Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“
Zum Artikel „KV-Bescheid: Keine Internisten-Sitze für Riedlingen“aus der SZAusgabe vom 27. Arpil hat uns folgender Leserbrief erreicht: Es ist noch keine 30 Jahre her, als im Vorfeld von Wahlen zum Kreistag, in den Wahlveranstaltungen – in vollmundinger Weise – von den Vortragsrednern die optimale Gesundheitsversorgung und Krankenhausstruktur im Landkreis Biberach gelobt wurde. Alle Häuser befänden sich in hervorragendem baulichen Zustand und seien entsprechend dem Stand der medizinischen Technik ausgerüstet. Hervorgehoben wurde insbesondere die dezentrale Struktur mit Kliniken in Biberach, Laupheim, Ochsenhausen, Riedlingen und Bad Schussenried. Auch seien im Kreishaushalt Rücklagen in Millionenhöhe gebildet, um Investitionen problemlos durchführen zu können.
Etliche Jahre später musste dann die Bürgerschaft des Kreises zur Kenntnis nehmen, dass „der fromme Wunsch der Vater der Gedanken war“. Aus der akuten medizinischen Versorgung wurden zuerst die Kliniken in Ochsenhausen und Bad Schussenried aussortiert und danach die Kliniken in Laupheim und Riedlingen auf „Sparflamme“reduziert. Der Höhepunkt war dann die Veräußerung der Kliniken an den Sana-Verbund.
Die Frage ist zu stellen, weshalb die Beamten des gehobenen und höheren Dienstes am Landratsamt in Biberach nicht in der Lage waren, einen kostendeckenden Betrieb der Kliniken zu gewährleisten, während ein privat-wirtschaftlicher Konzern, welcher seinen Anteilseignern eine Rendite in Form von Dividenden und Kursgewinnen zu gewähren hat, hierzu eher in der Lage sein soll.
Es war doch mit den „Händen zu greifen“, dass die Privatisierung des Krankenhauswesens im Landkreis Biberach nicht ohne Strukturveränderung erfolgen wird! Auch die privatwirtschaftlich organisierte „Kassenärztliche Vereinigung“ist doch eher am Wohlstand ihrer Mitglieder, als an der optimalen Versorgung der Bürgerschaft interessiert. Es ist noch nicht lange her, da haben Kommunen und Landkreise wichtige Infrastruktureinrichtungen im Rahmen von „Cross-Border-Geschäften“an amerikanische „Heuschrecken“verscherbelt und mussten dann diese Hedgefonds nach sündhaft teuren Gerichtsentscheiden mit dem Geld der Steuerzahler abfinden, um wieder die Entscheidungsgewalt über Wasserwerke etc. zu erlangen.
Noch gut in Erinnerung ist auch der Verkauf der Landesanteile an der ehemaligen EVS (heute EnBW) an die französische ETF durch den Ministerpräsidenten Teufel für rund 2 Milliarden Euro, um dieses Geld dann in eine Landesstiftung einzubringen und dann mit der „Gießkanne“zu verteilen. Seinem Nach-Nachfolger Mappus gelang dann das „Kunststück“, diese Anteile – am Landtag vorbei – für sage und schreibe 4,6 Milliarden Euro zurückzuerwerben. Ein wahrlich tolles Geschäft für die ETF und ein Reinfall für die baden-württembergischen Steuerzahler, leider ohne Lerneffekt. Dr. Anton Dettling, Dietelhofen