Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Juwel gegen den Ewigen
Monaco gegen Juventus wird auch das Duell zwischen Kylian Mbappé und Gigi Buffon
ianluigi Buffon brauchte nur zwei Sätze, um die Geschichte zu diesem Spiel im Grunde schon zu verraten. „Kylian Mbappé ist 1998 geboren, oder? In jenem Jahr war ich bei der Weltmeisterschaft in Frankreich“, sagte Italiens und Juves Fußballikone, die das Attribut „ewig“schon seit Jahren mehr verdient als jeder andere Kicker des Planeten. 39 Jahre ist der ewige Gigi alt, eine wandelnde Legende und noch immer einer der besten Torhüter der Welt. Weiß alles, sagt alles auch Kylian Mbappé, der 21 Jahre jünger ist und sich in dieser Saison zum nächsten großen Ding im Weltfußball gespielt hat.
Natürlich würde es dem Halbfinalduell in der Champions League zwischen Juventus und Monaco am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) nicht gerecht werden, würde man es nur auf das Aufeinandertreffen zwischen Buffon, dem ewigen Torwart, und Mbappé, dem Sturmjuwel, reduzieren. Da wäre etwa noch Giorgio Chiellini, der beste von den generell außergewöhnlichen Juve-Verteidigern, der seit einigen Wochen seinen Masterabschluss in BWL an der Universität Turin gemacht hat und sich seitdem, wie in Italien üblich, ganz offiziell Doktor nennen darf; oder Sami Khedira, der deutsche Weltmeister, der im Mittelfeld des italienischen Rekordmeisters die Fäden zieht, im Hinspiel aber fehlen wird; oder diese zwei aufregden argentinischen Angreifer, 90-Millionen-Mann Gonzalo Higuaín, dessen kleine Plautze ihn noch nie am Toreschießen hindern konnte und Paulo Dybala, der beim Laufen immer so aussieht, als würde er tanzen und ungemein viel Kraft in seinen gefühlvollen Füßchen hat. Und das wäre nur Juventus.
Monaco, das nach Pep Guardiolas Manchester City zuletzt den von den Sprengstoffanschlägen noch arg traumatisierten BVB aus der Champions League geworfen hat, verfügt über eine nicht minder spannende Mannschaft: Radamel Falcao, Mbappés kolumbianischer Sturmpartner, verfügt über einen ähnlichen Torriecher wie Higuaín; Linksaußen Thomas Lemar gilt mittlerweile als talentierter als Bayerns Kingsley Coman und soll, ebenso wie Rechtsaußen Bernardo Silva (22) einige Male vom Münchner Kaderplaner Michael Reschke beobachtet worden sein.
Doch Buffon und Mbappé sind eben die größten Symbole für dieses Duell zweier Clubs, die keine unterschiedlicheren Ansätze verfolgen könnten und doch auf ihre Art in diesen Moment mit die spannendsten Projekte im europäischen Fußball sind. Hier Juventus, die stolze „vecchia signora“(Alte Dame) aus Turin, mit ihren vielen Titeln, reifen Spielern und endlich wieder der besten Abwehr der Welt. Gerade einmal zwei Tore haben Buffon und seine Vorderleute in dieser ChampionsLeague-Saison nur kassiert. Dort der praktisch aus dem Nichts wiedererstarkte AS Monaco mit seinem aufregenden und manchmal auch aufreibenden Fußball, seinen jungen Himmelsstürmern um Torjäger Mbappé, den nicht nur Buffon wahlweise als neuen Messi, neuen Neymar oder neuen Thierry Henry bezeichnet. 21 Tore hat Monaco bisher erzielt in der Königsklasse, fünf davon Mbappé.
Favorit im Halbfinale: Juventus. Nicht nur, weil die alten Herren im Viertelfinale erstaunlich souverän Barcelona ausgechaltet haben. Sondern, weil sie in Turin Trainer Massimiliano Allegri in dieser Saison wirklich einen Kader zusammengestellt haben, der absolut titelreif wirkt. 1996 durften die Juventini zuletzt den Henkelpott in die Höhe stemmen. Was auch bedeutet: Gigi Buffon, der Trophäen sammelt wie andere Briefmarken, ist noch nie ChampionsLeague-Sieger geworden. Diesen Traum will er sich eigentlich noch erfüllen. Doch „Monaco ist ein Finalkandidat“, sagte Buffon. Auch wegen dieses jungen Mbappés, der ihn schon seit Monaten beeindruckt. Weil er „ein unglaubliches Talent ist“, aber auch, weil er „ein guter Junge zu sein scheint“, wie Buffon sagte.