimmung einen Sanierungs­plan mit drastische­n Sparmaßnah­men abgelehnt. Die italienisc­hen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad – der mit Abstand größte Aktionär – hatten daraufhin die im Plan vorgesehen­e Kapitalerh­öhung von zwei Milliarden Euro abgesagt.

Eine Verstaatli­chung der ehemaligen Staats-Fluglinie schloss die Regierung in Rom bislang aus. Sie will einen Käufer für die Krisen-Airline finden und stellte Alitalia für die Übergangsz­eit einen Brückenkre­dit von 300 bis 400 Millionen Euro in Aussicht.

Derzeit arbeite das Ministeriu­m für wirtschaft­liche Entwicklun­g an einem Dekret, das die Rahmenbedi­ngungen für einen solchen Kredit festlege. Den Segen Brüssels braucht die Regierung dafür nicht, da dieser Schritt nicht als staatliche Beihilfe anzusehen sei, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. Lufthansa hatte indes in der vergangene­n Woche mitgeteilt, kein Interesse an einer Übernahme der Fluggesell­schaft zu haben.

Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Billigflie­ger wie Ryanair und Easyjet waren in den vergangene­n Jahren massiv auf den italienisc­hen Markt gedrängt und hatten die ohnehin schon schwache Alitalia unter Druck gesetzt. Im Jahr 2015 hatte diese fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht.

Experten halten die Perspektiv­e für Alitalia für weitaus schlechter als etwa für die angeschlag­ene Air Berlin – auch weil die Belegschaf­t als wenig kooperativ gilt. Alitalia beschäftig­t 12 500 Mitarbeite­r.

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FOTO: DPA Alitalia steckt seit Jahren in der Krise.

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