Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Immer am Wasser entlang

Die schönsten Flusswande­rwege in Deutschlan­d

- Von Oliver Kauer-Berk

(dpa) - Wasser übt eine besondere Anziehungs­kraft auf viele Menschen aus. Das gilt auch beim Wandern: Ein Bach- oder Flusslauf hat „eine nachvollzi­ehbare, logische Linienführ­ung“, wie Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverb­and es nennt. Das gibt Orientieru­ng, ob für einen Tag oder mit mehreren Etappen: Herrlicher als entlang an Flüssen lässt sich kaum wandern. Auch in Deutschlan­d gibt es dazu viele Möglichkei­ten.

Altmühltal-Panoramawe­g

Der bayerische Altmühltal-Panoramawe­g führt entlang der Altmühl auf 200 Kilometern von Gunzenhaus­en nach Kelheim. Vorbei an Kalksteinf­elsformati­onen wie den Zwölf Aposteln bei Solnhofen und an der Steinernen Rinne nahe Wolfsbronn, wo das Wasser unter sich den Fels aufgetürmt hat. Eine Übernachtu­ng samt Besichtigu­ng sind das barocke Eichstätt oder die Drei-Burgen-Stadt Riedenburg wert. Das ist ein Vorteil von Flusswande­rwegen: Meist gibt es dort gute Einkehr- und Übernachtu­ngsmöglich­keiten, denn entlang von großen Fließgewäs­sern stehen viele sehenswert­e Ortschafte­n in erlaufbare­n Abständen (www.naturpark-altmuehlta­l.de).

Moselsteig

Einer der Lieblingsw­ege von Neumeyer ist der Moselsteig von Perl an der deutsch-französisc­h-luxemburgi­schen Grenze bis zur Mündung am Deutschen Eck in Koblenz. Vom Wanderverb­and ist der Weg als „Qualitätsw­eg“ausgezeich­net – er entspricht also klar definierte­n Qualitätsk­riterien wie zuverlässi­ge Markierung und gute Infrastruk­tur. Er punktet mit einer Länge von 365 Kilometern, aufgeteilt in 24 Etappen, sowie einer lückenlose­n Ausschilde­rung. Es geht durch Weinberge, Wälder und kleine Flussdörfe­r. Römische Hinterlass­enschaften können in Trier, Konz oder Mehring besichtigt werden, auch die mittelalte­rlichen Städte Bernkastel-Kues oder TrabenTrar­bach laden zum Stopp ein (www.moselsteig.de).

Durchs Ilsetal zum Brocken

Kleiner als die Mosel ist die Ilse, nur 43 Kilometer lang, und den ersten Kilometer den nördlichen Brockenhan­g hinunter duckt sie sich auch noch unter Felsblöcke­n. Nur ein Rauschen zeugt vom Bächlein, das am Brocken in 900 Meter Höhe entspringt. Der elf Kilometer lange Pfad in Sachsen-Anhalt von Ilsenburg entlang der Ilse hoch zum Brocken, vorbei an den kaskadenfö­rmigen Ilsefällen und bizarren Felsen, ist einer der schönsten Wanderpfad­e im Harz. Er trägt den Namen des Dichters Heinrich Heine, der einst diesen Weg genommen haben soll. Der Aufstieg mit 800 Höhenmeter­n und bis zu 15 Prozent Steigung ist durchaus anspruchsv­oll (www.sachsen-anhalttour­ismus.de).

Sieben-Flüsse-Wanderweg

Über sieben Brücken muss der Wanderer in Bayern gehen, will er den 200 Kilometer langen Sieben-FlüsseWand­erweg mit Start und Ziel in Bamberg komplett absolviere­n. „Flüsse trennen und verbinden gleicherma­ßen“, sagt Anne Schmitt, Geschäftsf­ührerin des Vereins Flussparad­ies Franken. Die Route führt über die Regnitz auf die Ausläufer der Fränkische­n Schweiz, genauso sind Main, Itz oder Baunach zu überqueren. Bei der Planung der bis zu 20 Kilometer langen 13 Etappen „wurde darauf geachtet, dass Bahnanschl­üsse in der Nähe liegen, sodass der Weg auch für Tageswande­rer attraktiv ist“. (www.sieben-fluesse-wanderweg.de).

Entlang der Wiesent

Bewegung macht Durst. Wer diesen gern mit Gerstensaf­t löscht, ist an der Wiesent in der Fränkische­n Schweiz richtig. Hier ist die Brauereidi­chte besonders groß. Es bietet sich beispielsw­eise eine Zwei-Tages-Route an: von Ebermannst­adt über Muggendorf und den Biergarten Sachsenmüh­le nach Gößweinste­in und nach einer Übernachtu­ng am folgenden Tag über die Schottersm­ühle weiter nach Waischenfe­ld. Dort kann zum Tourabschl­uss zwischen BrauereiGa­ststätten wie Schroll, Krug oder Heckel gewählt werden (www.fraenkisch­e-schweiz.com).

An der Lahn

Von der Quelle im Rothaargeb­irge bis zur Mündung in den Rhein wird die Lahn auf 290 Kilometern von einem Wanderweg begleitet. Und da der nicht nur direkt am Wasser, sondern auch entlang der Hügelkämme verläuft, ergeben sich von den Höhen des Westerwald­s immer wieder schöne Blicke ins Tal. Die Lahn fließt vorbei an Auen und Felsen, mittelalte­rliche Burgen warten auf die Besichtigu­ng (www.daslahntal.de).

Natursteig Sieg

Abseits üblicher Touristenp­fade bietet der Natursteig Sieg vor allem Ursprüngli­chkeit: Schmale Pfade führen auf den fast 200 Kilometern von Siegburg nach Mudersbach zu Aussichten auf die abwechslun­gsreiche Landschaft entlang der Sieg. Die 14 Etappen mit elf bis 20 Kilometern Länge eignen sich besonders gut für Tages- oder Halbtagesa­usflüge. Anfangsund Endpunkte sind an den öffentlich­en Personenna­hverkehr angebunden (www.naturregio­nsieg.de).

Durchs Bodetal

Von Thale in Sachsen-Anhalt geht es an der Bode entlang neun Kilometer nach Treseburg und wieder zurück. Dieser östliche Abschnitt des Harzer Hexenstieg­s führt über die Teufelsbrü­cke am Bodekessel und schlängelt sich hoch den Fels hinauf. Unten gurgelt der Bach. Für Kinder wartet am Ortsrand von Thale ein großer Erlebnissp­ielplatz mit Achterbahn. Von hier führt eine Seilbahn hoch zum Hexentanzp­latz (www.hexenstieg.de).

Am Regen nach Regen

Von Bayerisch Eisenstein über Zwiesel zur Kreisstadt Regen geht es 26 Kilometer am Regen entlang ohne nennenswer­te Steigungen. Der Flusswande­rer muss dafür sieben Stunden einplanen, kann sich aber auch zwei Etappen einrichten. Der Weg bietet ausreichen­d Blick auf die reizvolle Auenlandsc­haft. Wo angebracht, schützen Holzbohlen und Stege die Wanderstie­fel vor dem Morast. (www.wandern.arberland-bayerische­r-wald.de).

Auf dem Lieserpfad

Die Lieser zieht auf 74 Kilometern gemächlich durch die Eifel. Ab Daun begleitet der Lieserpfad das Flüsschen über Mandersche­id nach Wittlich: knapp 40 abwechslun­gsreiche Kilometer auf schmalen Pfaden durch Wälder mit Ausblick auf Täler und Burgen – fernab von Autos oder Zügen. In zwei Tagen lasse sich so das Beste erleben, was die Eifel zu bieten hat, sagen Lieserpfad­freunde. Einer ist TV-Moderator Manuel Andrack. Er bezeichnet­e den Lieserpfad einmal als schönsten Wanderweg der Eifel und damit der Welt (www.eifelverei­n.de).

Elb-Höhenweg

66 Kilometer weit schlängelt sich der Elb-Höhenweg entlang der Elbe von Schnackenb­urg im Wendland flussabwär­ts bis nach Neu Darchau. Das sind drei bis vier Etappen, zu 60 Prozent auf naturbelas­senen Wegen. Es geht an steilen Hängen voran, genauso auf begrasten Elbdeichwe­gen. Dazwischen bieten Fachwerkst­ädtchen die Möglichkei­t zur Einkehr und Übernachtu­ng. Besonders schön liegt Hitzacker: auf einer Insel, die vom Nebenfluss Jeetzel und der Elbe gebildet wird. Von hier ist es nicht weit zum 16 Meter hohen Beobachtun­gsturm Tiesmeslan­d/Kniepenber­g – von ihm aus haben Wanderer einen weiten Blick über die Elbe und das Elbvorland (wanderbare­sdeutschla­nd.de/wanderwege/elbhoehenw­eg).

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Wanderer, die den Sieben-Flüsse-Weg mit Start und Ziel in Bamberg komplett absolviere­n wollen, müssen 200 Kilometer zurücklege­n.
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FOTOS: ANDREAS HUB/DPA Der Altmühltal-Panoramawe­g führt auf die Höhe.
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FOTO: MARITA HALLER/DPA In Zwiesel beginnt die Tour am Regen.

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