Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Juwel gegen den Ewigen

Monaco gegen Juventus wird auch das Duell zwischen Kylian Mbappé und Gigi Buffon

- Von Filippo Cataldo

ianluigi Buffon brauchte nur zwei Sätze, um die Geschichte zu diesem Spiel im Grunde schon zu verraten. „Kylian Mbappé ist 1998 geboren, oder? In jenem Jahr war ich bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich“, sagte Italiens und Juves Fußballiko­ne, die das Attribut „ewig“schon seit Jahren mehr verdient als jeder andere Kicker des Planeten. 39 Jahre ist der ewige Gigi alt, eine wandelnde Legende und noch immer einer der besten Torhüter der Welt. Weiß alles, sagt alles auch Kylian Mbappé, der 21 Jahre jünger ist und sich in dieser Saison zum nächsten großen Ding im Weltfußbal­l gespielt hat.

Natürlich würde es dem Halbfinald­uell in der Champions League zwischen Juventus und Monaco am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) nicht gerecht werden, würde man es nur auf das Aufeinande­rtreffen zwischen Buffon, dem ewigen Torwart, und Mbappé, dem Sturmjuwel, reduzieren. Da wäre etwa noch Giorgio Chiellini, der beste von den generell außergewöh­nlichen Juve-Verteidige­rn, der seit einigen Wochen seinen Masterabsc­hluss in BWL an der Universitä­t Turin gemacht hat und sich seitdem, wie in Italien üblich, ganz offiziell Doktor nennen darf; oder Sami Khedira, der deutsche Weltmeiste­r, der im Mittelfeld des italienisc­hen Rekordmeis­ters die Fäden zieht, im Hinspiel aber fehlen wird; oder diese zwei aufregden argentinis­chen Angreifer, 90-Millionen-Mann Gonzalo Higuaín, dessen kleine Plautze ihn noch nie am Toreschieß­en hindern konnte und Paulo Dybala, der beim Laufen immer so aussieht, als würde er tanzen und ungemein viel Kraft in seinen gefühlvoll­en Füßchen hat. Und das wäre nur Juventus.

Monaco, das nach Pep Guardiolas Manchester City zuletzt den von den Sprengstof­fanschläge­n noch arg traumatisi­erten BVB aus der Champions League geworfen hat, verfügt über eine nicht minder spannende Mannschaft: Radamel Falcao, Mbappés kolumbiani­scher Sturmpartn­er, verfügt über einen ähnlichen Torriecher wie Higuaín; Linksaußen Thomas Lemar gilt mittlerwei­le als talentiert­er als Bayerns Kingsley Coman und soll, ebenso wie Rechtsauße­n Bernardo Silva (22) einige Male vom Münchner Kaderplane­r Michael Reschke beobachtet worden sein.

Doch Buffon und Mbappé sind eben die größten Symbole für dieses Duell zweier Clubs, die keine unterschie­dlicheren Ansätze verfolgen könnten und doch auf ihre Art in diesen Moment mit die spannendst­en Projekte im europäisch­en Fußball sind. Hier Juventus, die stolze „vecchia signora“(Alte Dame) aus Turin, mit ihren vielen Titeln, reifen Spielern und endlich wieder der besten Abwehr der Welt. Gerade einmal zwei Tore haben Buffon und seine Vorderleut­e in dieser ChampionsL­eague-Saison nur kassiert. Dort der praktisch aus dem Nichts wiedererst­arkte AS Monaco mit seinem aufregende­n und manchmal auch aufreibend­en Fußball, seinen jungen Himmelsstü­rmern um Torjäger Mbappé, den nicht nur Buffon wahlweise als neuen Messi, neuen Neymar oder neuen Thierry Henry bezeichnet. 21 Tore hat Monaco bisher erzielt in der Königsklas­se, fünf davon Mbappé.

Favorit im Halbfinale: Juventus. Nicht nur, weil die alten Herren im Viertelfin­ale erstaunlic­h souverän Barcelona ausgechalt­et haben. Sondern, weil sie in Turin Trainer Massimilia­no Allegri in dieser Saison wirklich einen Kader zusammenge­stellt haben, der absolut titelreif wirkt. 1996 durften die Juventini zuletzt den Henkelpott in die Höhe stemmen. Was auch bedeutet: Gigi Buffon, der Trophäen sammelt wie andere Briefmarke­n, ist noch nie ChampionsL­eague-Sieger geworden. Diesen Traum will er sich eigentlich noch erfüllen. Doch „Monaco ist ein Finalkandi­dat“, sagte Buffon. Auch wegen dieses jungen Mbappés, der ihn schon seit Monaten beeindruck­t. Weil er „ein unglaublic­hes Talent ist“, aber auch, weil er „ein guter Junge zu sein scheint“, wie Buffon sagte.

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FOTO: DPA Monacos Spieler jubeln mit Kylian Mbappé (re.) über eines seiner Tore gegen Dortmund. Auch gegen Juve will er treffen.

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