Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Leichtathletik will Rekordlisten erneuern
(SID) - Die Leichtathletik steht vor einer Revolution: Mit einem tiefgreifenden Schnitt versucht die Sportart im Kampf gegen Doping weiter an Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Ab dem 1. Januar 2018 könnte es komplett neue Rekordlisten geben. Einen entsprechenden Reformplan befürwortete das Council des europäischen Verbands EAA für Europarekorde. Im August könnte der Weltverband IAAF diese Vorschläge für Weltrekorde übernehmen.
„Es geht darum, dass man nicht jeden Rekord einzeln prüft, sondern einen Strich drunter macht und neu anfängt“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop, „der europäische Verband würde gerne ab 1. Januar 2018 neu beginnen.“
Die Anerkennung zukünftiger Rekorde soll an neue Bedingungen geknüpft werden. Die Athleten müssen im Vorfeld eine Mindestanzahl an Trainingskontrollen absolviert haben, die Dopingproben beim entsprechenden Wettbewerb müssen zehn Jahre für Nachtests eingefroren werden. Zudem sollen bei einer späteren Dopingsperre des Sportlers Rekorde nachträglich auch dann aberkannt werden, wenn nicht konkret bewiesen werden kann, dass die Bestleistung unter Dopingeinfluss aufgestellt wurde. Diese Passage ist jedoch rechtlich umstritten.
Skepsis über Bestmarken
Hintergrund der Rekord-Diskussion ist die Skepsis, die aktuellen Bestmarken entgegengebracht wird. Etliche Rekorde wurden in den Hochzeiten des Anabolikadopings aufgestellt. Eine Vergleichbarkeit der Leistungen sei nicht mehr gegeben, sagte Prokop.
Nach dem Willen der EAA sollen die bisherigen Bestleistungen in eine Art historische Liste überführt werden, aber nicht mehr als aktuelle Rekorde gelten. Auf europäischer Ebene würde dies fast ein Dutzend von deutschen Athleten aufgestellte Bestmarken betreffen. Vier „deutsche“Weltrekorde stünden zur Diskussion.
Unterstützung bekamen die Europäer von IAAF-Präsident Sebastian Coe: „Ich mag diesen Vorschlag. Ein Schritt in die richtige Richtung.“Um die Reformen auch auf Weltrekorde zu übertragen, müssten die anderen Kontinentalverbände zustimmen. In der Vergangenheit hatte ein ähnlicher Vorschlag des DLV keine Mehrheit gefunden. „Es muss das Ziel sein, dass wir in der Leichtathletik einheitliche Rekordlisten haben“, sagte Prokop. Im Notfall würde die EAA „auch alleine so eine Neuregelung vornehmen“.