Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Mond feiert ein Comeback

Vor 50 Jahren machte der Lunar Orbiter 4 historisch­e Aufnahmen vom Erdtrabant­en

- Von Christina Horsten

(dpa) - Ein halbes Jahrhunder­t ist es her, dass die Sonde Lunar Orbiter 4 erstmals Bilder vom Südpol des Mondes zur Erde schickte. Längst sind Menschen seitdem auf dem Mond gelandet – aber welche Rolle spielt der Erdtrabant künftig in der Raumfahrt?

Ein voller Erfolg war die Mission nicht. Immer wieder gab es Probleme mit der Kamera des Lunar Orbiter 4: Erst hakte die Linsenabde­ckung, dann der Transportm­echanismus. Aber zum Ende der viermonati­gen Mission, die am 4. Mai 1967 startete, zeigten sich die Verantwort­lichen der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa doch sehr zufrieden: Rund 550 Bilder vom Mond hatte die Sonde zur Erde geschickt, darunter erstmals Aufnahmen vom Südpol. Damit war die Vorderseit­e des Erdtrabant­en zu 99 Prozent erfasst, die erdabgewan­dte Seite zu 75 Prozent.

Die rund 386 Kilogramm schwere Sonde, die vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral in Florida aus startete, war die vierte von fünf im LunarOrbit­er-Programm der Nasa. Das 163 Millionen Dollar teure Programm diente der Vorbereitu­ng der Apollo-Missionen. Die ersten drei Sonden suchten 1966 und 1967 nach geeigneten Landeplätz­en, die letzten beiden kartierten den Mond.

Am 6. Oktober 1967 stürzte der Lunar Orbiter 4 kontrollie­rt in den Mond – ein Jahr später umkreiste erstmals ein bemanntes Raumschiff den Erdtrabant­en. Ein weiteres Jahr später betraten Neil Armstrong und Buzz Aldrin den Mond. Die 1960erund 1970er-Jahre waren die Hochphase der Monderkund­ung.

Danach ließ der Andrang auf dem Mond nach: Die letzte bemannte Mission ist mehr als 40 Jahre her. Aber seit einiger Zeit erlebt der Mond ein Comeback – auch, weil andere Himmelskör­per als Ziele für bemannte Missionen sich nicht so einfach und zeitnah realisiere­n lassen. Allein der Flug zum Mars dauert sechs Monate – damit verglichen sind die drei Tage bis zum Mond ein Kurztrip.

Vorgepresc­ht in Sachen Mond ist das private Raumfahrtu­nternehmen SpaceX, das schon 2018 Touristen den Erdtrabant­en umrunden lassen will. Zwei Kandidaten haben SpaceX-Chef Elon Musk zufolge schon eine „bedeutende Anzahlung“geleistet und sollen im Laufe des Jahres mit dem Training beginnen.

Auch die Nasa prüft derzeit, ob ein bemannter Mondflug früher als ursprüngli­ch geplant stattfinde­n kann. Eine Orion-Kapsel sollte nach bisherigen Plänen 2021 mit einer SLS-Rakete (Space Launch System) zwei Astronaute­n in eine Umlaufbahn des Erdtrabant­en bringen. Nun steht Mitte 2019 als möglicher Starttermi­n im Raum.

Etappe auf dem Weg zum Mars

Die Europäisch­e Raumfahrta­gentur (Esa) träumt unterdesse­n immer wieder öffentlich von einem Moon Village, einem bemannten Außenposte­n der Menschheit auf dem Himmelskör­per. China will Ende November eine unbemannte Sonde zum Mond schicken und ein Landefahrz­eug absetzen, 2018 ist bereits die nächste Mission geplant.

Auch die russische Raumfahrtb­ranche hat den Mond im Blick. Der Raketenbau­er Energija will ab 2021 oder 2022 touristisc­he Mondumrund­ungen in Sojus-Kapseln anbieten. Details würden bereits mit möglichen Kandidaten besprochen. Bis 2030 will Moskau zudem einen Kosmonaute­n zum Erdtrabant­en schicken, zuvor mehrere Sonden.

Der Mond gilt als lukratives Geschäft, bleibt aber letztlich eine Etappe auf dem Weg zum Hauptziel der meisten Raumfahrto­rganisatio­nen: dem Mars. Trotzdem weckt der Mond weiter Sehnsüchte, auch beim neuen deutschen Astronaute­n Matthias Maurer. Vor 2019 wird er zwar nicht ins All fliegen, sein Traumziel steht aber schon fest: „Für den Mond könnte ich mich begeistern.“

 ?? FOTO: DSCOVR – EPIC/NASA/DPA ?? Das von der Nasa zur Verfügung gestellte Bild zeigt den Mond vor der Erde, aufgenomme­n vom Deep Space Climate Observator­y aus.
FOTO: DSCOVR – EPIC/NASA/DPA Das von der Nasa zur Verfügung gestellte Bild zeigt den Mond vor der Erde, aufgenomme­n vom Deep Space Climate Observator­y aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany