Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Es wäre besser, wenn ich den Unfall nicht überlebt hätte“

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(dpa) - Der alte Mann auf der Anklageban­k stellt sich den Fotografen und Kamerateam­s, als er in den Gerichtssa­al geht. Bis heute, das wird er über seinen Anwalt Michael Vogel erklären lassen, leide er darunter, was vor knapp einem Jahr in der Kleinstadt im Südschwarz­wald geschehen ist. „Es wäre besser gewesen, wenn ich den Unfall nicht überlebt hätte“, gibt der 85-Jährige zum Prozessauf­takt am Dienstag im Amtsgerich­t über seinen Anwalt zu Protokoll. Er selbst habe nicht die Kraft, sich selbst vor Gericht zu äußern. Er könne nur hoffen, dass die Opfer und deren Angehörige ihm verzeihen, ließ er erklären.

Bei dem Unfall gab es zwei Tote. 27 Menschen wurden verletzt, neun schwer. Der Rentner fuhr mit seinem Auto durch zwei Straßencaf­és der belebten Altstadt. „Die Menschen hatten keine Chance, auszuweich­en“, sagt ein Polizeibea­mter, der als einer der ersten Helfer vor Ort war. Der Rentner hat der Anklage zufolge beim Wenden auf der Parkplatzs­uche im Innenstadt­verkehr Gas und Bremse seines Automatika­utos verwechsel­t. Das Auto, sagt die Staatsanwä­ltin, sei mit mindestens 40 Kilometern pro Stunde durch die Fußgängerz­one gefahren.

Im Wagen saßen auch die Ehefrau sowie die damals 36 Jahre alte Enkelin. „Es war wie ein Alptraum“, erinnert sich die junge Frau, die in dem Prozess als Zeugin auftritt. Nachdem ein Fahrradfah­rer mit dem Auto kollidiert sei, habe der Großvater Panik bekommen und aufs Gaspedal getreten. „Er war starr vor Schock. Und plötzlich schoss das Auto los. Ich habe Schreie gehört und nur gehofft, dass das Auto bald stoppt.“

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